Drogen beim Bundesheer: Kein Untauglichkeits-Grund

(c) APA (Georg Hochmuth)
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15% der Wehrdiener wird Drogenkonsum nachgewiesen. Dass man über den Konsum der Präsenzdiener so gut Bescheid weiß, liegt unter anderem daran, dass Drogentests Standard sind.

WIEN. Wie kaputt sind Österreichs Soldaten? Zehn bis 15 Prozent der Präsenzdiener wird beim Antritt des Grundwehrdienstes der Konsum von Drogen nachgewiesen. Im Osten Österreichs, genauer im Großraum Wien, ist der Prozentsatz noch höher als 15 Prozent, wie aus dem Stab von Verteidigungsminister Norbert Darabos zu hören ist.

Tatsächlich ist das Problem beim Bundesheer durchaus bekannt. „Das ist nicht wegzuleugnen“, sagt Michael Bauer, Sprecher des Verteidigungsministeriums. Genauere Zahlen, wie sich der Drogenkonsum von Präsenzdienern in den vergangenen Jahren entwickelt hat, gebe es allerdings keine, heißt es. Häufungen von Fällen – etwa beim Panzerbataillon 33 in Zwölfaxing, wo laut Medienberichten fast 25 Prozent unter Drogeneinfluss standen – könne man nicht bestätigen, die Statistiken seien auf einzelne Kasernen so nicht eingrenzbar.

Dass man über den Drogenkonsum der österreichischen Präsenzdiener so gut Bescheid weiß, liegt unter anderem daran, dass – im Gegensatz zu anderen Organisationen oder Arbeitgebern – Drogentests Standard sind. Sowohl bei der Musterung als auch bei der Antrittsuntersuchung werden die Präsenzdiener auf illegale Drogen getestet. Und während des Wehrdienstes müssen Rekruten ebenfalls mit Stichproben rechnen. Bei Verdachtsmomenten, etwa bei auffälligem Verhalten eines Soldaten, wird routinemäßig die gesamte Zimmerbesatzung untersucht. Auch werden immer wieder Razzien mit Drogenhunden in den Kasernen durchgeführt.

Anzeige, Kontrollen, Entlassung

Wird ein Wehrdiener positiv getestet, gibt es zum einen eine Anzeige bei der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde, zum anderen auch disziplinäre Maßnahmen. So wird der entsprechende Soldat nicht für sensible Tätigkeiten herangezogen – als Kraftfahrer wird man etwa ausgeschlossen. Gleichzeitig muss er auch regelmäßig zum Drogentest. Fällt dieser dreimal hintereinander positiv aus, wird der Rekrut aus dem Wehrdienst entlassen.

Wer allerdings hofft, so dem Ableisten des Präsenzdienstes zu entkommen, liegt falsch. Denn zu einem späteren Zeitpunkt kommt die nächste Einberufung – so lange, bis der Rekrut seinen Wehrdienst komplett abgeleistet hat. „Drogenkonsum ist jedenfalls kein Untauglichkeitsgrund“, sagt Heeressprecher Bauer. Es sei denn, es gebe medizinische Gründe, die den Wehrdienst unmöglich machen: „Wenn jemand seit sieben Jahren Heroin nimmt, wird er das Bundesheer körperlich gar nicht schaffen.“ Aber auch in diesem Fall wird oft nur die vorübergehende Untauglichkeit festgestellt.

Beim Bundesheer will man nun verstärkt Präventionsarbeit im Drogenbereich leisten. So gibt es seit dem Vorjahr eigene Fortbildungskurse für Ausbildner und Sanitätspersonal und Kooperationen mit Jugendbetreuungseinrichtungen. Was den Drogenkonsum vor dem Präsenzdienst betrifft, könne man aber nicht viel unternehmen, heißt es aus dem Verteidigungsministerium. „Das Bundesheer“, so Bauer, „ist letztlich ein Spiegel der Gesellschaft.“

Auf einen Blick

25.000 bis 30.000 Präsenzdiener hat das Bundesheer pro Jahr. Zwischen zehn und 15 Prozent davon wird der Konsum illegaler Drogen nachgewiesen. Neben einer Anzeige drohen ihnen auch disziplinäre Maßnahmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2009)

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