Kriminalstatistik: Sexualdelikte stiegen 2008 an

Anzeigen gegen Kinderpornografie nahmen um 71 Prozent zu, allerdings weniger Vergewaltigungen.

WIEN.In Österreich gab es im Vorjahr mehr angezeigte Sexualdelikte als im Jahr 2007. Das geht aus einer detaillierten Statistik des Bundeskriminalamtes (BK) hervor, die der „Presse“ vorliegt. Insgesamt wurden der Polizei 4185 Fälle bekannt, ein Plus von 3,7 Prozent im Vergleich zum Jahr 2007.

Den höchsten Anstieg verzeichnet die Kriminalstatistik von Sexualdelikten im Bereich der pornografischen Darstellung von Unmündigen. Dieses Delikt wurde 2008 insgesamt 862 Mal angezeigt, im Jahr zuvor waren es 504 Fälle. Damit ergibt sich ein Plus von nicht weniger als 71 Prozent. „Dieser starke Anstieg lässt sich durch vermehrte Anzeigen in der Meldestelle für Kinderpornografie erklären“, berichtet Armin Halm aus dem Bundeskriminalamt. Die Anzeigenbereitschaft nehme seit Jahren kontinuierlich zu, sagt der BKA-Beamte.

Einen Rückgang gab es hingegen bei Vergewaltigungen. Im Jahr 2007 wurden in ganz Österreich 710 derartige Fälle angezeigt, die Aufklärungsquote betrug 76,6 Prozent. 2008 verzeichnete die Polizei um 17 Fälle weniger (– 2,4 Prozent), die Aufklärungsquote betrug 80,1 Prozent.

693 Vergewaltigungen angezeigt

Ein Experte zur „Presse“: „Studien zeigen seit Jahren, dass mehr als die Hälfte der Vergewaltigungen nicht auf dunklen Wegen und in nächtlichen Parks stattfinden sondern im sozialen Umfeld der Opfer.“ Die überwiegende Anzahl der Täter sei den Opfern – wenn auch zumindest flüchtig – bekannt, etwa vom Arbeitsplatz oder aus dem Bekanntenkreis. Über die Dunkelziffer kann das BK nichts sagen. Die tatsächliche Zahl der Taten dürfte aber um einiges höher liegen. Opfer gehen in manchen Fällen aus Scham oder aber auch persönlichen Gründen (Vergewaltigungen innerhalb der Familie) nicht zur Polizei.

Auch der schwere sexuelle Missbrauch von Unmündigen war 2008 rückläufig. Im vergangenen Jahr wurden in diesem Bereich 262 Fälle aktenkundig, im Jahr zuvor waren es 296, um 34 Fälle mehr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2009)

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