Frauen: Besser ausgebildet, schlechter bezahlt

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Frauen sind immer stärker auf dem Arbeitsmarkt vertreten – vor allem in Teilzeitjobs. Vergleicht man den Bruttostundenlohn, verdienen sie um einiges weniger. Im EU-Vergleich liegt Österreich dabei besonders schlecht.

Wien. Es ist ein Thema, das aufregt. Frauen wie Männer, wenn auch oft aus unterschiedlichen Gründen: die Lohnunterschiede zwischen den beiden Geschlechtern. Dass es sie gibt, lässt sich jedenfalls nicht bestreiten. Die Statistik Austria steuerte am Dienstag frische Zahlen bei. Das Ergebnis aus der Erhebung: Im Jahr 2013 verdienten Frauen in der Privatwirtschaft (in Bezug auf Bruttostundenverdienste standardisierter Löhne und Gehälter) um 23 Prozent weniger als Männer. Immerhin: Der Prozentsatz geht zumindest leicht zurück: Im Jahr 2004 betrug der sogenannte Gender Pay Gap noch 25,5 Prozent. Bei unselbstständigen Erwerbstätigen schaut es etwas besser aus: Bei den ganzjährig Vollzeitbeschäftigten betragen die Einkommensunterschiede rund 18 Prozent. Rechnet man alle Beschäftigten (also auch Teilzeit etc.) mit ein, macht die Differenz rund 39 Prozent aus.

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Teilzeitarbeit ist überhaupt ein wichtiger Aspekt bei diesem Thema: Denn Frauen sind zwar immer stärker auf dem Arbeitsmarkt vertreten, allerdings hauptsächlich mit reduzierten Arbeitszeiten. Waren 2003 erst 36 Prozent der weiblichen Arbeitnehmer teilzeitbeschäftigt, stieg diese Zahl bis 2013 auf 45,5 Prozent an. Besonders groß ist der Unterschied bei Elternteilen zwischen 25 und 49 Jahren mit Kindern unter 15 Jahren: 70,6 Prozent der Mütter sind in dieser Kategorie teilzeitbeschäftigt. Bei den Vätern sind es nur 6,5 Prozent.

Auch die Gründe, warum man sich für Teilzeitarbeit entscheidet, sind je nach Geschlecht höchst unterschiedlich: Rund 37Prozent der Frauen, aber nur vier Prozent der Männer geben Betreuungspflichten für Kinder oder pflegebedürftige Erwachsene als Motiv an. Für männliche Arbeitnehmer sind die schulische und berufliche Aus- und Fortbildung ausschlaggebender.

Apropos Bildung: Das Bildungsniveau der Frauen ist in den letzten Jahren weiterhin stärker gestiegen als jenes der Männer. Zwar haben in der Bevölkerung im Alter von 25 bis 64 Jahren immer noch mehr Frauen als Männer nur einen Pflichtschulabschluss. 2012/13 wurden 58,3 Prozent der Maturaabschlüsse und 58,7 Prozent der Studienabschlüsse an Universitäten von Frauen erworben. Bei den Doktoraten liegen die Männer noch vorn.

Nur Estland ist schlechter

Vergleicht man den Gender Pay Gap auf EU-Ebene, schneidet Österreich besonders schlecht ab: Das Land erzielte im Vergleich des Statistischen Amts der Europäischen Union (ohne Griechenland) den vorletzten Platz – vor Estland. „Wir liegen schon länger auf den hinteren Plätzen“, erklärt Tamara Geisberger von der Statistik Austria. Eine Erklärung dafür habe man nicht. „Viele bringen das Argument ein, dass Länder mit einer hohen Erwerbs- und Teilzeitquote schlechter abschneiden, wie auch Deutschland oder England“, meint sie. Allerdings würden diese Faktoren auch auf Schweden oder die Niederlande zutreffen. Und diese würden sich im Ranking weiter vorn befinden. „Dass Österreich so schlecht abschneidet, wird für uns immer schwieriger zu erklären.“

Auch die Frage, warum Frauen weniger verdienen, hängt mit einer Vielzahl von Faktoren zusammen: Merkmale wie Branche, Beruf, Ausbildungsniveau, Alter, Dauer der Unternehmenszugehörigkeit, Vollzeit/Teilzeit, Art des Arbeitsvertrags, Region und Unternehmensgröße müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Die Statistik Austria berechnete zuletzt 2010, dass von 24 Prozent des Gender Pay Gaps 9,1 Prozent auf die oben genannten Faktoren zurückzuführen sind. Die 14,9 Prozent, die dann noch übrig bleiben, könne man allerdings rational nicht erklären.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2015)

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