Die Einsamkeit des Piloten beim Sichtflug

Fliegt ein Pilot auf Sicht, ist er ganz auf sich allein gestellt - - so wie der Pilot der Maschine, die im Nebel auf die Einsatzzentrale der Cobra gesürzt ist.

Das Flugzeug, das am Dienstagabend auf das Cobra-Hauptquartier in Wiener Neustadt abgestürzt ist, war im Sichtflug ohne Instrumente in der Luft. "Der Pilot ist dabei absolut eigenverantwortlich", erklärte Herbert Rudolph von der Austro Control am Mittwoch. Eine gute Kenntnis der Wetterbedingungen sei unabdingbar, ein Start bei Nebel eigentlich nicht erlaubt. Gelange man unerwartet in trübe Sicht, gebe es nur eine Lösung: "sofort umdrehen".

Eine Landung sei im dichten Nebelfeld jedenfalls nicht ratsam, so Rudolph. "Wenn der Pilot nach vorne nicht sieht, kann er die Entfernung zum Boden nicht abschätzen." Sei - beispielsweise wegen Treibstoffmangels - kein Weiterflug mehr möglich, müsse natürlich eine Sicherheitslandung durchgeführt werden. Dabei sollte der Pilot allerdings nicht zwanghaft nach einem Landeplatz suchen. Im Vergleich zu irgendeiner besser einsehbaren Fläche sei ein vom Nebel völlig verdeckter Flugplatz die schlechtere Wahl.

"Wenn ich weiß, dass mich wo Nebel erwartet, muss ich eine Alternative finden", so der Pilot zu Informationen über einen Wetterumschwung. Gerate man von schönem Wetter unerwartet in eine Front und sehe den Boden nicht mehr, sollte man einfach umdrehen, weiterfliegen und besseres Wetter suchen.

Ohne Sichtbezug zum Boden und ohne Training, in solchen Situation zu fliegen, würden Piloten schon nach kurzer Zeit nicht mehr erkennen, in welcher Lage im Raum sie sich befinden, erklärte Rudolph. "Sie sind sich ihrer Situation gar nicht mehr bewusst."

"Es kann einmal passieren, dass man wo reinfliegt, wo man nichts sieht - sollte es aber nicht", meinte Rudolph. Ein kurzer Wetterbericht im Radio reiche zur Vorbereitung nicht aus. Ein eigener Flugwetterdienst bereite Daten und Vorhersagen umfassend und mittels international verständlicher Abkürzungen auf. Vor einem Start muss ein Pilot laut dem Austro Control-Experten alle ihm zur Verfügung stehenden Informationen einholen, besonders wichtig sei dies, wenn der Bereich über einem Flugplatz verlassen werde.

"Der Sichtflug lebt vom Sehen und Gesehen werden", betonte Rudolph. Anders als beim Instrumentenflug ist daher auch das Durchfliegen von Wolken verboten, vielmehr gibt es klare Vorschriften für "Sicherheitsabstände". Bei einem Flug nahe der Erdoberfläche - etwa 300 Meter über dem Boden - muss der Pilot den Untergrund sowie 1,5 Kilometer weit sehen können und sich von Wolken grundsätzlich fernhalten. Bei Sichtflügen über dieser Höhe darf sich das Flugzeug Wolken bis zu maximal 1,5 Kilometern nähern, ober und unter dem Flugzeug ist ein Abstand von 300 Metern vorgeschrieben. Der uneingeschränkte Blick sollte zwölf Kilometer weit reichen.

Der Instrumentenflug findet im Gegensatz zum Sichtflug in dem von der Austro Control überwachtem und gesteuertem Luftabschnitt statt. Jeder Pilot bekommt von der Flugsicherung genaue Angaben, wie er sich zu verhalten hat - Flughöhe, Geschwindigkeit, Route und Zeitfenster werden vorgeschrieben. Die Bewegungen jeder Maschine werden am Radarschirm und per Computer beobachtet.

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