Sicherheit: Wiener Linien rüsten Straßenbahn-Türen auf

(c) (Fabry Clemens)
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Fast 300 Fahrgäste wurden in Wien in den Jahren 2006 und 2007 von Straßenbahn-Türen eingeklemmt. Neue Sensoren an den ältesten Garnituren sollen nun sensibler auf eingeklemmte Fahrgäste reagieren.

Die Wiener Linien reagieren auf die Straßenbahn-Unfälle der vergangenen Monate. Die ältesten Garnituren erhalten an den Türen elektrische anstelle der bisherigen pneumatischen Fühlerkanten, die sensibler auf eingeklemmte Fahrgäste reagieren. Das gab Geschäftsführer Günter Steinbauer am Mittwoch bekannt. Für ältere Passagiere ist eine Informationsoffensive geplant.

Grundlage der Maßnahmen ist eine Analyse des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV), das sich die Daten aller 299 Unfälle beim Ein- und Aussteigen aus der Straßenbahn in den Jahren 2006 und 2007 vorgenommen hat. Wichtigstes Ergebnis: Am meisten passiert bei den ältesten, noch mit Stufen versehenen Straßenbahnen (Typ E1). Auf sie entfielen 63 Prozent aller Vorfälle. Auf den Typ E2 (ebenfalls mit Stiegen, aber zusätzlich mit ausfahrbarer Trittstufe) kamen 19 Prozent der Vorfälle (10 Prozent pro Jahr). Den ULF-Niederflurgarnituren sind 18 Prozent zuzurechnen.

Vor allem ältere Fahrgäste betroffen

65 Prozent aller Unfälle betreffen über 65-jährige Personen, obwohl diese Altersgruppe nur 14 Prozent der Fahrgäste ausmacht. Vor allem Frauen sind betroffen. In den zwei untersuchten Jahren gab es 120 Vorfälle mit weiblichen Fahrgästen dieses Alters, bei den Männern waren es nur 28. Der Großteil der Unfälle (69 Prozent) passierte beim Einsteigen.

Komplettumrüstung in ein bis eineinhalb Jahren


Michael Lichtenegger von den Wiener Linien betonte, dass der öffentliche Verkehr in Wien 25 bis 30 Mal sicherer sei als alle anderen Verkehrsarten. Trotzdem soll nun beim Typ E1, von dem noch rund 230 Züge im Einsatz sind, eine Sicherheitsoffensive gestartet werden. Um rund 400.000 Euro werden neuartige Türsicherungssysteme eingebaut, die nicht auf den Druck in den Türkanten, sondern auf die Veränderung des Motorstroms reagieren, wenn ein Körperteil eingeklemmt wird.

Nach einer Ausschreibung und der Erprobung von Prototypen sollen die ersten umgebauten Züge zu Jahresende in Betrieb sein. Dann wird es ein bis eineinhalb Jahre bis zur Komplettumrüstung dauern. Weil gleichzeitig alte Züge durch neue ULFs ersetzt werden, sollen im Endeffekt 190 bis 200 der E1-Züge umgebaut werden. Die Nachrüstung mit Rückspiegeln lehnten die Wiener Linien einmal mehr ab. Dies bringe beim Ein- und Aussteigen keine zusätzliche Sicherheit, so Lichtenegger.

(APA)

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