Vom Sommer, der in den Regen fiel

WIENER FREIB�DER MIT EINEM DRITTEL WENIGER BADEG�STE
WIENER FREIB�DER MIT EINEM DRITTEL WENIGER BADEG�STE(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Das Wetter hat für ein Minus in den Ferienregionen von bis zu zehn Prozent gesorgt. Von leeren Urlaubsorten, überfüllten Thermen und Strategien gegen Schlechtwetter.

Wien. Der Sommer? „Der hat heuer ja gar nie angefangen“, „ausgefallen“, „welcher Sommer?“, so reden die Kellner, die Hoteliers oder die Geschäftsleute in den Ferienregionen über die nun vergangene Feriensaison. Badeorte sind verwaist, Feste fallen aus. Wer doch abends im nasskalten Freien sitzt, in Jacken und Decken gewickelt, möchte fast um einen Glühwein fragen, statt den sommerlichen Spritzer zu bestellen. Es sind Impressionen aus den Ferienregionen, wie sie diesen Hochsommer zuhauf entstanden sind. Regen, Kälte, Leere. Und die Klage der Gastgeber, der Sommer sei heuer völlig in den Regen gefallen, obwohl Regen und Kälte-Episoden stets zum Ferienbetrieb gehören.

„Nein, das ist keine durchschnittlich schlechte Saison, das ist schon ganz deutlich schlechter“, sagt Roland Sint, Geschäftsführer des Wörthersee Tourismus. Vor allem spontan entschlossene Kurzurlauber aus dem Osten Österreichs sind nicht gekommen. Dazu kam ein späterer Ferienbeginn in Deutschland, auch die Fußball-WM ließ die Deutschen Anfang Juli daheim bleiben. In Summe, so Sint, hat all das zu einem Minus von zehn Prozent bei den Nächtigungen im Juli geführt, die August-Zahlen dürften nicht viel besser sein. Und, in ganz Kärnten ist der Juli mit einem Nächtigungsminus von 10,2 Prozent schwächer als im Rest Österreichs verlaufen. Auch wenn es in Vorarlberg (minus 9,9 Prozent), Oberösterreich (minus sieben), Tirol (minus 5,9), ebenfalls klare Einbußen gab. In Summe lag das Juli-Nächtigungsminus bei 4,9 Prozent, allein Wien zählte ein Plus. Für den August liegen der Statistik Austria noch keine Zahlen vor. Viel besser als der Juli, berichten Touristiker, sei er nicht gelaufen. Die gute Vorsaison – Mai und Juni – aber gleicht die Zwischenbilanz noch auf plus 0,2 Prozent (Nächtigungen in ganz Österreich, Mai bis Juli) aus.

„Sommer? Welcher Sommer?“, fragt Oliver Schwarz, Chef des Ötztal Tourismus. Zum Scherzen ist ihm trotzdem, denn „den Umständen entsprechend“ könne man trotz des ausgefallenen Hochsommers schon zufrieden sein. Ausgeblieben sind heuer vor allem Gäste aus Deutschland, den Niederlanden und Belgien. Jene also, die spontan entscheiden und mit dem Auto anreisen. Aber, wenn der Herbst gutes Wanderwetter bringt, könnte man die Vorjahreszahlen halten.

„Den Umständen entsprechend“ gut

Ähnlich glimpflich schaut das Fazit in Salzburg aus. Leo Bauernberger, Geschäftsführer des Salzburger Land Tourismus, spricht von „außergewöhnlich schwierigen Wetterbedingungen“, angesichts dieser aber von einem „sehr guten Ergebnis“: Trotz des schwachen Juli sei die Saison von Mai bis Juli besser verlaufen als im Schnitt der vergangenen fünf Jahre. Das liege auch am erweiterten Schlechtwetterprogramm, etwa dem neuen Domquartier, diversen Thermen, Einkaufsmöglichkeiten und kulinarischen Angeboten.

Vor allem Thermen gehören zu den großen Profiteuren des Regens: Die Betreiber berichten von Rekorden und zweistelligen Zuwächsen, der Tiroler Aqua Dome stieß an Regentagen an Kapazitätsgrenzen, die oberösterreichischen Eurothermen zählten um 25 Prozent mehr Besucher.

Solche Angebote ausbauen, so lautet die Strategie, um mit verregneten Saisonen wie dieser besser fertig zu werden: In Tirol sind etwa ein Naturparkhaus, eine Art Erlebnis-Museum, und ein neues Kletterzentrum geplant. In Kärnten will man Sportler, die Regen nicht vom Baden und Wandern abhält, mit Angeboten locken. Oder spezielle Zielgruppen: Wie die schwule Community, die sich dieses Wochenende beim Pink Lake Festival trifft. Und das soll auch heuer sehr gut besucht sein, obwohl es in Velden am Wochenende wohl wieder regnen wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2014)

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