Binnen-I: Geschlechtersensible Sprache kein Fall für ÖNORM

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Symbolbild: Binnen-I(c) Clemens Fabry
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Das Institut begründet die Entscheidung damit, dass wegen der "stark divergierenden Meinungen" kein Konsens möglich sei.

Der geschlechtersensible Umgang mit Sprache wird auch künftig nicht per ÖNORM geregelt. Dies hat das Normungsinstitut Austrian Standards nach den heftigen Debatten der vergangenen Monate beschlossen, teilte dessen Sprecher am Donnerstag mit. Aufgrund der "stark divergierenden Meinungen" zu dem Thema sei kein Konsens möglich und die Materie daher auch nicht als "Normprojekt" geeignet, so die Begründung.

"Ein Normprojekt ist grundsätzlich nur dann möglich, wenn dazu ein breiter Konsens erzielbar ist", so Elisabeth Stampfl-Blaha, Direktorin von Austrian Standards, in einem Statement. "Beim Thema 'geschlechtersensibler Umgang mit Sprache' ist dagegen stark der Wunsch erkennbar gewesen, zu diesem Thema keine normative Empfehlung zu entwickeln."

Die Vorgeschichte war kurz, aber heftig: Das Komitee "Büroorganisation und schriftliche Kommunikation" hatte im Frühling des Jahres den Entwurf für die Überarbeitung der ÖNORM A 1080, mit der die Textgestaltung geregelt wird, vorgelegt. Ein Passus nahm Bezug auf geschlechtergerechte Sprache. Dabei wurde aus Gründen der Vorlesbarkeit vom sogenannten Binnen-I ebenso abgeraten wie von Kombinationsformen a la Splitting. Besser sei es, beide Geschlechter getrennt anzuführen. Aber auch sogenannte Generalklauseln wurden als Möglichkeit angeführt, also der Hinweis, dass mit der männlichen Form die Frauen mitgemeint seien.

Daran hatte es reichlich Kritik gehagelt, an die 1400 Stellungnahmen langten ein. Die Komitee-Chefin hatte ihren Entwurf verteidigt und sich gegen die "Durchsetzung zweifelhafter politischer Ziele" gewendet. Anfang September hatte das Normungsinstitut in der Folge das Komitee aufgelöst: Wegen "schwerwiegender Verstöße gegen Grundregeln der Normungsarbeit", so die Begründung. Mitte Oktober wurde zu einem Dialogforum zum Thema geladen. Auf dieser Grundlage fiel nun die Entscheidung der Geschäftsführung in enger Abstimmung mit dem Präsidium, die Frage vom Normungsprozess fernzuhalten.

Positionen "sehr heterogen"

Die Positionen seien nämlich "sehr heterogen" und lägen "nach wie vor weit auseinander", wird von Seiten des Normungsinstituts ausgeführt. Man könne das Thema auch nicht isoliert für die geschäftliche Korrespondenz betrachten, sondern nur im Rahmen des "generellen Sprachgebrauchs". Außerdem gebe es sehr unterschiedliche "Unternehmens- bzw. Organisationskulturen" und die Einstellung dazu sei generell "stark abhängig vom kulturellen Umfeld". Für den Schulunterricht existiere keine einheitliche Vorgehensweise. Und auch "insgesamt ist stark der Wunsch erkennbar, zu diesem Thema keine normative Empfehlung zu entwickeln", so das Fazit des Instituts.

Die Regeln für den Schriftverkehr - also die ÖNORM A 1080, die derzeit in der Fassung von 2007 vorliegt - sollen indes dennoch überarbeitet werden, nur eben ohne den Gender-Aspekt. Nachdem das ursprüngliche Komitee aufgelöst wurde, wird nun nach einem anderem dafür gesucht.

(APA)

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