LIF: Ein Leben nach der Politik?

(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
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Was die einstigen LIF-Chefinnen Wiens heute machen und denken.

WIEN. Die Reaktion auf den „Presse“-Anruf ist die gleiche: Verblüffung, Lachen und dann klar formulierte Zufriedenheit, nicht mehr in der Politik zu sein. Alexandra Bolena und Gabi Hecht, einst Seite an Seite im Liberalen Forum Wien, später erbitterte Gegnerinnen, haben mit Journalisten seit Jahren ebenso wenig zu tun wie mit der Innenpolitik. Und beide sind offenbar durchaus glücklich damit.

Während sich Alexandra Bolena heute um das Geld anderer Leute kümmert, indem sie Hedgefonds an institutionelle Anleger vermittelt, arbeitet Hecht als Unternehmensberaterin und hält sogar Glücksseminare ab. Eine Rückkehr in die Politik schließen beide aus.

Dabei trugen sie einst eine Fehde um die Führung des Liberalen Forums Wien aus, die dessen Ende besiegelte. Während Heide Schmidts Bundespartei bei der Nationalratswahl bereits gescheitert war, traten die Wiener Liberalen 2001 noch einmal an. An ihrer Spitze stand die weitgehend unbekannte Alexandra Bolena, die im Einverständnis mit Heide Schmidt gegen die bisherige Frontfrau Gabi Hecht angetreten war. Deren Kritik war Schmidt zu weit gegangen: Es war 2000 zu einem heftigen, persönlich geführten Streit und zur De-facto-Spaltung des Liberalen Forums gekommen. Im Wiener Gemeinderat gab es kurze Zeit zwei Fraktionen, eine unter Hecht, eine unter Bolena. 2001 trat nur diese für das LIF an und scheiterte. Nun könnten Wiens Wähler die Rückkehr von Schmidt in den Nationalrat bewirken: Hier liegt das Liberale Forum in Umfragen bei sieben Prozent.

Die (Mit)Streiterinnen von einst ergriffen nach ihrem Kampf Berufe, die so nicht zu ihrer Positionierung passten. Gabi Hecht, die bei Heide Schmidt mehr Wirtschaftsliberalisierung eingefordert hatte, gab ihren einstigen Beruf als Steuerberaterin auf und wurde Beraterin und Coach, „weil ich gemerkt habe, dass ich gerne direkt mit Menschen arbeiten will“. Nun bietet sie neben Unternehmensberatung auch ein von ihr entwickeltes Senso-Mental-Training („Senso-Mental-Training ist eine Methode, um Verstand und Gefühl in Harmonie zu bringen“) an, mit dem man laut ihrer Homepage auch abnehmen kann.

Das und ihr Glückstraining („Das Gehirn hat ein Belohnungszentrum, das für die guten Gefühle zuständig ist, und ein Vermeidungszentrum, das für die schlechten Gefühle zuständig ist. Wenn man sich oft freut, erhöht man die Fähigkeit, sich zu freuen, wenn man sich oft und stark ärgert, erhöht man seine Fähigkeit, sich zu ärgern“) seien keinesfalls esoterisch.

Bolena, die einst mit Schmidt eher für den sozialliberalen Kurs stand, hat mit Wolfgang Alkier, früher LIF-Geschäftsführer, und dem Exversicherer Alex Hoyos das Unternehmen zur Fondsvermittlung (ARC) gegründet und ist nach eignen Angaben trotz der vergangenen Börsentage nicht nervös. Sie unterstütze den Antritt Schmidts voll und ganz, will aber politisch dabei keinesfalls aktiv werden. Dass sie heute eine wesentlich höhere Lebensqualität habe und auch mehr verdiene, sei ein Grund.

Hecht weiß hingegen nicht einmal, wen sie wählen soll. Dass sie 2000 Michael Häupl in Wien unterstützt habe, heiße nicht, dass sie mit der SPÖ sympathisiere. Sie fürchte derzeit vor allem zu hohe Staatsausgaben vor der Wahl.

In einem Punkt sind sich beide einig: „Wann, wenn nicht jetzt, sollte das Liberale Forum eine Chance haben“, formuliert es Bolena.

Auch wenn das der Wahlspruch der Grünen ist.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.09.2008)

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