Amoklauf in Alabama

Was als Familientragödie begann, endete in einer wilden Schießerei.

WASHINGTON.Der ärmliche, landwirtschaftlich geprägte Süden Alabamas war in der Nacht auf Mittwoch Schauplatz eines Amoklaufs, dem mindestens elf Menschen zum Opfer fielen, einschließlich des Täters. Michael McLendon, ein 27-jähriger Arbeitsloser, hinterließ bei seiner ziellosen Hetzjagd durch drei Kleinstädte und über mehrere Dutzend Kilometer hinweg eine Blutspur. Blindwütig schoss er auf alles, was ihm über den Weg lief: auf Passanten auf der Straße, Autofahrer auf dem Highway, Kunden eines Supermarkts, sogar auf eine Mutter samt Kleinkind auf einer Veranda.

Die Bluttat hatte als Familientragödie in dem Dörfchen Kinston begonnen und endete in einer wilden Schießerei. Der Mann erschoss zunächst seine Mutter und deren Hunde und steckte dann das Haus in Brand, in dem er zusammen mit der Mutter wohnte. Anschließend flüchtete er in das Haus seiner Großeltern in das wenige Kilometer entfernte Samson, in dem er ein Gemetzel anrichtete. McLendon tötete sein Großeltern, seinen Onkel und seine Tante.

Arbeitslosigkeit als Motiv

Auf der Flucht schoss er im Blutrausch wahllos um sich: Die Frau eines Sheriffs und deren eineinhalbjähriges Kind, ein Paar und ein Mann kamen in der Folge ums Leben, mehrere Menschen kamen mit Verletzungen davon. Erst als die Polizei das Auto des Täters in Geneva schließlich rammte, war die Flucht zu Ende – nicht aber der Amoklauf. McLendon lieferte sich einen Schusswechsel mit den Polizisten. Am Ende dürfte er sich aber selbst umgebracht haben.

Ein Wachmann, Augenzeuge des Geschehens, sagte: „Da bist du gerade noch unschuldig – und dann läufst du einem Irren mit einer Pistole in die Quere.“ Und ein Bekannter beschrieb den Täter so: „Er war ein ruhiges Kind, immer höflich und nett.“ Als möglichen Auslöser für das Blutbad nannten die Behörden die Arbeitslosigkeit des Mannes. Er dürfte kürzlich seinen Job in einer Fabrik verloren haben.

Erst am Sonntag hatte eine Bluttat in den USA Schock und Entrüstung ausgelöst. Ein 27-Jähriger stürmte während einer Sonntagsmesse in eine Baptistenkirche in Maryville in Illinois und erschoss den Pastor. Dessen Bibel hatte einen ersten Schuss abgewehrt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2009)

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