WWF: Nur einer von zehn Flüssen der Alpen intakt

Schlögener Donauschlinge in Oberösterreich.
Schlögener Donauschlinge in Oberösterreich.(c) www.BilderBox.com (www.BilderBox.com)
  • Drucken

6500 Kilometer der Alpenflüsse sind weitgehend unversehrt. Doch: 22.000 Kilometer erfüllen ihre natürlichen Funktionen nicht mehr. Die Ergebnisse einer Boku-Studie veröffentlichte nun der WWF.

Nur einer von zehn Flüssen im Alpenraum sind laut WWF in intaktem ökologischem Zustand. Demnach kann nur ein Zehntel aller Flüsse seine natürlichen Funktionen als Lebens- und Erlebnisraum, Trinkwasserreservoir sowie für den natürlichen Hochwasserschutz erfüllen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine im Auftrag des WWF Österreich durchgeführte Studie der Universität für Bodenkultur in Wien.

Den 6500 intakte Flusskilometer stehen rund 22.000 gegenüber, die aufgestaut, umgeleitet oder in Betonbetten gezwängt durch die Landschaft fließen. Für die aktuelle Erhebung des WWF wurden in Österreich, Italien, Slowenien, Frankreich, der Schweiz und Deutschland alle Alpenflüsse mit einem Einzugsgebiet von über zehn Quadratkilometern und deren Zuflüsse - also insgesamt 57.000 Flusskilometer - untersucht.

Flüsse "unter wirksamen Schutz" stellen

Zwar können Wasserländer wie Österreich und Frankreich weitgehend saubere Gewässer vorweisen, allerdings wurden bei mehr als einem Drittel der Flüsse erhebliche Eingriffe durch den Menschen wie etwa Begradigungen festgestellt, erklärte Christoph Litschauer, Leiter des alpinen Fließgewässerprogramms des WWF. "Die wenigen natürlich erhaltenen Flussjuwelen wie die Soca in Slowenien, der Tagliamento in Italien oder Lech und Isel in Österreich müssen deshalb unter wirksamen Schutz gestellt und für die Nachwelt erhalten werden", forderte Litschauer.

Insgesamt sind alpenweit noch 6500 Flusskilometer oder elf Prozent in intaktem Zustand. Diese Flüsse zu schützen und vor Eingriffen sicher zu machen, sollte deshalb in den Alpenländern die höchste Priorität haben. Ziel des WWF ist es, dort Tabubereiche für die Wasserkraftnutzung und andere Infrastrukturprojekte auszuweisen.

Intakte Flüsse helfen Natur

Gerade in der Alpenregion ist es besonders wichtig, nNatürliche Flüsse und Bäche zu erhalten: Dort liegt nämlich die Klimaerwärmung mit zwei Grad Celsius deutlich über dem Weltendurchschnitt von 0,85 Grad. Extreme Wetterereignisse und Schäden würden weiter zunehmen, wenn diesem negativen Trend nicht gegengesteuert wird. Nur gesunde Flüsse sind widerstandsfähig genug, um mit den Folgen des Klimawandels wie häufigeren und heftigeren Hochwassern fertig zu werden.

Situation in Österreich

In Österreich sind bereits über 70 Prozent aller Flüsse und Bäche verbaut oder gestaut. Rund 3000 Kraftwerke und über 50.000 Flussverbauungen haben das Flussadernetz bereits stark in Mitleidenschaft gezogen.

Bis 2015 soll die Wasserkraft um weitere 3,5 Terawattstunden ausgebaut werden. Dafür sollen 120 Wasserkraftwerke errichtet werden - auch an intakten Flüssen und in Schutzgebieten.

(APA/susa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.