Gedenksteine für Nazi-Opfer beschmiert: Prozess in Salzburg

Einer der Angeklagten am Dienstag vor Gericht
Einer der Angeklagten am Dienstag vor GerichtAPA/NEUMAYR/MMV
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Zwei Burschen und zwei Mädchen stehen in Salzburg wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung vor Gericht. Sie sollen unter anderem "Stolpersteine" beschmiert haben.

Wegen Beschmierens von Gedenksteinen für Nazi-Opfer und wegen weiterer, nationalsozialistisch motivierter Sachbeschädigungen in Salzburg müssen sich ab heute, Dienstag, vier Jugendliche und junge Erwachsene bei einem Prozess in Salzburg verantworten. Die Staatsanwaltschaft listete insgesamt 133 Taten auf. Die hauptbeschuldigten Burschen, zur Tatzeit 20 und 21 Jahre, waren im Vorfeld geständig.

Die sogenannten "Stolpersteine", das sind in das Pflaster eingelassene Gedenktafeln, und auch andere Flächen wurden zwischen Februar und Herbst 2013 in der Stadt Salzburg mit Farbe beschmiert. Die Aufsehen erregenden Schmieraktionen haben einen Schaden von rund 20.000 Euro verursacht. Die vier Beschuldigten wurden wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung angeklagt.

Nationalsozialistische Botschaften

Konkret werden dem jüngeren Beschuldigten 61 und dem Älteren 128 Schmierereien zur Last gelegt, die sie teilweise miteinander und teilweise alleine verübt haben. Laut Anklage sind sie dabei gelegentlich auch wechselseitig "Schmiere" gestanden. Es geht um insgesamt 59 "Stolpersteine" sowie um Ampelschaltkästen, Fassaden, Haltestellen, Parkscheinautomaten und andere Flächen, die sie mit Farblack und mit nationalsozialistischen Botschaften wie "NS statt US" besprüht haben sollen. Zwei Mädchen im Alter von 17 und 20 Jahren wurden wegen Aufpasserdienste mitangeklagt.

Die zwei Burschen haben sich bereits vor Monaten im Wesentlichen geständig gezeigt. Sie gaben an, dass ihre seinerzeitige nationalsozialistische Gesinnung die Ursache für ihre Aktionen war. Nach ihrer Entlassung aus der Untersuchungshaft distanzierten sich die beiden in Medieninterviews davon. Der Jugend-Geschworenenprozess am Landesgericht Salzburg ist vier Tage lang bis einschließlich Freitag anberaumt. Die Verhandlung wird von Richterin Bettina Maxones-Kurkowski geleitet.

Beschmierungen gingen weiter

Das Beschmieren von "Stolpersteinen" in der Stadt Salzburg nahm auch nach Ausforschung der Verdächtigen kein Ende. Auch ein Euthanasie-Mahnmal im Kurgarten von Salzburg wurde zerstört. Die Polizei ermittelt noch nach den Tätern.

Archivbild: Ein ''Stolperstein'' in Salzburg
Archivbild: Ein ''Stolperstein'' in Salzburg(c) imago/Rudolf Gigler

"Stolpersteine" sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Mit diesen Gedenktafeln wird an das Schicksal der Menschen erinnert, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Gedenksteine werden in der Regel vor den letzten Wohnhäusern der NS-Opfer niveaugleich in das Pflaster des Gehsteiges eingelassen. Mittlerweile gibt es rund 45.000 "Stolpersteine" in 18 europäischen Ländern. In der Stadt Salzburg wurden bisher 257 "Stolpersteine" verlegt.

(APA)

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