Wiener Birdland wird zum Tanz-Club

Jow Zawinul
Jow Zawinul(c) APA (ROLAND SCHLAGER)
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Das Comeback des finanzmaroden, einst von Jazzer Joe Zawinul mit Unterstützung der Stadt gegründeten Clubs ist gescheitert. Und zwar endgültig. Im Hilton wird nun getanzt statt gejazzt.

Wien. Die Neonschrift ist bleich, die angekündigte Jam Session längst gespielt und die Post hinter der Glastür einen Stapel hoch. Rein äußerlich gibt sich das Birdland im Hilton-Hotel wie immer seit der Schließung im August 2008. Und doch ist etwas anders. Denn seit vergangener Woche steht fest: Das Comeback des finanzmaroden, einst von Jazzer Joe Zawinul mit Unterstützung der Stadt gegründeten Clubs ist gescheitert. Und zwar endgültig.

Denn der Vermieter (der Hilton-Komplex gehört seit November zu 75 Prozent der RZB und nur mehr zu 25 Prozent der Soravia-Gruppe), hat sich nun entschieden, das Lokal nicht weiter für das Birdland freizuhalten, sondern neu zu vergeben. Dabei hatte es zuletzt anders ausgesehen: Birdland-Geschäftsführer Karl Resch fand im laufenden Konkursverfahren einen privaten Investor. Dieser wollte den Zwangsausgleich (Kostenpunkt etwa 200.000 Euro) sowie den Neustart des Clubs finanzieren. Allein: Die Hinterlegung des Geldes verzögerte sich. Ein langes Hin und Her begann. Laut Resch gab es auch ein Treffen des Investors mit den Vermietern, aber, so vermutet er im Nachhinein enttäuscht: „Die haben die Sache von Anfang an nicht ernst genommen.“ Die finanziellen Rahmenbedingungen für eine Fortsetzung, heißt es vonseiten der zuständigen „Stadtpark Hotelreal“ nüchtern, hätten nicht gepasst. Immerhin sind die Vermieter Gläubiger. An die 100.000 Euro betragen die Mietrückstände.

Disco-Club im Hilton

Während es mit dem Konkurs um das alte Birdland still wird, wird es mit März, April „Am Stadtpark 1“ wieder laut. Dann nämlich werden die neuen Mieter ihr Geschäft aufnehmen: Es sind dies Georg Bauer und Alfred Royer, die sich laut „Hotelreal“ gegen „zirka neun ernst zu nehmende Bewerber“ durchsetzen konnten. Man habe schon früher einmal mit Resch verhandelt, sagt Bauer. Allerdings eben ohne Erfolg.

Royer und Bauer sind keine Neuen im Club-Business. Bauer (s. Bild) hat früher für die Geschäftsführung der Disco U4 gearbeitet. Royer, das Urgestein, gründete in den Achtzigern das „P 1“ in Wien und betreibt jetzt u. a. das „P 2“ in Stegersbach. „Die Discoszene“, sagt Royer, „habe ich aber hinter mir.“ Das Lokal im Hilton solle keine Disco, sondern ein „Disco-Club“ werden. Sprich, Menschen ab 20 Jahren Tanzen im gehobenerem Rahmen bieten. „Wie es das in allen großen Städten gibt und in Wien noch fehlt“, sagt Royer.

Zusätzlich kann sich Bauer Kulturveranstaltungen vorstellen. Das Hilton-Hotel spielt in der Planung keine Rolle. Royer: „Wir verstehen uns nicht als Hoteldisco, die Gäste sind nicht unser erstes Zielpublikum.“ Auch nicht vorrangig: der Jazz. Er wird im Club, der in seinem Namen nicht auf die Vergangenheit anspielen wird, wenn, dann eine periphere Rolle spielen.

Dafür wird aber anderswo an einer neuen Jazz-Heimstätte gebastelt: Wie berichtet, wollen die Zawinul-Söhne Erich und Tony mit einem fünfköpfigen Team ihre eigene Birdland-Variante starten. Geplant ist ein Lokal mit Konzerten (Jazz, Hiphop), Tanz und ein kleines Zawinul-Museum. Auch über Events wie ein Filmfestival wird nachgedacht.

Birdland, neu

Für den Standort will man sich bis April entscheiden, der im Hilton kam laut Zawinuls Mitarbeitern übrigens nie in Frage. Man habe einen Neuanfang symbolisieren wollen. Beim Namen hingegen könnte man auf Kontinuität setzen. Denn mit einem Konkurs der Birdland-Gmbh, meint Masseverwalterstellvertreter Daniel Lampersberger, fallen die Nutzungsrechte für den Namen in den Nachlass zurück. Kann also sein, dass Wien bald doch wieder ein Birdland hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.01.2009)

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