Rechtschreibfehler in SMS: Für Jugend kein Problem

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Symbolbild(c) Clemens Fabry - Die Presse
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Ein Viertel der Österreicher bemerkt eine starke Veränderung der eigenen Sprache. Den größten Einfluss darauf hat die Technik.

Wien. HDL für Hab dich lieb, LG für Liebe Grüße und LOL für Laughing out Loud: All diese Abkürzungen wurden in den vergangenen Jahren für viele Menschen Teil des täglichen Sprachgebrauchs. Die Sprache verändert sich. Das bemerkt ein großer Teil der Österreicher auch an der eigenen Kommunikation.

Konkret nimmt ein Viertel der Österreicher eine starke Veränderung im eigenen Sprachverhalten wahr. Das ist das zentrale Ergebnis einer Umfrage des GfK-Austria-Instituts, das – im Auftrag des Mobilfunkbetreibers A1 – 1000 Mobiltelefonnutzer ab zwölf Jahren befragte. Auffallend ist, dass es vorwiegend die Jungen sind, die einen Wandel feststellen. 47Prozent der unter 24-Jährigen sehen eine starke Bewegung. Bei den über 55-Jährigen sind es nur noch 18 Prozent.

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Den Grund für die Veränderungen sieht die Mehrheit der Österreicher in der Technik. 58 Prozent halten Computer, Handy und Internet für die stärksten Einflussfaktoren in Bezug auf Sprache. Auch der Jugendkultur (50 Prozent), den Medien (42 Prozent) und der Globalisierung (29 Prozent) wird in diesem Zusammenhang Bedeutung beigemessen. Dass auch die Wissenschaft unser Sprachverhalten prägt, glauben hingegen nur acht Prozent der Befragten. „Die Wissenschaft wird hier gröblich unterschätzt. Denken Sie nur an die Medizin oder die Technik. ,Smart‘ kannte man früher nur als Zigarettenmarke. Clouds und Apps waren selbst vor acht Jahren noch völlig unbekannt“, sagt Rudolf Bretschneider vom GfK-Institut.

Der Sprachveränderung stehen die Österreicher durchaus ambivalent gegenüber. 58 Prozent empfinden sie sowohl positiv als auch negativ. Ausschließlich schlecht bewertet sie ein Drittel. Davon befürchtet jeder Fünfte, dass es künftig noch mehr Anglizismen geben wird und die österreichische Sprache bzw. der Dialekt verloren gehen werde. Wiederum elf Prozent würden ein Überhandnehmen von Abkürzungen schlecht finden.

SMS werden in Öffis getippt

Der Umgang mit der Rechtschreibung ist hingegen ein durchaus lockerer. Mehr als 40 Prozent halten Rechtschreibfehler in der digitalen Sprache für unproblematisch (siehe Grafik). Sie unterscheiden dabei aber sehr wohl zwischen verschiedenen Situationen. Während mehr als zwei Drittel davon kein Problem damit haben, wenn Rechtschreibfehler in SMS auftauchen, halten es bei beruflichen E-Mails nur zwei Prozent für unproblematisch. In puncto Rechtschreibung sind Junge besonders tolerant: 60 Prozent halten Fehler in der digitalen Sprache für (eher) zulässig. Bei den über 55-Jährigen sind es lediglich 29 Prozent. „Die Jugend kommuniziert hauptsächlich schriftlich – und das schnell. Sie legt nicht jedes Wort auf die Waagschale“, sagt Bretschneider.

Das Kommunikationsverhalten von jungen und alten Mobiltelefonnutzern unterscheidet sich tatsächlich grundsätzlich. Während das Handy allgemein zu zwei Dritteln zum Telefonieren und nur zu einem Drittel für die schriftliche Kommunikation genutzt wird, ist das bei Jungen umgekehrt. Die unter 24-Jährigen nützen es zu zwei Dritteln zum Versenden von Textnachrichten. „Es ist noch nie zuvor so viel geschrieben worden wie heute“, sagt Bretschneider.

SMS getippt wird am liebsten in öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Hälfte der Befragten macht das zumindest gelegentlich. Immerhin jeder Dritte schreibt auch während privater Verabredungen Textnachrichten. Selbst im Schlafzimmer und am WC werden SMS gesendet (26 bzw. 21 Prozent). 13 Prozent der Befragten geben sogar zu, dass sie sich nicht an das Gesetz halten und beim Autofahren tippen.

Lautlos stellen statt abschalten

„Es geht immer mehr darum, ständig erreichbar zu sein“, sagt Hannes Ametsreiter, Generaldirektor von A1. Im Vergleich zu früher wird das Mobiltelefon immer seltener abgeschaltet. Waren es im Jahr 2002 wochentags 5,3 Stunden, sind es jetzt nur noch 3,1 Stunden pro Tag. „Lautlos ersetzt das Abschalten“, so Ametsreiter. Wurde das Mobiltelefon 2002 nur für 1,9 Stunden lautlos geschaltet, sind es jetzt 5,2 Stunden pro Tag.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2014)

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