Medizin: Bub war gelähmt – nun geht er wieder

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Ein Siebenjähriger war querschnittsgelähmt, eine Operation brachte Heilung.

GRAZ (APA). An der Grazer Uniklinik für Neurochirurgie staunt man über das unerwartet hohe Regenerationsvermögen eines Siebenjährigen: Zwei Monate nach der Entfernung einer Zyste im Rückenmark kann das zuvor querschnittsgelähmte Kind wieder gehen. Ein Weihnachtswunder? Das wohl nicht, aber die Grazer Mediziner sprechen von einem „unglaublichen Krankheitsverlauf“.

„Trotz der perfekten Operation war dieses postoperative Ergebnis in diesem Ausmaß nicht vorhersehbar und ist tatsächlich eine Sensation“, freut sich Neurochirurg Hans Georg Eder. Er hat das Operationsteam bei dem heiklen Rückenmarkseingriff angeführt.

Die Erkrankung verlief akut, die Prognose war denkbar schlecht: Zwischen den ersten Anzeichen einer Gehschwäche und der kompletten Querschnittslähmung des Buben lagen gerade einmal zwei Monate. Verursacht wurde die Lähmung durch eine Zyste im Rückenmark im Bereich der Brustwirbelsäule. Eder: „Die Zyste befand sich innerhalb des Rückenmarks. Das Rückenmark selbst war an dieser Stelle nur noch fadendünn und umgab die Zyste wie ein schmaler Nervensaum.“

Nach der Operation konnte das Kind allerdings das linke Bein weiterhin nicht bewegen, beim rechten Bein war eine geringfügige Beweglichkeit zu bemerken. Mit einer Verbesserung des Zustands war trotz perfekter Operation mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr zu rechnen.

Plötzlich war Rollstuhl leer

Doch schon zwei Monate und etliche physiotherapeutische Trainingseinheiten später war alles anders: Als die Mutter eines Tages nach ihrem Sohn im Rollstuhl sehen wollte, war dieser leer. Sie fand den Buben am Balkon – er war allein aufgestanden und an die frische Luft gegangen.

Eder: „Dieser Genesungsverlauf macht deutlich, dass bei Kindern auch das Regenerationsvermögen des Rückenmarks um ein Vielfaches höher ist.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2008)

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