Hamburg in Wien: Ein Papierschiff am Donaukanal

PK - 'WIEN AHOI! HAMBURG KOMMT - UeBERDIMENSIONALES PAPIERSCHIFF'
PK - 'WIEN AHOI! HAMBURG KOMMT - UeBERDIMENSIONALES PAPIERSCHIFF'APA/HERBERT NEUBAUER
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Dieses Wochenende werden in Wien meterlange Papierschiffe aufgestellt. Und bringen damit eine neue Form des Stadtmarketings ins Land.

Wien. Was hat Hamburg mit Wien gemeinsam? Auf den ersten Blick wahrscheinlich einmal gar nichts. Denn Hamburg liegt aus Wiener Sicht fast am Meer – und Wien eben nicht.

Da braucht es schon findige Marketingmenschen, die die Gemeinsamkeiten der Städte herausarbeiten. Und das klingt dann in etwa so: Beide sind gleich groß, beide haben den Ruf, gute Lebensqualität zu bieten, und beide haben eine Vorgeschichte, die geprägt von Dynastien ist. In Wien waren es die Habsburger, in Hamburg die Kaufleute. Was für den Hamburger Tourismus aber in Wahrheit relevant ist: Hamburg ist bei den Österreichern beliebt. Allein 2013 hat die Zahl der Touristen (länderübergreifend) um 11,3 Prozent zugenommen. Österreich liegt auf Platz fünf jener Länder, die die Hansestadt am meisten besuchen.

Ein wenig Elbphilharmonie

Das nimmt man im Hamburger Stadtmarketing gern zum Anlass, um noch mehr um die Gunst der Österreicher zu werben. Mit einem ziemlichen Spektakel. Am ersten Augustwochenende wird Hamburg vier große Papierschiffe nach Wien schicken. Das Mutterschiff – ein immerhin zwölf Meter langes Papierschiff – wird am Donaukanal bei der Strandbar Herrmann stehen. Drei Töchterschiffe, jeweils fünf Meter lang, stehen vor der Oper, im Museumsquartier und auf dem Rathausplatz und werden das Hamburg-Thema repräsentieren.

Wie es ist, am Hafen zu leben, kann vor der Oper via iPad und Videos entdeckt werden. Im Museumsquartier wiederum wird Hamburg, die (junge) Musikstadt, präsentiert. Mit einer Vorstellung des Reeperbahn Festivals und einer virtuellen Mini-Reeperbahnführung. Und wem es nicht zu peinlich ist, der kann Papierschiffchen mit Grüßen basteln und im Museumsquartierteich auf Fahrt schicken.
Hamburgs klassischer Musikzugang wird auf dem Rathausplatz präsentiert. Mit einem Einblick in die Elbphilharmonie – dem Konzerthaus, das seit 2007 gebaut wird (und das seit Jahren mit seinen explodierenden Kosten auch für unrühmliche Hamburg-Schlagzeilen sorgt). Auf dem Mutterschiff werden jeden Abend Filme zu einem der drei Themenschwerpunkte übertragen. Am Samstag etwa die „Hamburg Cruise Days Parade“: Sechs Kreuzfahrtschiffe fahren im Gänsemarsch durch den Hafen.

Lust auf Umzug machen

Und all das für ein paar mehr Touristen aus Wien? Nein, bei solchen Aktionen geht es um weit mehr als Reisende. Es geht ums Image, um wirtschaftliche Beziehungen, um die Zukunft. „Wir stellen Hamburg auch als potenziellen Standort dar. Es ist auch ein Werben um die klügsten Köpfe des Landes“, sagt Hamburg-Marketing-Chef Thorsten Kausch (übrigens ein guter Freund von Wien-Tourismus-Chef Norbert Kettner). Jungfamilien zögen angeblich jedenfalls gern in die Hafenstadt. Die Mieten seien noch nicht so teuer wie in München, und irgendwie sei es solider als das bunte Berlin. Die Stadt hat schon früh neue Felder wie erneuerbare Energien, Medien und Innovation besetzt – nicht umsonst ist das größte deutsche Google-Office hier und nicht in Berlin. Laut Statistik lebten jedenfalls 2013 rund 4300 Österreicher in Hamburg, die meisten aus Wien.

Und so wie in Wien hat sich in Hamburg in den vergangenen Jahren ein sehr ähnliches Lebensgefühl entwickelt. Haubenköche geben ihre renommierten Restaurants auf und machen eigene, kleine Projekte auf. Am Wochenende sind die städtischen Flussadern so voll, „dass Kajaks zusammenprallen“, erzählt Kausch. Und der Wind ist so stark, dass für Hamburger an einem windigen Tag in Wien nur ein kleines Lüftchen weht. Apropos Wetter – in einem Punkt ähneln sich beide: Am „Hamburg goes Wien“-Wochenende wird es vermutlich leider regen – da wie dort.

Termine

Von 1. bis 3. August macht das Hamburg-Schiff Station in Wien. Zentrum ist die Strandbar Herrmann, wo es jeden Abend ab 21.15 Uhr ein (filmisches) Schwerpunkthema gibt. Weiters finden Events auf dem Rathausplatz (Fr–So 11–21 h), der Staatsoper (Fr 13–20 h, Sa und So jeweils 11–21 h) und im Museumsquartier (Fr–So 10–20 h) statt. www.hamburg-ahoi.com.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2014)

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