Augarten: Denkmalamt lässt Sängerknaben-Halle schrumpfen

So könnte die Halle aussehen
So könnte die Halle aussehen(c) APA (ARCHIPEL ARCHITEKTUR + KOMMUNIKA)
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Minimale Änderungen am Projekt – maximaler Schlagabtausch zwischen Sängerknaben und Gegnern.

WIEN. Selbst wenn es abgedroschen ist: Qualtingers Vergleich („Simmering gegen Kapfenberg: das nenn i Brutalität“) muss wieder herhalten. Anlass: die Präsentation der Sängerknaben-Pläne für die Konzerthalle im Augarten am Donnerstag.

Auf der einen Seite: Peter Pühringer (Sängerknaben-Mäzen), Walter Nettig (Exchef der Wirtschaftskammer Wien und Sängerknaben-Präsident) und Franz Schlosser (Sängerknaben-Direktor). Auf der anderen Seite: die Bürgerinitiative gegen die Verbauung des Augartens und einige Medien, die der Sängerknaben-Halle sehr kritisch gegenüberstehen. Die letzten beiden Fraktionen waren zwar nicht eingeladen, sind aber trotzdem gekommen; womit die Fetzen flogen.

„Es ist traurig, wie sehr wir kämpfen müssen, um Millionen zu investieren“, beklagte sich Pühringer, der entsetzt und kurz davor war, die Contenance zu verlieren: „Es ist beschämend, dass Wien nicht in der Lage ist, sich einen Konzertsaal schenken zu lassen.“

Die Bürgerinitiative-Betreiber, die den Verlust der Lebensqualität im Park samt Verkehrschaos befürchten, lehnen das Geschenk dankend ab, und wollten nur wissen: Warum errichtet Pühringer, der über seine Stiftung den Bau des zwölf Millionen Euro teuren Projektes privat finanziert, die Konzerthalle nicht am nahen Nordbahnhof-Gelände, wo es noch Freiflächen gibt, anstatt im Parkschutzgebiet Augarten? Pühringer: „Das ist Baugrund. Außerdem haben wir bereits mehrfach umgeplant und Millionen in die Planung investiert.“ Nun sei es Zeit, den „Klangkristall“ zu bauen.

Einige Medienvertreter, die im Vorfeld extrem kritisch berichtet hatten, wollten von Pühringer wissen: Warum sei ihre Anmeldung zur Präsentation „aus Platzmangel“ zurückgewiesen worden, wenn es genug Platz gebe? Ein Wort ergibt das andere; Pühringer schlägt plötzlich verbal zurück, attackiert die Projektgegner worauf im Publikum Applaus und „Bravo“-Rufe aufkommen – von Pühringer-Mitarbeitern, die in Aktion treten. Nun schlagen die Gegner zurück; Pühringer schlägt zurück; der Rest ist Simmering gegen Kapfenberg.

Dass die Pläne für die Konzerthalle auf Druck des Denkmalamtes verkleinert werden mussten (380 statt ca. 400 Plätze), wie Chefin Barbara Neubauer erklärte, wurde bei diesem Match kaum registriert. Das denkmalgeschützte Pförtnerhaus und Teile der Augartenmauer müssen erhalten bleiben – die Sängerknaben mussten umplanen, werden ab 2009 zu bauen beginnen und 2011 eröffnen. Das Denkmalamt hat bereits Zustimmung signalisiert und seitens der Stadt seien keine Probleme zu erwarten, erklärte Nettig, der immer einen besonders guten Draht zu Bürgermeister Michael Häupl hatte. Und dieser hat sich ebenfalls für die Sängerknaben im Augarten ausgesprochen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2008)

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