Murbrücke eingestürzt: Kein Bahnverkehr für zwei Wochen

Murbrücke der S35
Murbrücke der S35 APA/EPA/S. ULLRICH
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In Frohnleiten ist Samstagabend eine Brücke an der S35 eingestürzt - die Trümmer trafen die darunter liegenden Zuggleise. Neben überregionalen Verbindungen muss auch ein S-Bahn-Ersatzverkehr eingerichtet werden.

Nach dem Einsturz der in Bau befindlichen Murbrücke der S35 in Frohnleiten hat sich am Sonntag bei Tageslicht das Ausmaß der zu erwartenden Behinderungen im Bahnverkehr als noch umfangreicher herausgestellt: Die Züge werden die Stelle für mindestens zwei Wochen nicht passieren können. Tausende Fahrgäste werden allein am Sonntag betroffen sein. Am Montag kommen auch noch Schüler und Pendler dazu.

Die ÖBB haben sich nach dem Brückeneinsturz in einem Krisenstab auf massive Behinderungen im Personen- und vor allem Güterverkehr eingestellt. Laut ÖBB-Sprecher Christoph Posch sind am Sonntag rund 5000 Fahrgäste gezwungen, in den Schienenersatzverkehr umzusteigen. Am Montag werden es rund 10.000 sein, wobei das auch für jeden folgenden Werktag gelten werde.

Im Güterverkehr sind Umwege von mehreren Hundert Kilometern nötig. Die Frage, wann die Strecke wieder freigegeben werden kann, sei derzeit noch nicht oberste Priorität: Erst müsse das Sanierungskonzept - also der Ersatzverkehr - stehen. Noch völlig unklar war am Sonntag, ob der Gleiskörper oder gar der Unterbau beschädigt wurde. Das könne angesichts der rund 800 Tonnen Material, die herabgestürzt waren, nicht ausgeschlossen werden, meinten die Experten.

"Wir stehen vor einem großen logistischen Aufwand"

Für den Schienenersatzverkehr seien laut Posch Busse aus der gesamten Steiermark, aus dem Burgenland sowie von Partnerunternehmen organisiert worden: "Wir stehen vor einem großen logistischen Aufwand." Das größte Problem stelle derzeit noch der Güterverkehr dar. Dieser werde nun über Ungarn und Slowenien geführt. Auch die Kostenfrage sei noch offen.

Bezüglich des am Vorabend kurz vor dem Einsturz durchgefahrenen Zugs wurde Posch konkreter: "Es handelte sich um einen Schnellzug von Salzburg nach Graz, der mit rund 100 km/h unterwegs war." Wie viele Personen in dem Zug waren, wisse er jedoch nicht. Die Garnitur sei "wenige Minuten vorher" unter der Brücke durchgefahren.

Ursache bisher "nicht einzugrenzen"

Die Ursache für den Brückeneinsturz lag am Sonntag noch im Dunkeln: "Wir können da bisher nicht eingrenzen. Nun sind die Gutachter dran", betonte Siegfried Wanker von der an der Einsturzstelle tätigen Firma Strabag bei einer Pressekonferenz am Baugelände. Derzeit liege der Schwerpunkt bei der Festlegung des Abbruchkonzepts, um den "schwerwiegenden Vorfall" zu bewältigen.

Noch im Laufe des Sonntags soll der gefährlich zur Seite gedrückte Kran abgebaut werden, meinten die Experten. Im Laufe der Woche soll der eingestürzte Brückenteil gesichert sein, damit am kommenden Wochenende die S35, Brucker Schnellstraße, wieder für den Verkehr freigegeben werden kann. Bei der Ursachensuche sei man bisher nicht viel weitergekommen: "Es kann das Lehrgerüst gewesen sein", sagte Wanker, doch auch ein nachgebendes Fundament komme als Auslöser des Einsturzes infrage.

Lob für die Einsatzkräfte

Strabag-Vorstand Wanker erklärte, dass der Schwerpunkt der Arbeiten zur Bewältigung des "schwerwiegenden Vorfalls" derzeit bei der Festlegung des Abbruchkonzepts liege. Bei der Ursachensuche sei man bisher nicht viel weitergekommen: "Es kann das Lehrgerüst gewesen sein", sagte er, doch auch ein nachgebendes Fundament komme als Auslöser des Einsturzes infrage. Ebenfalls noch nicht abschätzbar ist die Schadenshöhe. Die Bauarbeiten werden sich um Wochen verzögern, "es können aber auch Monate sein", meinte Wanker auf Nachfrage.

Die Staatsanwaltschaft Graz nahm die Ermittlungen wegen fahrlässiger Gemeingefährdung auf. Diese werden laut Sprecher Arnulf Rumpold gegen "Unbekannt" geführt. Ein Sachverständige kümmere sich jetzt vorrangig um die Beweissicherung. Als Rechtsgrundlage dient der Paragraf 177 des Strafgesetzesbuches: "Wer (...) fahrlässig eine Gefahr für Leib und Leben einer größeren Zahl von Menschen oder fremdes Eigentum in großem Ausmaß herbeiführt, ist mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr zu bestrafen."

Lob für die Einsatzkräfte gab es seitens des Verkehrsministers Alois Stöger (SPÖ) und des Bezirkshauptmanns von Graz-Umgebung, Burkhard Thierrichter: "In 19 Jahren im Amt ist mir noch nie so eine gute Kooperation untergekommen."

Für den früheren Bürgermeister und aktuellen Regierungskommissär von Frohnleiten, Jörg Kurasch, sei der Einsturz "unerfreulich, aber es gibt keinen Personenschaden, das ist das Wichtigste." Der gesamte Sanierungsabschnitt der S35 ist rund zehn Kilometer lang und beinhaltet das Abtragen und den Neubau der Murbrücke Frohnleiten. Die Bauarbeiten sollten eigentlich Ende 2015 abgeschlossen sein. Um wie viele Wochen oder Monate sich das nun verzögert, ist noch ungewiss.

(APA)

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