Wien: Stadtbahn zwischen Wien und Pressburg

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die S7, die Flughafen-Schnellbahn nach Wolfsthal, soll auf neuer Trasse bis Pressburg gehen. Der Umbau soll bis zu 70 Mio. Euro kosten. Der Zeitpunkt scheint günstig, weil Pressburg die Öffis umgestaltet.

WIEN. Rund 20 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs beginnen sich Bratislava und Wien ernsthaft anzunähern. Seit wenigen Tagen fährt ein Stadtbus im Linienbetrieb von Bratislava über die Grenze nach Wolfsthal, die Zugverbindungen wurden kürzlich intensiviert, und am Donnerstag setzte Verkehrsstadtrat Rudi Schicker nach: Gemeinsam mit der Industriellenvereinigung (IV) will Schicker die Flughafenschnellbahn S7 von Wien nach Bratislava verlängern.

Bisher scheiterten alle Pläne, die S7 rund vier Kilometer zu verlängern und beide Städte per Schiene direkt zu verbinden. Die Studie, die Schicker und IV-Wien-Geschäftsführer Thomas Oliva präsentierten, soll nun eine Lösung gefunden haben: Bisherige Pläne scheiterten, weil die Stadtzentren nicht verbunden wurden, sondern die Züge im Bratislava-Vorort Petrzalka geendet hätten. Nun schlägt die Studie eine Art Express-Straßenbahn vor, die vom Karlsplatz über die Eisenbahngleise direkt ins Zentrum von Bratislava fährt. Die Trasse über Wolfsthal müsste aber neu errichtet werden.

Reiche Slowaken kommen

Die Kosten von „40 bis 70 Mio. Euro“, so Oliva, sollen ein PPP-Modell abdecken. Investoren könnten den Bau der Strecke finanzieren und vom Betreiber (ÖBB oder ein slowakischer Verkehrsdienst) eine Benützungsgebühr einheben. Oliva rechnet, dass sich dieses „langfristige Investment“ für einen Geldgeber innerhalb „von 40 Jahren“ rentiert: „Und in zwei Jahren könnte diese Trasse umgesetzt werden.“

Wozu eine Straßenbahn nach Bratislava? „Wir leben in einer Boom-Region“, meint Wolfsthals Bürgermeister Gerhard Schödinger. Außerdem gebe es einen deutlichen Zuzug von höher gebildeten Slowaken nach Wolfsthal.“ Der Grund: Im Norden und Osten von Bratislava bricht der Verkehr regelmäßig zusammen. Reichere Slowaken siedeln sich verstärkt im Westen, also in Wolfsthal, an, um in fünf bis zehn Minuten im Zentrum der Stadt sein zu können. Deshalb möchte Bratislava seinen öffentlichen Verkehr reformieren. Für Schicker der ideale Zeitpunkt für die Straßenbahn nach Bratislava.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2008)

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