Waldviertel: Drei Familienmitglieder starben in Brunnen

APA/ORF/GERNOT ROHRHOFER
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Der Vater war offenbar in den Brunnenschacht gefallen. Die schwangere Tochter und sein Schwiegersohn wollten ihn retten.

Unter tragischen Umständen sind am Sonntagabend drei Mitglieder einer Familie - Vater, schwangere Tochter und Schwiegersohn - im Waldviertel ums Leben gekommen. Sie starben in einem Brunnenschacht in Fichtenhöfen in der Gemeinde Schönbach (Bezirk Zwettl) vermutlich an einer CO2-Vergiftung. Die Einsatzkräfte waren kurz vor 19.30 Uhr alarmiert worden, berichteten Philipp Gutlederer von Notruf NÖ und NÖ Feuerwehrsprecher Franz Resperger. Der Brunnenschacht soll etwa zehn Meter tief sein. Die Helfer der FF Schönbach und Bad Traunstein hätten eine "sehr hohe CO2-Konzentration festgestellt", sagte Resperger. Die Feuerwehrleute mussten sich dem Sprecher zufolge unter Atemschutz abseilen, um die Opfer zu bergen. Für die beiden Männer kam jede Hilfe zu spät. Wiederbelebungsmaßnahmen blieben erfolglos. Die schwangere Frau wurde von "Christophorus 2" abtransportiert. Sie war ebenfalls wiederbelebt worden, starb jedoch auf dem Weg in ein Krankenhaus, so Gutlederer.

Vater wollte Schwammerl suchen

Der Unfallort befindet sich wenige hundert Meter vom landwirtschaftlichen Anwesen der Familie entfernt im Wald, sagte Manfred Ehrgott, Einsatzleiter des Roten Kreuzes. Laut Resperger soll der Vater vorgehabt haben, Schwammerl suchen zu gehen. Warum er in den Brunnen stürzte oder stieg, blieb unklar. In der Folge dürfte die Tochter versucht haben, den Mann zu retten. Letztlich stieg auch der Schwiegersohn in den Schacht. Er war es vermutlich, der zuvor noch telefonisch Alarm geschlagen hatte, sagte Resperger.

Neben "Christophorus 2", der Feuerwehr, dem Roten Kreuz und dem Samariterbund rückten auch Kriseninterventionsteams aus. Familienangehörige mussten ebenso betreut werden wie Helfer, die am Unfallort im Einsatz waren, teilte Ehrgott mit. Untersuchungen dahin gehend, wie die Frau und die beiden Männer ums Leben gekommen waren, standen zunächst noch aus. Die Leichen wurden vorerst nicht zur Beerdigung freigegeben, sie sollen Dienstagabend obduziert werden.

Spendenkonto eingerichtet

"Man kann es nicht in Worte fassen", sagte Ewald Fröschl (ÖVP), Bürgermeister der etwas mehr als 800 Einwohner zählenden Waldviertler Marktgemeinde, am Tag nach der Tragödie. "Wir wollen so gut wie möglich helfen. Und das werden wir auch tun." So sollen Zivildiener in der Landwirtschaft der Familie zur Unterstützung herangezogen werden. Die im Juli 2010 gegründete "Initiative Schönbach" für in Not geratene Gemeindebürger werde den Hinterbliebenen - es handelt sich um die Ehefrau des 54-Jährigen und den 87 Jahre alten Vater - ebenfalls Hilfe leisten. Nicht zuletzt haben der Verein und die Gemeinde ein Spendenkonto (AT18 3299 0000 0300 3555) eingerichtet.

Der Brunnenschacht war laut dem Bürgermeister neu errichtet worden. Es sei "fast kein Wasser drinnen". Der 54-Jährige habe den Brunnen auf dem Weg zum Schwammerlsuchen offenbar kontrollieren wollen. Weil der Mann nicht nach Hause zurückkehrte, sei nach ihm gesucht worden. In der Folge stiegen auch die 26-jährige Tochter und der Schwiegersohn (33) in den Schacht. Sie verloren wie der 54-Jährige das Bewusstsein.

Kriseninterventionsteams im Einsatz

In Schönbach kamen nach dem tragischen Unfall auch Kriseninterventionsteams des Roten Kreuzes zum Einsatz. Sie mussten Familienangehörige ebenso betreuen wie Helfer der Feuerwehr.

(APA)

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