Der 11. Gürtel Nightwalk in Wien startete noch bei schönstem Sonnenschein auf dem Dach der Wiener Hauptbücherei. Der Gürtel Nightwalk wurde 1998 ins Leben gerufen und war als Starthilfe für die damals neu entstehende Lokalszene entlang der Stadtbahnbögen gedacht. BILDER UND TEXT VON GÜNTER FELBERMAYER
Mittlerweile hat sich der Gürtel Nightwalk zu einem Schaufenster der avancierten heimischen alternativen Musikszene entwickelt. Am frühen Abend wurde aber erst mal auf den Stufen der Hauptbibliothek gechillt.
Der Abend lud einfach zum Sonnentanken ein.
Der erste Act: Sir Tralala mit seinen eigenwilligen Balladen mit Sampler-Unterstützung. Er ist einer der großen glorreichen "Spinner" dieses Musiklandes – und das ist als aufrichtiges Kompliment gemeint. Statt auf Format- und Genre-Übererfüllung zu setzen, lässt David Hebenstreit seinen kreativen Vogel einfach frei fliegen und klingen.
Der richtige Soundteppich für den lauen Sommerabend.
Kurzer Umbau auf der Bühne und schon standen vier Männer und ihre Tasten im Vordergrund: Vorhang auf für das "Erste Wiener Heimorgelorchester".
Eigenwillige Klänge, einzuordnen vielleicht irgendwo zwischen Neuer deutschen Welle und New Wave mit außergewöhnlichen Texten, beschallten das Dach der Hauptbibliothek.
Und die Mannen vom Heimorgelorchester ließen die Tasten richtig glühen. Musiziert wird auf "Consumer-Keyboards" - kleinen, billigen Heimorgeln.
Zeit, um sich mit einem Bier abzukühlen.
Natürlich war auch fürs leibliche Wohl gesorgt - Würstel in allen Variationen.
Aber jetzt gings wirklich ans "nightwalken". Insgesamt galt es ja, alle 13 teilnehmeden Lokale zu besuchen. Auf der Bühne vor dem "rhiz" gings mal mordsmäßig zur Sache: Die Mannen von "Mord" ließen es ordentlich krachen.
Da hat man von den Punk-Prototypen bis zu den Monstrositäten des Krautrock alles gelernt. Da vermengt sich die New Wave mit den Walls-of-Sound der Electronic Body Music. Und damits noch ein bissl lauter ist, gab man sich nicht mit nur einem Drummer zufrieden.
Staunen im Publikum.
Zur selben Zeit beim "Chelsea": Die jetzt vierköpfigen "The Red River Two" und ihr herzblutiger Take on Americana im Punk-Spirit.
Das Publikum dankte es mit Tanzeinlagen und großem Jubel.
Damit keiner zu nah an den Lautsprecher kam - ein netter Herr zur Bewachung.
Wie konnte es anders sein - auch beim Nightwalk kam man der Wahlwerbung nicht aus. Verteilt wurden Manner-Schnitten im SPÖ-Format.
Und gleich nebenan lagen die gerade perlustrierten Gitarren von "Mord".
Für viele einer der Höhepunkte: Die "Neigungsgrupppe Sex, Gewalt und Gute Laune" rund um Mastermind Fritz Ostermayer.
Gegründet wurde die Formation als Lesequartett im Geiste des Wiener Aktionismus und Mötley Crues 2003.
Eigenwillige Interpretationen von Klassikern wie "Fuck Forever" von den Babyshambles im Wiener Dialekt und schöne Indiepophymnen aus eigener Hand erschallten die Bühne.
Musik fürs Herz.
Immer irgendwo zwischen Otto Mühl, Helmut Qualtinger, Conor Oberst und einer gepflegten Trepanation.
Übrigens auch mit von der Partie: Sir Tralala an der Geige.
Das Publikum war alles andere als "Verletzt" - so die Interpretation der Neigungsgruppe des Nine Inch Nails/Johnny Cash-Klassikers.
Stimmung: Hervorragend. Witterrung: Spätsommerlich. Beste Bedingungen!
Und wieder zurück zum "Chelsea". Hier standen die Mannen von "Jonas Goldbaum" auf der Bühne.
Gitarrenrock mit maximalem Popappeal, eine Kombination aus Härte und Melodie.
Und weil das Publikum so brav jubelte bekam es auch von der Band einen Applaus.
Für viele fing der Nightwalk durch die Lokale von der "Auslage" bis zum "B72" erst jetzt an - eine lange Nacht...
Bands, Party und Wahlwerbung
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