Bakary J.: Ex-Polizisten droht Verleumdungsklage

(c) FABRY Clemens
  • Drucken

Drei verurteilte Ex-Polizisten werfen dem Folteropfer vor, die Unwahrheit gesagt zu haben. Sie haben ihre Geständnisse widerrufen.

Der Fall des von Polizisten misshandelten Bakary J. zieht sich weiter. Drei Ex-Polizisten, die im Zusammenhang mit dem Fall wegen Quälens eines Gefangenen rechtskräftig verurteilt wurden, wollen den Spruch nun mittels Wiederaufnahmeantrags bekämpfen. Der Anwalt des Folteropfers will in der Folge eine Verleumdungsklage einbringen. Das berichtet der „Kurier“ in seiner Donnerstagausgabe.

Die drei ehemaligen Polizisten haben ihre nach dem Fall im April 2006 abgelegten Geständnisse widerrufen. Zu diesen seien sie von ihrem Dienstgeber gedrängt worden, weil ihnen signalisiert worden sei, dass sie im Gegenzug mit milden Sanktionen davonkommen würden und ihre Jobs behalten könnten. Sie streiten in ihrem Antrag ab, Bakary J. die Verletzungen zugefügt zu haben.

„Unwahrheit“ versus „Unterstellung“

Sie stützen sich auf ein angebliches neues Gutachten sowie „Protokolle von Polizeiamtsärzten“. Demnach seien Bakary J. einige Verletzungen nicht in einer Lagerhalle zugefügt worden, sondern erst später. „Aufgrund der oben angeführten neuen Beweismittel ergibt sich, dass der einzige Belastungszeuge Bakary J., was die Entstehung seiner schweren Verletzungen betrifft, offensichtlich die Unwahrheit gesagt hat.“

Das will Bakary J.s Anwalt Rast nun zur Anzeige bringen. „Das ist eine Unterstellung und eine glatte Lüge“, wird er im „Kurier“ zitiert.

„Rechtskräftige Verurteilung“

Weder die Wiener Polizei noch das Innenministerium wollten zu dem Antrag an sich einen Kommentar abgeben. „Aber der Vorwurf, es seien im Jahr 2006 irgendwelche angeblichen Absprachen nicht eingehalten worden, ist völlig absurd angesichts der Tatsache, dass es aufgrund der Beweislage und der Geständnisse eine rechtskräftige Verurteilung gegeben hat“, hieß es aus dem Innenressort.

„Wenn 2014 Ex-Polizisten der Meinung sind, sie widerrufen ihre Geständnisse wegen eines angeblich nicht eingehaltenen Deals, dann führt sich das von selbst ad absurdum.“ Die Schlussfolgerung: Das Innenministerium sehe keinen Anlass, „das rechtskräftig gefällte Urteil in Zweifel zu ziehen“.

Amtshaftungsklage gegen Republik

Der Gambier Bakary J., der inzwischen mit einem regulären Aufenthaltstitel in Österreich lebt, hat von der Finanzprokuratur eine finanzielle Wiedergutmachung von 110.000 Euro für die erlittene Tortur erhalten. In einer gegen die Republik gerichteten Amtshaftungsklage fordert sein Anwalt Nikolaus Rast weitere 375.000 Euro und eine monatliche Pension von 1000 Euro.

Ein vom Wiener Landesgericht für Zivilrechtssachen (ZRS) bestellter Gutachter hat zuletzt jedoch Zweifel am Vorliegen einer posttraumatischen Belastungsstörung angemeldet. Die Kanzlei Rast lehnt diesen Sachverständigen wegen Befangenheit und Voreingenommenheit ab.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Archivbild: Bakary J. bei einem Gerichtstermin im Jahr 2006
Wien

Fremdenpolizei in der Wohnung von Bakary J.

Vier Beamte suchten in der Wohnung des Folteropfers Bakary J. nach einer Person mit gefälschten Dokumenten.
Archivbild: Polizeipräsident Gerhard Pürstl
Wien

Bakary J.: Polizeipräsident bezweifelt falsche Geständnisse

Ex-Beamte, die den damaligen Schubhäftling Bakary J. misshandelten, wollen zu falschen Geständnissen gedrängt worden sein. Für Polizeipräsident Pürstl ist das "unglaubwürdig".
Zwei der verurteilten Ex-Polizisten traten am Montag vor die Medien.
Wien

Fall Bakary J.: "Polizisten nicht durch Geständnisse überführt"

Die Ex-Polizisten, die eine Wiederaufnahme anstreben, seien von Sachbeweisen belastet worden, sagt ihr ehemaliger Strafverteidiger.
Es soll Widersprüche zwischen der damaligen ärztlichen Dokumentation der Verletzungen und diesem Bild geben.
Wien

Fall Bakary J.: Wird Folterskandal neu geprüft?

Die drei Polizisten, die im April 2006 in einer Wiener Lagerhalle den afrikanischen Schubhäftling Bakary J. misshandelt haben, wollen eine Wiederaufnahme ihres Strafverfahrens.
Ein Foto, das kurz nach den Misshandlungen aufgenommen worden sein soll.
Wien

Chronologie: Bakary J. in Lagerhalle schwer misshandelt

2006 wurde Bakary J. von Wega-Polizisten misshandelt. Trotz rechtskräftiger Urteile ist der Fall nicht aus der öffentlichen Diskussion verschwunden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.