Schanigärten: Bald das ganze Jahr?

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Mit März hat offiziell die Schanigartensaison begonnen. Derzeit wird an der Gesetzes-Evaluierung gearbeitet, im Herbst entscheidet sich, ob die Wintersperre aufgehoben wird.

Wien. Jetzt ist er auch wieder offiziell erlaubt: der Schanigarten. Von November bis Februar hat er nach dem Wiener Gebrauchsabgabegesetz nämlich Pause gehabt, Ausnahmen bestätigen die Regel, und die finden sich auf dem Marktgebiet. Alle anderen gastronomischen Betriebe mussten aber auf den 1. März warten, bis sie wieder Tische und Stühle vor die Türe stellen durften – bis 15. November.

Die Debatte rund um die ganzjährige Nutzung der Schanigärten wird dennoch weiterlaufen, immerhin stehen die Zeichen für die Aufhebung der Wintersperre derzeit nicht allzu schlecht. Das Gebrauchsabgabegesetz, in dem unter anderem die Schanigarten-Zeiten geregelt sind, wird derzeit evaluiert. Die Evaluierung wird noch voraussichtlich bis Sommer laufen, im zuständigen Büro von Vizebürgermeisterin Renate Brauner rechnet man im Herbst mit Ergebnissen. Die Rufe nach einer ganzjährigen Schanigarten-Nutzung waren zuletzt immer lauter. So hat sich neben der Wiener ÖVP und FPÖ auch Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) dafür ausgesprochen. Letztere gleich mit einem Vorschlag, wie genau die Regelung aussehen könnte, nämlich dass in den Wintermonaten tagsüber maximal drei bis fünf Tische (allerdings außerhalb der Parkspur) erlaubt sind.

Blimlinger: „Schnapsidee“

Ihr Parteikollege Thomas Blimlinger, Bezirksvorsteher von Neubau, ist da allerdings anderer Meinung: „Ich halte das für eine Schnapsidee, die neun Monate sind ausreichend. Außerdem tut es dem öffentlichen Raum ganz gut, wenn drei Monate eine Ruh ist“, sagt er auf die Frage nach der Aufhebung der Wintersperre. Er schätzt, dass es im siebten Bezirk an die 200 Schanigärten gibt, wobei die Zahl heuer, im Zuge der Umgestaltung der Mariahilfer Straße, wohl steigen wird. „Da kommt sicher einiges dazu, da wird sich die Gastronomie ziemlich etablieren.“

Wie viele Schanigärten es insgesamt in Wien gibt, lässt sich nur schwer sagen. Denn einerseits werden die Anträge auf Einhaltung des Gebrauchsabgabegesetzes im Büro von Stadträtin Brauner geprüft, die jeweilige Bewilligung wird dann aber beim jeweiligen Magistratischen Bezirksamt vergeben. Andererseits sind seit der letzten Reform 2012 auch monatsweise und mehrjährige Bewilligungen möglich.

Jener Bezirk mit den am Abstand meisten Schanigärten ist nach wie vor der erste Bezirk. Laut Magistratischem Bezirksamt ist die Zahl zuletzt von rund 480 im Jahr 2012 auf aktuell rund 570 Schanigärten gestiegen. Im Büro von Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel heißt es dazu: „Wenn man die Bewohner befragt, sind es eindeutig zu viele. Diese Dichte und Häufung an Schanigärten findet man in ganz Österreich sonst nirgends“, sagt Büroleiterin Angelika Mayrhofer-Battlogg. Sie kritisiert, dass mittlerweile auch Sonnenstudios oder Souvenirgeschäfte Schanigärten beantragen und diese teilweise auch genehmigt bekommen. Laut Mayrhofer-Battlogg sei die Situation in den letzten drei, vier Jahren „explodiert“. Sie wünscht sich eine flexible Lösung für den ersten Bezirk, da man nicht alle Bezirke über einen Kamm scheren könne. Von einer Aufhebung der Wintersperre hält sie naturgemäß wenig. Sie hat viel eher Bedenken wegen den vielen Heizschwammerln: „Da wäre eine umweltrelevante Analyse der zuständigen Stadträtin (Maria Vassilakou, Anm.) schön.“

Frank Prokop, Bezirksvorsteher von Ottakring, hingegen wünscht sich in der Frage nach ganzjährigen Schanigärten eine wienweit einheitliche Lösung. Er schätzt die Schanigärten in seinem Bezirk auf rund 120 und betont, dass sie speziell rund um den Brunnenmarkt zur Aufwertung des Grätzels beigetragen haben. „Der Bezirk hat sich stark entwickelt, natürlich hängt das auch mit dem Leben im öffentlichen Raum zusammen. Es ist ein gewisses Gefühl, ein gewisses G'spür, wenn man im Freien sitzen kann. Ich höre oft, dass ein Tag am Brunnenmarkt bei schönem Wetter wie ein Urlaubstag ist.“ Prokop ist generell der Meinung: „Ein kleiner Schanigarten ist sich noch überall ausgegangen.“

Verlustgeschäft für Wirte

Die Gastronomen am Yppenplatz sind naturgemäß für eine Aufhebung der Wintersperre. Daniela Krois, die das Lokal Rasouli betreibt, meint dazu: „Mein Schanigarten befindet sich auf öffentlichem Grund, der vom Kollegen vis-à-vis auf Marktgebiet. Das heißt, im Februar haben die Kollegen, die ihr Lokal am Platz haben, ihre Schanigärten eröffnet. Wir, die an der Straßenseite angesiedelt sind, mussten auf März warten. Das ist sinnfrei und ein enormes Verlustgeschäft.“

AUF EINEN BLICK

Ab 1. März dürfen in Wien wieder Tische und Stühle auf der Straße stehen. Aktuell bis 15. November – aber die Zeichen für ein Aufheben der Wintersperre stehen nicht schlecht. Neben ÖVP und FPÖ hat sich auch Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) dafür ausgesprochen. Im ersten Bezirk beispielsweise ist man aber skeptisch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2015)

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