Jugendstudie: Der "Performer" stirbt aus

Archivbild: Das Frequeny-Fetsival in St. Pölten
Archivbild: Das Frequeny-Fetsival in St. PöltenAPA/EPA/HERBERT P. OCZERET
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Die Gruppe der 14- bis 29-Jährigen stellt fast ein Viertel der Bevölkerung. Eine neue Studie gibt Einblick in die Lebenswelten dieser Generation.

"Die Jugendlichen" gibt es nicht - vielmehr sind es verschiedene Gruppen mit ganz eigener Motivation und Wertehaltung, die den Block der 14- bis 29-Jährigen in Österreich stellen. Einen Blick auf ihre Lebenswelten sowie Einstellung zu Arbeit und Mobilität warfen die Meinungsforschungsinstitute Integral und tfactory in einer Befragung, deren Ergebnisse am Donnerstag in Wien präsentiert wurden.

Sechs "Jugendmilieus" wurden identifiziert:

  • Konservativ-Bürgerliche
  • Postmaterielle
  • Performer
  • Digitale Individualisten
  • Adaptiv-Pragmatische
  • Hedonisten

Die befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen hätten ihre prägendste Zeit in den Jahren ab 2000 erlebt, erklärten Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier (tfactory) und Bertram Barth (Integral). Zwei Erfahrungen seien wesentlich: "Einerseits die - vor allem auch mediale - Präsenz dauerhafter großer Krisen wie die Dot-Com-Blase, 9/11, Terror, der Irakkrieg oder Finanz- und Wirtschaftskrisen. Auch wenn sie persönlich davon nicht betroffen sind - sie haben das Gefühl, die Welt rundherum ist nicht mehr beherrschbar".

Mehr Optionen, weniger Chancen

Andererseits stünde dieser Generation - rund 23 Prozent der Bevölkerung - zwar eine Überfülle an Optionen zur Verfügung, gleichzeitig habe sie weniger reale Chancen als die Generationen vor ihr. "Sie sind die ersten, die hören, dass sie diesen Lebensstandard nicht halten werden können", erklärte Barth. Die Reaktion darauf sei ein "Re-grounding", eine Rückbesinnung auf alte Werte und eine Distanz zu Ideologien und der Gesellschaft als Kollektiv. "Man schaut auf sich selbst", so Heinlzmaier. Auch das Leben "im Stream" der virtuellen, schnelllebigen Welt sei bezeichnend, wo Präsenz und Selbstdarstellung zählten.

Der derzeit im Arbeitsleben vorherrschende karrierebewusste "Performer" werde künftig vom "digitalen Individualisten" abgelöst. Dieser ebenso leistungsbereite Typus suche jedoch Unkonventionalität und betrachtet Arbeit als "Projekt" - eines neben vielen. "Er glaubt weder an Sozialpartnerschaft noch an den Neoliberalismus", so die Experten. Auch die Adaptiv-Pragmatischen würden der Arbeitswelt ihren Stempel aufdrücken. Sie repräsentieren den modernen Mainstream: Familienorientiert, flexibel, fleißig, angepasst und nie aus dem Rahmen fallend. Die Identifikation mit einem Unternehmen spielt keine Rolle mehr. "Arbeitgeber werden es schwer haben, Mitarbeiter an sich zu binden", meinen die Forscher.

Eine neue Lust am Teilen brachte die Umfrage ebenfalls zum Vorschein. So weisen über 50 Prozent der Befragten eine positive Einstellung zu Sharing-Modellen - von Musik über Auto bis hin zum Wohnen - auf.

Für die Untersuchung wurden 32 mehrstündige Interviews sowie 1000 Online-Befragungen durchgeführt.

APA

(APA)

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