Villa verlost: Gewinner saß beim Zahnarzt

(c) APA (Gert Eggenberger)
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Die Verlosung brachte der Besitzerfamilie 990.000 Euro brutto. Sie entschloss sich zur Verlosung, weil auf dem freien Markt der Schätzwert der Villa nicht zu erzielen gewesen sei.

Klagenfurt. Gespannte Erwartung im Klagenfurter „Lustgarten“: Bevor gestern die Verlosung der sogenannten Daniel-Villa stattfinden konnte, war bekannt geworden, dass bei der Staatsanwaltschaft eine Anzeige gegen die Aktion eingegangen war. Offensichtlich hat die Immobilienbranche keine Freude mit dieser Form des Hausverkaufes. Ein Ermittlungsverfahren wurde eingeleitet.

Doch der Klagenfurter Notar Stefan Lindner, den die Besitzerfamilie mit der Verlosung beauftragt hatte, ließ sich davon nicht beirren und informierte die zahlreich erschienenen Medienvertreter, dass die Aktion wie geplant stattfinden werde. Für 14 Uhr war die Verlosung angesetzt, lange zuvor hatten sich schon zahlreiche Berichterstatter in der Klagenfurter Rosentaler Straße eingefunden.

Dann wurde es spannend. Vor der Verlosung wurde den rund 70 Berichterstattern (Privatpersonen waren nicht eingelassen worden) ein Kurzfilm über die Villa im Klagenfurter Stadtteil Viktring gezeigt. Dann waltete Glücksfee Brenda Kuttnig, ehemalige Miss Steiermark, ihres Amtes und zog aus vier Behältern die Glücksnummer 5594. Notar Stefan Lindner blätterte im passenden Aktenordner und hatte rasch den neuen Besitzer der 400-Quadratmeter-Villa ausgeforscht: Walter Egger aus St. Andrä im Gurktal.

Doch der war telefonisch nicht sofort erreichbar. Unter der vom Notar gewählten Nummer meldete sich die Ehefrau des Gewinners. Sie teilte mit, dass ihr Mann gerade beim Zahnarzt sei. Lindner: „Ihr Mann hat ja bei einer Verlosung mitgemacht.“ Frau Egger: „Sie meinen aber jetzt nicht die Hausverlosung?“ Als der Notar die Frage und gleichzeitig den Gewinn der Traumvilla bestätigte, war die einzige Antwort: „Ein Wahnsinn.“

Wesentlich gelassener nahm der Gewinner selbst die Nachricht vom Hausgewinn entgegen. Sein Kommentar nach dem Ende der zahnärztlichen Behandlung: „Das darf doch nicht wahr sein.“ Ob er nach Klagenfurt übersiedeln oder die gewonnene Villa anderweitig verwerten werde, konnte der 50-Jährige noch nicht sagen. Er habe nicht damit gerechnet, das Haus zu gewinnen und sich deshalb darüber noch keine Gedanken gemacht.

Ansturm aus halb Europa

Vor der Verlosung hatte die bisherige Besitzerin auf die Frage des Moderators erklärt, warum sie auf die Idee der Hausversteigerung gekommen war: Das 400 Quadratmeter große Haus sei für zwei Familien konzipiert gewesen. Eine davon sei immer seltener in Klagenfurt und auch ihre, Traude Daniels Kinder, lebten nicht mehr hier: „Es ist einfach zu groß geworden.“ Weil auf dem freien Markt der Schätzwert der Villa (836.000 Euro) nicht zu erzielen gewesen sei, habe sie sich zur Verlosung entschlossen, berichtete Daniel.

Seit dem 5. Dezember sind Traude Daniel und ihre Tochter Daniela nicht mehr zur Ruhe gekommen. Nach dem ersten Bericht über die Hausverlosung in einer lokalen Zeitung haben sich Medienvertreter aus ganz Mitteleuropa bei den Daniels die Klinke in die Hand gegeben. Doch die beiden Damen haben ihren Schritt nicht bereut.

AUF EINEN BLICK

Rechtlich umstritten ist die Versteigerung von Immobilien in Österreich. Laut Finanzministerium besteht kein Einwand, wenn die Versteigerung einmalig ist und von privater Hand erfolgt. Demgegenüber steht der § 168 des Strafgesetzbuches. Darin heißt es: „Verboten sind Spiele, bei denen Gewinn und Verlust ausschließlich vom Zufall abhängen.“ Vor weiteren Versteigerungen werden sich die Experten daher auf deren Rechtmäßigkeit einigen müssen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2009)

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