Rapid-Prozess: Harte Kritik an Polizei

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Im Strafverfahren gegen 25 Rapid-Fans, das zu einer Reform des Tatbestandes „Landfriedensbruch“ führen könnte, wurde massive Kritik an der Polizei laut.

Schon acht Prozesstage lang haben sich Fans des Fußballklubs SK Rapid Wien vor Gericht zu verantworten. Und ein Ende der breit angelegten Verhandlung, die zu einer – auch politisch geführten – Debatte um die Anwendung des Tatbestandes Landfriedensbruch geführt hat, ist noch immer nicht absehbar. Am Montag übte der Fanbetreuer und Stadionsprecher des SK Rapid, Andy Marek (man kennt ihn auch als Stadionsprecher bei Spielen der österreichischen Fußballnationalmannschaft), vom Zeugenstand aus massive Kritik an der Wiener Polizei.

Der Reihe nach: Staatsanwältin Stefanie Schön klagt aktuell 25 Rapid-Fans wegen Landfriedensbruches und teilweise auch wegen versuchten Widerstandes gegen die Staatsgewalt und (versuchter) schwerer Körperverletzung an. Ausgangspunkt ist ein gemeinsames Fest von Rapid-Fans und solchen des 1. FC. Nürnberg, bei dem es am 7. September 2013 zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen ist. Damit ist das Stichwort gefallen: Marek – er war damals vor Ort, um schlichtend einzugreifen – sagte als Zeuge unter Wahrheitspflicht, er habe sich gewundert, dass die Polizei von vornherein (lange vor irgendwelchen Zusammenstößen) eine ganze „Armee“ aufgeboten habe.

Zwei Schuldsprüche vorweg

„Die Verhältnismäßigkeit war gleich null“, so der Zeuge weiter. Ein sensibles Verhalten konnte er den eingesetzten Kräften (etwa Wega-Einheiten) nicht attestieren. Übrigens: Selbst gegen Marek war ursprünglich ein Verfahren wegen Landfriedensbruchs (Zusammenrottung einer Menschenmenge mit dem Ziel, Gewalttaten zu begehen) eingeleitet worden. Dies habe ihn geärgert, sagte er nun – schließlich sei er seit Jahren bemüht, versöhnlich auf Fans einzuwirken. Das Verfahren wurde eingestellt. Aber zurück zum aktuellen Prozess: Zwei der 25 Angeklagten wurden nun von Marek explizit herausgegriffen und entlastet. Die Männer hätten ihm damals geholfen, die Situation zu entschärfen. Im Gegensatz dazu habe sich ein Kommandant der Polizei (nähere Angaben zu dessen Person konnte Marek nicht machen) in derben Worten über die Fanarbeit des SK Rapid ausgelassen. Auch habe die Polizei mit den Worten „Wir bleiben, solange wir wollen“ von sich aus das Hanappi-Stadion abgeriegelt.

Für zwei der angeklagten 25 Männer wirkte sich die Marek-Aussage nicht entlastend aus: Sie wurden wegen Landfriedensbruchs, einer zusätzlich wegen Körperverletzung zu bedingten Haftstrafen (vier und fünf Monate) verurteilt. Doch die Frage, ob der Tatbestand Landfriedensbruch „treffsicherer“ formuliert werden wird (dies kann sich ÖVP-Justizminister Brandstetter vorstellen), bleibt spannend. Offenbar so spannend, dass am Montag Rapid-Prominenz, von Teamkapitän Steffen Hofmann bis zum Klub-Vizepräsidenten, SPÖ-Gemeinderat Christoph Peschek, im Auditorium saßen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2014)

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