Rettet Wien Minopolis vor dem Aus?

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Wirtschafts-Förderungsfonds könnte die Kinder-Erlebniswelt vor der Schließung bewahren. Die Entscheidung wird für Ende Jänner erwartet.

Wien. Arbeiten gehen, Geld verdienen, das Ersparte anlegen oder wieder in Güter investieren: Minopolis, die Kindererlebniswelt an der Reichsbrücke, sollte die Jüngsten das Überleben am freien Markt lehren. Bis es schließlich selbst an den Launen des Marktes zu scheitern drohte – genauer gesagt an seinem eigenen Geschäftsmodell, das auf Firmensponsoring beruht. Und das in Zeiten der Krise nicht mehr wirklich funktioniert.

Der Wiener Wirtschaftsförderungsfonds könnte nun dem gebeutelten Unternehmen aus der Soravia-Gruppe unter die Arme greifen – und es vor der bereits für Ende Februar angekündigten Schließung bewahren. Erste Kontakte hat man geknüpft, demnächst will die Soravia-Gruppe dem Fonds die notwendigen Unterlagen für eine Prüfung übermitteln. Bei Minopolis hofft man, dass das Ergebnis der Untersuchung bis Ende Jänner feststeht.

In der Zwischenzeit hat Minopolis 94 fixe Mitarbeiter beim Arbeitsmarktservice angemeldet; auch mehrere freie Mitarbeiter würden von einer Schließung betroffen sein. Bei einem „Aktionstag“ am Sonntag will Minopolis noch einmal seine Unterstützer versammeln: Bei freiem Eintritt können Besucher auf Transparenten und Unterschriftenlisten ihren Unmut kundtun.

Sponsorenflucht

In finanzielle Schwierigkeiten ist der Freizeitbetrieb geraten, da eine Handvoll Unternehmen ihre Verträge, die im Jänner und Februar 2009 auslaufen, nicht mehr verlängern werden. Bei Minopolis können Kinder in 26 Stationen spielerisch Berufe kennen lernen: Diese Stationen werden von Firmen finanziert, die dort gleichermaßen Werbung für ihre Produkte machen. Auf Grund dieser Firmenpräsenz ist Minopolis unter Pädagogen nicht unumstritten. Ob und wie der Wirtschaftsförderungsfonds Minopolis tatsächlich unterstützen wird, ist derzeit noch unklar, sagt Fonds-Sprecher Georg Brockmeyer. Zunächst müsse geprüft werden, über welche Schiene die finanzielle Hilfe laufen könne. „Wir vergeben keine Subventionen“, sagt Brockmeyer. Man könne nur Unternehmen unterstützen, die sich langfristig selbst tragen und eine „sinnvolle Einrichtung“ darstellen würden.

„Stadtnahe Firmen als Helfer“

Minopolis-Geschäftsführer Ton Ofner hofft jedenfalls auf öffentliche Hilfe: Er halte etwa eine Kooperation mit Firmen, „die der Stadt Wien nahestehen“ für denkbar. Wie viel finanziellen Zuschuss Minopolis benötigen würde, möchte er nicht sagen. Eines ist klar: Es geht um nicht wenig Geld. Die Standmiete kostet etwa 100.000Euro im Jahr.

Dass die Stadt Wien bereits mit zwei Stationen – nämlich über die MA48 und die MA30 als Müll- und Abwasserberatung – vertreten ist, will Ofner nicht als Subventionierung gelten lassen: Die Magistratsabteilungen würden nur Quadratmetermiete bezahlen, und nähmen mit eigenen Mitarbeitern an Monopolis teil.

Vorschläge, was mit dem Freizeitgelände passieren könnte, kommen auch von parteipolitischer Seite: Die ÖVP möchte aus der kostenpflichtigen Erlebniswelt (Eintritt für Kinder acht bis 15, für Erwachsene vier bis sechs Euro) einen „frei zugänglichen Indoor-Spielplatz“ machen.

Gegen die Unterstützung durch die öffentliche Hand wehrt sich die Katholische Jungschar – mit harten Worten. Minopolis verkörpere, was nun „untergegangen ist: Den Glauben an den unbegrenzten Kapitalismus, an ein vornehmlich an Werten der Wirtschaft orientiertes Leben, an einer Orientierung am Mammon Geld“, so Jungschar-Vorsitzende Verena Vichytil.

Doch Minopolis könnte die Krise überdauern – wenn auch mithilfe der Stadt Wien.

Auf einen Blick

Die Kindererlebniswelt Minopolis soll Ende Februar geschlossen werden, da Sponsoren fehlen. 94 fixe Mitarbeiter wären von der Schließung betroffen. Nun könnte der Wiener Wirtschaftsförderungsfonds dem Unternehmen zu Hilfe kommen. Derzeit wird verhandelt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2009)

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