Skiurlaub: Wenn sogar Schneekanonen versagen

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Nach einem verpatzten Saisonstart könnten katastrophale Weihnachtsferien folgen. Und das, obwohl die Skiregionen in den letzten Jahren massiv in Beschneiung investiert haben.

Wien. Es war der wärmste November seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1767. Und der Dezember dürfte ähnliche Rekordwerte hervorbringen. Sogar im Vergleich zur ebenfalls eher schneearmen Wintersaison 2013/14 sind die Schneemengen derzeit äußerst gering (siehe Grafik). Auch der erste große Wintereinbruch, der sich normalerweise um den 6./7. Dezember einstellt, sei heuer ausgeblieben, sagt Clemens Teutsch-Zumtobel vom Wetterdienst Ubimet. Derzeit liegt die Schneefallgrenze bei 1500 Meter.

Die Schneekanonen laufen – sofern es kalt genug ist – überall auf Hochtouren. „Wir haben seit einer Woche gute Pistenbedingungen. 70 Prozent der Pisten sind befahrbar, die Gäste sind trotz Kunstschnees zufrieden“, sagt Walter Veit, Hotelier aus dem Salzburger Obertauern und Vizepräsident der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV). In vielen anderen Skigebieten – vor allem in tieferen Lagen – sei die Lage aber angespannt.

„Es wird langsam eng. Nicht alle Skigebiete haben gleich schlagkräftige Beschneiungsanlagen. Wenn für Weihnachten warme Temperaturen gemeldet sind, ist das ein Problem“, sagt Franz Hörl, Chef der Österreichischen Seilbahnen. Auch für die Top-Schneekanonen brauche es drei bis vier kalte Nächte (minus fünf Grad oder kälter), um ausreichend Kunstschnee zu produzieren.

Ohne Kunstschnee geht gar nichts. In den vergangenen sieben Jahren ist die Zahl der Schneekanonen von 3000 auf 20.000 Stück gewachsen. Und nur mit der Anschaffung von Schneekanonen ist es nicht getan. Dazu kommen die gesamte Infrastruktur von Speicherteichen, Pumpstationen, Rohrleitungen – und die laufenden Kosten für Energie und Wartung. Österreichs Seilbahnen haben seit 2008 mehr als 800 Mio. Euro in Beschneiungsanlagen investiert, allein für 2014/15 werden es weitere 131,8 Mio. Euro sein.

Wenn es so warm bleibt, werden aber auch die besten Schneekanonen nichts helfen. „Weihnachtsferien ohne Schnee würden einen Schaden von knapp unter einer Milliarde Euro verursachen. 750 Mio. Euro Verlust würden die Hotellerie, Gastronomie und den Handel treffen, rund 200 Mio. Euro die Seilbahnwirtschaft“, sagt Hörl.

Urlaub auch ohne Schnee

Weniger schwarz sieht die Österreich-Werbung (ÖW): „Weder der zögerliche Schneefall noch die milden Temperaturen haben große Auswirkungen auf die Buchungen für die Weihnachtsferien gehabt“, sagt Ulrike Rauch-Keschmann von der ÖW. „Ich weiß noch von keiner einzigen Stornierung“, bekräftigt Tourismusobfrau Petra Nocker-Schwarzenbacher. „Wir vertrauen darauf, dass die Leute ihren gebuchten Weihnachtsurlaub auch ohne Schnee antreten. Die Situation hatten wir immer, schließlich bieten große Häuser auch Wellness.“ Auch im Vorfeld habe es nicht weniger Buchungen gegeben als üblich. „Problematisch wird es im Jänner, wenn die Ferien zu Ende gehen und es in den tieferen Regionen keinen Schnee gibt. Da wird es zu Stornierungen kommen“, sagt Hotelier Veit.

Und im Jänner werden auch die ausbleibenden Gäste aus Russland ein Thema. „Die Russen haben immer einen Superturbo in das Jännerloch gebracht, weil dann in Russland die Weihnachtsferien beginnen“, sagt Nocker-Schwarzenbacher, Skigebiete würden teilweise Buchungsrückgänge von bis zu 40 Prozent melden.



Und wie sehen die Wetterprognosen für die Feiertage aus? Am Wochenende wird es zwar kälter: Ubimet prognostiziert Schneefall bis 1000 Meter am Samstag, am Sonntag sogar bis 500 Meter – und zwar von Vorarlberg bis ins westliche Niederösterreich. Schon ab Montag wird es aber wieder wärmer mit Temperaturen zwischen drei und elf Grad. Der Schnee wird wohl nur über 1000 Metern liegen bleiben – auch für Kunstschnee wird es darunter nicht kalt genug sein. Eine seriöse Prognose für die gesamten Weihnachtsferien ist nicht möglich – die Ubimet-Modelle deuten aber auf einen Kälteeinbruch ab dem 25. Dezember hin.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2014)

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