Tschetschenen-Mord: Putin wusste von den Foltervorwürfen

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„New York Times“ will kurz vor dem Tod von Umar I. Putins Büro über Vorwürfe informiert haben. I. habe der Redaktion Kopien der versiegelten Akten seiner gerichtlichen Beschwerden überlassen.

WIEN (APA/red.). Neue Enthüllungen aus den USA gab es am Montag zum Tod des Tschetschenen Umar I. in Wien. Die US-Zeitung „New York Times“ hat wenige Tage vor dem Mord an I. in Wien-Floridsdorf vom 13. Jänner detaillierte Berichte über dessen Foltervorwürfe gegen den prorussischen Tschetschenen-Präsidenten Ramsan Kadyrow geplant. Darüber sollen die russischen Behörden in Kenntnis gesetzt worden sein. Am 9. Jänner habe man im Büro des russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin wegen der Anschuldigungen um Interviews angesucht, berichtete die Zeitung in ihrer Ausgabe vom 1. Februar.

Vier Tage später wurde I. erschossen. Von einem Zusammenhang der Recherchen und Zeitungsberichte mit dem Mord wisse man nichts, hieß es am Montag bei der Wiener Staatsanwaltschaft. Laut „New York Times“ wurde ein Kommentar seitens Putins Sprecher abgelehnt: „Eine Stellungnahme zu irgendwelchen Gerüchten ist nicht klug“, zitierte das Blatt Putins Pressesprecher. Der Ermordete habe als Leibwächter Kadyrows Zugang zu Insider-Informationen erhalten und in diesem Zusammenhang erstmals formal vorliegende Vorwürfe erhoben, so die Zeitung. I. habe der Redaktion Kopien der versiegelten Akten seiner gerichtlichen Beschwerden überlassen.

Fünf Verdächtige in U-Haft

Nach den Festnahmen im Zusammenhang mit dem Mord wurde nun über fünf Verdächtige die U-Haft verhängt. Das erklärte Gerhard Jarosch, Sprecher der Staatsanwaltschaft, am Montag. Grund sei der „dringende Tatverdacht gegen die Männer“, die ebenfalls aus Tschetschenien stammen. Ihnen wird neben Beihilfe zum Mord das Schmieden eines Komplotts und die Beteiligung an organisierter Kriminalität zur Last gelegt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.02.2009)

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