Postler ließ 24.000 Briefe liegen: Sechs Monate bedingt

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Symbolbild(c) Bruckberger / Die Presse
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Ein steirischer Briefträger hortete über Jahre Briefe, anstatt sie zuzustellen. Nun wurde er wegen Amtsmissbrauchs verurteilt.

Über 24.000 Postsendungen stellte ein steirischer Briefträger sieben Jahre lang einfach nicht zu - er fühlte sich überlastet und hatte ein Alkoholproblem. Als er auch amtliche Briefe nicht mehr zustellte, flog alles auf. Am Dienstag wurde er im Grazer Straflandesgericht wegen Amtsmissbrauchs verurteilt. Weil er geständig war, kam er mit der Mindeststrafe von sechs Monaten bedingt davon.

Der 49-Jährige ließ 2006 nur ein paar Briefe liegen, dann stellte er wieder alles ordnungsgemäß zu. Aber in den folgenden Jahren wurde die Belastung durch Rayonerweiterungen immer größer, und er schaffte es nach eigenen Angaben einfach nicht mehr. Aber er warf die Poststücke nicht einfach weg, sondern bewahrte sie auf. Im Auto, in der Wohnung, im Keller - zuletzt quoll seine Umgebung förmlich über vor nicht zugestellten Briefen. "Ich habe nichts weggeschmissen oder vernichtet", beteuerte der suspendierte Postler. Schaden entstand daher praktisch keiner.

"Den Job schaffe ich nicht mehr"

Dass er die Briefe, für die der Empfänger unterschreiben muss, zuletzt auch nicht zugestellt hat, wurde ihm zum Verhängnis. "Warum haben Sie nicht gesagt, ich lass' den Krempel liegen, der nicht wichtig ist, und stelle nur die behördlichen Briefe zu?", wollte Richter Christoph Lichtenberg wissen. "Ich war nervlich so schlecht beisammen, ich hab' in der Früh schon Alkohol getrunken", schilderte der Angeklagte. "Glauben Sie, dass Sie in der Lage wären, dort weiterzuarbeiten?", fragte der Richter. "Nein, den Job schaffe ich nicht mehr", so der Befragte, der mehrmals beteuerte: "Es tut mir alles so leid." Als er erwischt wurde, war er sogar erleichtert: "Es war die erste Nacht, in der ich wieder gut geschlafen habe", meinte er.

Der Schöffensenat wertete nur die rund 100 behördlichen Briefe als Amtsmissbrauch und verhängte die Mindeststrafe von sechs Monaten, und auch die nur bedingt. Der 49-Jährige nahm an, der Staatsanwalt gab keine Erklärung ab. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Übrigens: Die Briefe wurden zuletzt alle doch noch zugestellt, wenn auch mit ziemlicher Verzögerung.

(APA)

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