Highways für Fußgänger und Radler

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Bundeshauptstadt hat ein Verkehrskonzept bis zum Jahr 2025 erarbeitet, abgestimmt mit Niederösterreich und Burgenland. Nun soll ein Konzept für die Ostregion folgen.

Wien. Seit Jahrzehnten gehen Wien, Niederösterreich und das Burgenland beim Thema Verkehr eigene Wege. Es gab oft keine Abstimmung, kein gemeinsames Verkehrskonzept für die Ostregion – zum Leidwesen der Wiener, Niederösterreicher und Burgenländer.

Nun soll alles anders werden. Alle drei Länder wollen sich im Verkehrsbereich deutlich besser abstimmen und bei übergreifenden Verkehrsprojekten als Ostachse mit einer Stimme gegenüber Dritten auftreten (z.B. gegenüber dem Bund oder den ÖBB bezüglich der Strecken, Takte und Anschlüsse). Es laufen intensive Gespräche, ein gemeinsames Verkehrskonzept für die Ostregion zu erarbeiten.

Dieses Fachkonzept Mobilität wird noch unter Verschluss gehalten. Aber jener Teil, der die Bundeshauptstadt betrifft (inklusive des künftigen Ausbaus der Verbindungen nach Niederösterreich bis zum Jahr 2025) liegt der „Presse“ vor. Es wurde von Rot-Grün gemeinsam erarbeitet, sieht zahlreiche Neuerungen vor – im Dezember wird es im Gemeinderat beschlossen. Die Details:


•Rad-Langstrecken. Der Radverkehr soll gefördert werden, Rad-Autobahnen für Langstrecken sollen entstehen. Damit will Rot-Grün nicht nur Freizeitfahrer ansprechen, sondern auch jene, die mit dem Rad zur Arbeit fahren wollen, wegen schlechter Verbindungen aber noch zögern. Zusätzlich sollen Pendler vom Wiener Umland motiviert werden, per Fahrrad zur Arbeit nach Wien zu kommen. Dazu wurden drei Wiener Hauptrouten entwickelt (Nord-, Süd- und Ostroute) und mit Niederösterreich abgestimmt. Die Westroute verläuft vom Ring über den Wiental-Radweg nach Westen. Die Nordroute vom Ring über die Wagramer Straße. Die Südroute startet vom Karlsplatz und geht über die Argentinierstraße zum Hauptbahnhof und dann weiter bis Leopoldsdorf. Bis 2018 wird eine der drei Routen umgesetzt, bis 2025 folgen die anderen zwei.
Ausbau von Flaniermeilen. Die Verbindungen von „Orten mit hoher Bedeutung für Alltagswege“, wie es in dem Papier heißt, sollen attraktiviert und zu Flaniermeilen ausgebaut werden. Es sollen also zentrale Plätze wienweit mit einer attraktiven Streckenführung verbunden werden. Eine Route, die über Märkte oder Einkaufsstraßen führt, über gute Verbindungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln verfügt und die hoch frequentierten Pkw- und Radstrecken meidet. Also eine Art urbane Wanderwege durch die Stadt. Zusätzlich werden diese sechs Routen (siehe Grafik) mit einer umfangreichen Beschilderung versehen, um die Orientierung zu erleichtern. Bis 2018 werden zwei bezirksübergreifende Flaniermeilen realisiert (Route 1 und 2 – siehe Grafik), weitere fünf Routen entstehen bis 2025.

•Öffentlicher Verkehr. Priorität haben für Wien der Ausbau der Südbahn von Meidling bis Liesing, eine Intervallverdichtung auf der S45 (Vorortelinie) und den S-Bahn-Außenästen (S7, S50 oder S10 via Stadlau), die S-Bahn-Verbindung S80 von Stadlau nach Hütteldorf samt Ausbau des Marchegger Asts der Ostbahn, dazu der Ausbau der S45 entlang der Donau. Im Bereich der U-Bahn finden sich in der Planung nur bereits bekannte Projekte: U1 nach Oberlaa, U5 nach Hernals und U2-Verlängerung nach Favoriten.

•Individualverkehr.
Im Masterplan für den Wiener Verkehr wurde die Realisierung folgender Straßenprojekte festgeschrieben: Stadtstraße Aspern, die B224 (im Abschnitt Gürtel-Winckelmannstraße-Wiental), Lückenschluss der B229 im Abschnitt Heinrich–von–Buol–Gasse/Kürschnergasse, die B227 im Zusammenhang mit der Anschlussstelle Muthgasse, die B14 (Simmeringer Hauptstraße/Klederinger Straße). Ausgebaut werden die B232 im Bereich Gerasdorf, die B228 im Bereich Simmering, die B225 entlang des Goldberges.
•Stadtteil-Management. „Die verschiedensten lokalen Mobilitätsmaßnahmen sind zu bündeln und aufeinander abzustimmen“, heißt es in dem Papier. Das bedeutet: Wien wird künftig auch für ganze Stadtteile Verkehrskonzepte erstellen. Sie sollen bis 2025 erarbeitet werden.

Konfrontiert mit dem Papier bestätigt der grüne Verkehrssprecher, Rüdiger Maresch, der „Presse“: „Es ist ein rot-grünes Papier, an dem wir lang und intensiv gearbeitet haben.“ Es werde im Dezember im Gemeinderat beschlossen und sei mit Niederösterreich und dem Burgenland abgestimmt. Mit beiden Ländern liefen intensive Gespräche über ein gemeinsames Verkehrskonzept für die Ostregion. „Das Ziel ist die Stärkung des umweltfreundlichen Verkehrs“, so Maresch. Der Plan sehe aber auch vor, dem Individualverkehr „ordentliche Straßen“ zur Verfügung zu stellen. Nachsatz: Wo es notwendig sei, müssten auch Garagen gebaut werden.

(c) Die Presse Grafik

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.08.2014)

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