Nachdem Sturm "Gonzalo" österreichweit für Schäden sorgte, droht nun Schienen, Straßen und Bäumen Gefahr durch nassen Schnee.
Wien. 155km/h. Diese Geschwindigkeit markierte den Höchstwert, den der Sturm „Gonzalo“ Mittwochnacht über Österreich erreichte – und dabei auch ziemliche Schäden anrichtete. Derartig hohe Windgeschwindigkeiten stehen in den kommenden Tagen zwar nicht mehr an, doch Böen von 80 bis zu 100km/h können vor allem in Osttirol, Kärnten und der Steiermark weiter vorkommen. Im Flachland dagegen ist es mit dem starken Wind vorerst vorbei, sagt Clemens Teutsch-Zumtobel vom Wetterdienst Ubimet.
Abgesehen vom Wind drohen allerdings von anderer Seite wetterbedingte Schwierigkeiten. Vor allem in Vorarlberg und Tirol geht Schnee nieder, der wegen der noch nicht allzu tiefen Temperaturen einen großen Feuchtegehalt hat – und das bis auf rund 600 Meter herab. Dieser nasse Schnee kann etwa für Schienen, Stromnetze und stark belaubte Bäume gefährlich werden. Noch bis Donnerstagnachmittag soll der Schneefall anhalten, am Freitag soll es dann nur mehr oberhalb von 1000 Metern Höhe Schneefall geben. Erst am Samstag wird es Teutsch-Zumtobel zufolge wieder ruhiger, sonniger und milder werden – wenn auch in vielen Teilen Österreichs noch Restwolken zu sehen sein werden.
Erstmals Lawinengefahr
Damit ist für die Einsatzkräfte vorerst noch keine Entspannung in Sicht. Und weitere witterungsbedingte Streckenunterbrechungen, sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene, können nicht ausgeschlossen werden. Die Autobahnmeistereien der Asfinag wurden am Mittwoch bereits in erhöhte Einsatzbereitschaft versetzt. Auch die Mitarbeiter der ÖBB haben ihre Vorkehrungsmaßnahmen schon hochgefahren. Und: In Tirol rechnen Experten erstmals in diesem Herbst mit Lawinengefahr.
Sturm „Gonzalo“ hatte Mittwochnacht schon für mehrere Störungen gesorgt. So gab es etwa wegen auf die Fahrbahn gefallener Äste Sperren auf der Inntalautobahn (A12), auch eine Fahrspur der Südautobahn (A2) bei Vösendorf musste kurzzeitig gesperrt werden. Die ÖBB mussten wegen Oberleitungsschäden an mehreren Stellen Schienenersatzverkehr einrichten.
Neben umgestürzten Bäumen waren auch abgedeckte Dächer eine Folge des Sturms. In Bad Ischl (Bezirk Gmunden) wurde ein Mann verletzt, als das Dach des Technozentrums teilweise heruntergerissen und auf ein Wohngebäude geweht wurde. In Möllersdorf in der Gemeinde Traiskirchen (Bezirk Baden) wurde das Dach eines Laufhauses abgedeckt und über die B17 und die Gleise der Wiener Lokalbahnen gegen ein Reihenhaus geschleudert. Österreichweit verzeichneten die Feuerwehren weit über 1500 Einsätze. In mehreren Bundesländern kam es zu Stromausfällen.
Niedrige Temperaturen
Mit dem Sturm kam auch kalte Luft nach Österreich – die Vorstufe zu winterlichem Wetter. Frost dürfte es zwar nur in höheren Lagen geben, doch bei Ubimet prognostiziert man für das Wochenende auch im Flachland niedrige einstellige Temperaturen. (eko/APA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.10.2014)