Unwetter: Regenrekorde und 6000 Blitze

SALZBURG: HOCHWASSER IN MITTERSILL
SALZBURG: HOCHWASSER IN MITTERSILLAPA/EXPA/ JFK
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Schwere Gewitter haben in vielen Regionen für Überflutungen und Vermurungen gesorgt. Entlang der Salzach hat der Hochwasserschutz das Schlimmste verhindert.

Wien. „Es war“, sagte der Bürgermeister von Neusiedl am See, Kurt Lentsch, am Ende des Tages, „echt dramatisch.“ Der Neusiedler Hauptplatz stand nach den enormen Regenmengen einen halben Meter unter Wasser. Einer von vielen überfluteten Orten: Die heftigen Gewitter – begleitet von fast 6000 Blitzen binnen weniger Stunden – am Mittwoch und in der Nacht auf Donnerstag haben vor allem im Burgenland, in Niederösterreich, Tirol und Salzburg zahlreiche Straßen, Keller und Felder unter Wasser gesetzt, etliche Murenabgänge verursacht, viele Flüsse und Bäche über die Ufer treten lassen.

Die gute Nachricht: Verletzte gab es mit Ausnahme eines Tirolers nicht. Er war im Bezirk Kitzbühel mit seinem Auto in den Hochwasser führenden Loferbach gestürzt, konnte sich aber ans Ufer retten.

Die weniger gute Nachricht: Eine echte Entspannung ist nicht in Sicht. Zwar beginnt der heutige Freitag, vor allem im Westen, sonnig und trocken, im Laufe des Tages rechnet der Wetterdienst Ubimet aber mit Schauern, „und die können wieder kräftig ausfallen“, sagt Meteorologe Thomas Rinderer. Der Samstag verläuft sonnig und hochsommerlich. Ab dem Sonntag aber „ist wieder mit unbeständigem Wetter und Schauern zu rechnen. Lokal kann es große Regenmengen geben.“ Wo genau, ließe sich nicht exakt vorhersagen. „Es wäre aber ein großes Pech, wenn die Gewitter wieder genau dieselben Regionen träfen wie am Mittwoch.“

  • Im Burgenland war besonders die Region um den Neusiedler See betroffen. In Neusiedl am See hat es von Mittwoch bis Donnerstagvormittag fast doppelt so viel geregnet wie sonst im ganzen Monat Juli: 106 Liter Regen pro Quadratmeter wurden in diesem Zeitraum laut der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) gemessen. Noch mehr waren es in Podersdorf (158Liter/m). Weiter südlich, in Mörbisch fielen innerhalb von zwei Stunden 80Liter Regen/m – Mengen, die „statistisch gesehen nur etwa alle 100 Jahre vorkommen“, sagt Rinderer.
  • In Salzburg war die Lage vor allem im Oberpinzgau kritisch. Im Neukirchener Ortsteil Rosental waren sieben Menschen und ein Hund vom Wasser eingeschlossen, sie konnten von der Wasserrettung in einem Raftingboot geborgen werden. Eine Brücke wurde zerstört. Am Donnerstag stellten die ÖBB vorbeugend den Zugverkehr zwischen Zell am See und Schwarzach ein, sollte der Fluss hier über die Ufer treten.

    In Mittersill war der Pegelstand der Salzach zwar höher als beim Hochwasser 2005 und lag am Donnerstag bei 5,25 Metern. Die mobilen Hochwasserschutzwände erfüllten aber ihren Zweck und verhinderten eine größere Überflutung. Für die Stadt Salzburg wurde der Höhepunkt in der Nacht auf Freitag erwartet. Am Donnerstag erreichte die Salzach hier bereits die kritische Marke von 7,5 Metern: Deshalb wurde mit der Errichtung der mobilen Schutzanlagen begonnen.
  • In Tirol war der Bahnverkehr zwischen Wörgl und Kirchberg betroffen. Hier fielen zwar keine enormen Regenmengen wie im Osten, die Böden können aber ob des verregneten Sommers kaum mehr Wasser aufnehmen. Zudem liege, sagt Meteorologe Rinderer, die Schneefallgrenze wegen der hohen Temperaturen derzeit hoch (3500 Meter): Somit wird der Niederschlag in höheren Lagen nicht als Schnee gebunden. „Alles fließt sofort ab.“
  • In Niederösterreich mussten die Feuerwehren in einer Nacht fast 100 Mal ausrücken. Vor allem Neunkirchen, Bruck an der Leitha und Hollabrunn waren von den schweren Regenfällen betroffen. Nach Murenabgängen war die Südbahnstrecke zwischen Gloggnitz und Payerbach-Reichenau gesperrt, am Donnerstag war der Verkehr eingleisig wieder möglich.
  • In Wien und an der Donau herrscht ebenfalls Hochwasseralarm. Das Baden in der Neuen Donau ist ab Freitag verboten, die Wehranlagen sind besetzt. (APA/mpm)

AUF EINEN BLICK

Fast 6000 Blitze wurden nach Angaben der ZAMG am Mittwoch in Österreich gezählt, rund 3000 davon im Burgenland. Die schweren Unwetter haben zu zahlreichen Überflutungen und Vermurungen geführt. Besonders betroffen waren Salzburg und das Burgenland: In Neusiedl am See fiel von Mittwoch bis Donnerstagvormittag fast doppelt so viel Regen wie sonst im gesamten Monat Juli.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2014)

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