Flieger rast in Cobra-Zentrale: Beide Opfer aus Deutschland

SPORTFLUGZEUG STUERZT AUF HAUPTGEBAEUDE DER COBRA
SPORTFLUGZEUG STUERZT AUF HAUPTGEBAEUDE DER COBRA(c) APA (Andreas Pessenlehner)
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Die zwei Insassen des Kleinflugzeugs starben, als ihre Maschine auf die Einsatzzentrale der Spezialeinheit Cobra in Wiener Neustadt stürzte. Sie waren auf dem Weg nach Ungarn.

Bei einem Absturz einer einmotorigen Maschine auf die Einsatzzentrale der Antiterror-Einheit Cobra in Wiener Neustadt sind am Dienstagabend zwei Deutsche, 41 bzw. 56 Jahre alt, ums Leben gekommen. Die Männer waren auf dem Weg von Haßfurth in Bayern nach Ungarn, um ein anderes Flugzeug zu überstellen, als der Pilot offenbar die Orientierung im Nebel verlor.  Beide Männer wurden von Angehörigen als "erfahrene Piloten" beschrieben. Die Flammen konnten in der Nacht auf Mittwoch gelöscht worden. Der Sachschaden auf dem Cobra-Gelände stand vorerst nicht fest. Er dürfte aber mehrere hunderttausend Euro betragen.

Am Dienstag gegen 17.40 Uhr stürzte das Flugzeug auf das Dach der Cobra-Zentrale in der Straße der Gendarmerie Nr. 5 in Wiener Neustadt. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich etwa 20 bis 30 Cobra-Polizisten noch im Gebäude.



Walter Weninger, Oberst und stellvertretender Leiter der Cobra, spricht wenig später aus, was in diesem Augenblick vielen durch den Kopf schießt: „Ein Anschlag!“ Sogar Erinnerungen an die beiden Passagierflugzeuge, die am 11. September 2001 von Terroristen ins World Trade Center pilotiert wurden, flackern auf. Die zweite Möglichkeit, an die in den ersten Sekunden viele denken: Ein Unfall bei einer Cobra-Übung – etwa der Absturz eines Helikopters.

Kein 9/11 im Kleinformat

Doch anders als in New York ist das Flugzeug hier in Wiener Neustadt weitaus kleiner, und es ist auch nicht gegen eine Seitenfront des Gebäudes geprallt, sondern direkt aufs Dach. Kein 9/11 im Kleinformat. Eine einmotorige Maschine aus Ungarn, gemeldet auf einen deutschen Flugzeughalter, hat sich teilweise in das Gebäude gebohrt.

Nach dem aktuellen Stand der Erhebungen hat der Pilot der Maschine im dichten Nebel - die Sichtweite betrug zeitweise nur um die 50 Meter – die Orientierung verloren. Etwa 15 Minuten vor dem Absturz hatte die Maschine den Radarbereich verlassen, weil der Pilot auf der Suche nach einer Landemöglichkeit war. Dies stimmt auch mit Zeugenaussagen überein, die aussagten, dass das Flugzeug mehrmals gekreist ist. Etwa 200 Meter von der Absturzstelle entfernt befindet sich der militärische Flugplatz Wiener Neustadt-West, so Cobra-Oberst Walter Weninger.

Das Flugzeug durchschlug das Dach nicht völlig. Ein großer Teil ragte Dienstagnacht noch immer aus dem Gebäudedach. Kurz vor dem Aufprall hatte der Pilot noch versucht, der Katastrophe zu entkommen. Er dürfte versucht haben, die Schleudersitze zu betätigen – offenbar ohne Erfolg, weil die Maschine schon zu tief war. Ein makabrer Anblick: Der zugehörige Fallschirm hing zuletzt noch vom völlig verkohlten Leitwerk.

Zwei verkohlte Leichen entdeckt

Einsatzkräfte versuchten zunächst, Schlauchleitungen zu legen, um mit dem Löschen zu beginnen. Einige durchkämmten indessen das umliegende Gelände, um nach Opfern zu suchen. Dabei wurden im Cockpit zwei verkohlte Leichen entdeckt, teilte die Einsatzgruppe Cobra am Dienstagabend mit.

Stundenlang war es für die Einsatzkräfte praktisch unmöglich, zum brennenden und stark rauchenden Flugzeug vorzudringen. Die Feuerwehren von Wiener Neustadt und sieben angrenzender Orten standen stundenlang im Einsatz: Insgesamt bekämpften 180 Männer die Flammen.

Schild: „Corvus-Airways“

Von dem verkohlten Wrack konnte ein Schild mit der Aufschrift „Corvus-Airways“ geborgen werden. Diese hat ihren Sitz in Ungarn. Erste Vermutungen lauteten daher, dass es sich bei dem Piloten um einen ungarischen oder deutschen Geschäftsmann gehandelt haben könnte.

In den Abendstunden gelang es einigen Cobra-Leuten, in das beschädigte Gebäude vorzudringen, um die Waffenkammer zu leeren. Auch ein Raum, in dem sich Personalakten stapelten, wurde so gut wie möglich geräumt.

Immer wieder loderten an verschiedenen Stellen des Dachs Brandherde auf, die jedesmal gezielt mit Wasserfontänen „bearbeitet“ wurden. Die Florianijünger rückten sowohl dem Dach des Gebäudes als auch dem Flugzeug mit Motorsägen zu Leibe.

Häufige Unfälle mit Kleinflugzeugen

Unfälle mit Kleinflugzeugen sind häufig, zwei Beispiele: 13. Oktober 2007: Der Absturz eines Privatflugzeuges in der Wachau fordert gleich vier Menschenleben. Die einmotorige Piper P28 war auf dem Flugplatz in Krems-Gneixendorf (NÖ) gestartet und hatte Augenzeugenberichten zufolge bei Spitz (Bezirk Krems) mit einer Tragfläche das in 22 Metern Höhe befindliche Hochseil der Rollfähre touchiert. Der Flieger versank in der Donau. Die Leichen der Opfer – eine 44-jährige Frau aus dem Bezirk Baden, ihre 13-jährige Tochter sowie ihr zehnjähriger Sohn und der 47-jährige Pilot aus dem Bezirk Korneuburg - wurden in den darauf folgenden Tagen in der Donau treibend entdeckt.

8. Juni 2007: Zwei Todesopfer fordert ein Unglück mit einem Segelflugzeug im Tiroler Stubaital. Der Pilot hatte einen Bergrücken nicht mehr überfliegen können. Das Flugzeug war in 2320 Meter Seehöhe an einer Felswand zerschellt.

(APA/Red.)

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