Banküberfälle als Freigänger: Neun Jahre Haft

Der Angeklagte vor Gericht
Der Angeklagte vor GerichtAPA/GEORG HOCHMUTH
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Wegen insgesamt sechs Banküberfällen stand ein Mann in Wien vor Gericht. Drei davon verübte er im gelockerten Vollzug.

Ein besonders dreister Bankräuber ist am Donnerstag im Wiener Straflandesgericht zu einer neunjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Der 38-Jährige war im Jänner 2012 wegen eines bewaffneten Überfalls mit vier Jahren Haft bedacht worden. Als er in der Justizanstalt Hirtenberg rasch in den gelockerten Vollzug kam, nutzte er Freigänge, um in der Bundeshauptstadt drei Banken zu überfallen.

"Das klingt nicht sehr gut", räumte sein Verteidiger vor einem Schöffensenat ein. Sein Mandant sei aber grundsätzlich "ein Familienvater, der fast 20 Jahre brav als Tischler gearbeitet hat". Zum Räuber sei er nur infolge einer "Abwärtsspirale" geworden.

Schuld daran war die Spielsucht, die sich des Vaters zweier minderjähriger Töchter bemächtigt hatte. Er sei den Automaten regelrecht verfallen, schilderte der Angeklagte. Weil er nach eigenen Worten "anfing, recht viel zu verlieren", gab er zunächst seinen Job auf und verdingte sich als Pfuscher, da er damit mehr verdiente. Außerdem konnte er seine Zeit besser einteilen und sich nach eigenem Gutdünken den "einarmigen Banditen" widmen.

Nach einem ersten Überfall, den er im August 2011 mit zwei Mittätern zur Finanzierung seiner Leidenschaft beging, wurde der 38-Jährige im November 2011 geschnappt und zwei Monate später verurteilt. Im Gefängnis machte er sich wegen guter Führung recht beliebt - trotz der zu verbüßenden mehrjährigen Strafe bekam er schon im Herbst 2013 erste Freigänge gewährt, die er vorwiegend bei seiner Lebensgefährtin in Wien-Ottakring verbrachte.

Allerdings nützte er in weiterer Folge drei Ausflüge in die Freiheit, um unweit der Wohnung seiner Freundin Banken zu überfallen. Am 28. Oktober 2013, am 3. Februar 2014 und am 25. März 2014 legte er in den betroffenen Instituten jeweils einen Zettel aufs Pult und forderte Geld. Insgesamt erbeutete der "Zettelräuber" damit rund 38.000 Euro, wobei er nach den ersten beiden Überfällen seelenruhig in die JA eingerückt war. Nach dem Coup Ende März klickten dann allerdings erneut die Handschellen.

Schulden bei "Kredithaien"

Er habe dringend Geld benötigt, weil ihm seine Gläubiger im Nacken saßen, machte der Angeklagte vor Gericht geltend. Er habe sich bei "Kredithaien" beträchtliche Summen ausgeborgt gehabt. Während eines Freigangs sei er zufällig einem von ihnen über den Weg gelaufen. Dieser habe ihm gedroht, er werde seiner Freundin von seinen hohen Schulden erzählen, falls er nicht rasch bezahle.

Außerdem hatten sich im Gefängnis die Verbindlichkeiten des Mannes weiter angehäuft. Er habe sich dort mit Mitgefangenen aufs Pokerspielen eingelassen, gab der Angeklagte zu. Fortuna dürfte ihm auch hinter schwedischen Gardinen nicht gesonnen gewesen sein.

Nach seiner Festnahme konnte ein Teil der Beute bei seiner Freundin sichergestellt werden, wo der Mann ohne ihr Wissen 12.000 Euro in Jacken eingenäht hatte. Zusätzlich hatte er der Frau 6.000 Euro überlassen, wobei er ihr vormachte, er habe das Geld gewonnen. Darüber hinaus stellte sich heraus, dass der 38-Jährige im Jahr 2011 drei bis dahin ungeklärte Überfälle auf eine weitere Bank und zwei Post-Filialen begangen hatte, wobei er in diesen Fällen jeweils mit einer Pistole in Erscheinung getreten war. Damalige Gesamtbeute: 35.000 Euro.

"Will meine Zeit absitzen"

Der Angeklagte akzeptierte die für die sechs Überfälle über ihn verhängte Strafe. "Ich will meine Zeit absitzen, mich weiterbilden und nach meiner Entlassung wieder arbeiten", gab er auf Fragen, wie er sich seine Zukunft vorstelle, an. Seine Freundin hat sich mittlerweile von ihm getrennt. Der Staatsanwalt gab vorerst keine Erklärung ab. Das Urteil ist daher nicht rechtskräftig.

(APA)

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