Prozess gegen "La Familia": 32 Angeklagte in Salzburg

APA/NEUMAYR/MMV
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Die großteils jugendlichen Mitglieder der Bande "La Familia" sollen im Pongau ihre Opfer eingeschüchtert und teils schwer verletzt haben.

Der Prozess gegen die Bande "La Familia", die vorwiegend im Salzburger Pongau ihre Opfer mit Drohungen eingeschüchtert und teils schwer verletzt haben soll, ist am heutigen Montag am Landesgericht Salzburg unter enormen Sicherheitsvorkehrungen gestartet. Die zehntägige Verhandlung ist auch eine logistische Herausforderung: Es muss Platz für 32 Angeklagte und zehn Verteidiger geschaffen werden. Rund 80 Zeugen sind geladen.

Die Vorwürfe gegen die vorwiegend jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund sind massiv. Sie sollen von November 2013 bis Herbst 2014 rund 50 Gewalttaten hauptsächlich im Bezirk St. Johann im Pongau verübt haben. Bei den Beschuldigten handelt es sich um Türken, Serben, Bosnier, Kroaten, Mazedonier, Bulgaren und Österreicher, die alle im Pongau aufgewachsen sind. Ihr Alter reicht von 16 bis 34 Jahren, wobei nur sechs davon über 21 Jahre alt sind. Drei der Beschuldigten sollen sich an dem Aufsehen erregenden Platzsturm am 23. Juli 2014 in Bischofshofen beim Freundschaftsspiel OSC Lille gegen Maccabi Haifa beteiligt haben. Ihnen werden Körperverletzungsdelikte zur Last gelegt.

Schwarze Pullover als Erkennungszeichen

Die Bande trat in Gruppen auf. Ihr Erkennungszeichen waren schwarze Pullover mit der Aufschrift "La Familia". Der Name wurde offenbar in Anlehnung an ein mexikanisches Drogenkartell gewählt, obwohl es in der Salzburger Causa keine Anhaltspunkte für einen Suchtgifthandel gab. Wer gegen ein Gruppenmitglied war, bekam es laut Staatsanwaltschaft mit Repressalien zu tun. Ihnen wurde per SMS, auf Facebook, am Telefon oder auch von Angesicht zu Angesicht mit Sachbeschädigungen, Körperverletzungen oder gar mit dem Umbringen gedroht.

Doch das war noch lang nicht alles: Einige Angeklagte verpassten ihren "Gegnern" auch Fußtritte und Faustschläge. Ein Opfer wurde mit einem Schlagring so schwer im Gesicht verletzt, dass es ein Loch im Trommelfell davontrug. Sogar im Straßenverkehr machte man vor den Einschüchterungen nicht halt: Vor den Autos der Opfer wurde abrupt abgebremst, so dass sie zu gefährlichen Bremsmanövern gezwungen wurden. In einige Fahrzeuge wurden Dellen geschlagen. Bandenmitglieder drohten Schülern, man werde nach Unterrichtsschluss vor der Schule auf sie warten, um sie dann zu malträtieren.

Zehn Verdächtige in U-Haft

Die Polizei war der Bande schon monatelang auf den Fersen. Bei Hausdurchsuchungen am 19. Dezember 2014 stellten die Beamten Totschläger, Wurfsterne, Gaspistolen, Revolver, Kampfmesser, eine Schlagrute und Schlagringe sicher. Zehn "La Familia"-Mitglieder wurden festgenommen. Sie befinden sich seither in U-Haft. Der Zugriff war laut Polizei notwendig geworden, weil eine Eskalation gedroht habe. Salzburgs Polizeidirektor Franz Ruf sprach von einem "Zeichen gegen die Entwicklung einer kriminellen Parallelgesellschaft".

Die Palette der vorgeworfenen Delikte reicht von gefährlicher Drohung, Nötigung, schwerer Sachbeschädigung, Vergehen nach dem Waffengesetz bis zur absichtlich schweren Körperverletzung und Vergehen der kriminellen Vereinigung. Die Staatsanwaltschaft brachte insgesamt vier Strafanträge ein, die Strafdrohung reicht bis zu fünf Jahren Haft.

Zehn Verhandlungstage geplant

Das Einzelrichter-Verfahren im Schwurgerichtssaal 109 wird von der jungen Richterin Christina Rott geleitet, die auch beim wiederaufgerollten "Testaments"-Prozess den Vorsitz übernommen hatte. Von 2. bis 13. März sind zehn Verhandlungstage anberaumt, jeweils von Montag bis Freitag. In der ersten Woche ist die Einvernahme der 32 Angeklagten geplant, in der zweiten Woche werden die Zeugen befragt. Zwei Staatsanwälte und auch einige Opfer-Vertreter werden anwesend sein. Wann die Urteile in dem Megaprozess ergehen, ist noch nicht absehbar. "Das ist vom Prozessverlauf abhängig", sagte Landesgerichtspräsident Hans Rathgeb.

(APA)

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