Handy in Graz tabu – nur hält sich keiner daran

Pilotprojekt: keine Veränderungen nach einem Jahr.

GRAZ. Es bleibt eine lauwarme Geschichte. Ein Jahr nach Einführung des Benutzungsverbots von Mobiltelefonen in den öffentlichen Verkehrsmitteln in Graz bleibt der Erfolg nämlich überschaubar.

Offiziell bestätigen will das bei den Grazer Verkehrsbetrieben (GVB) zwar niemand, Faktum ist aber, dass sich das Telefonierverhalten der „Öffi“-Benutzer nur unwesentlich bis gar nicht verändert hat. Auch weil es weder einschlägige Kontrollen noch Strafen gibt. Bei gröberen Verstößen können Passagiere lediglich vom Fahrer des Fahrzeugs verwiesen werden. Vorgekommen ist das noch nie. Auch Beanstandungen durch Fahrgäste, die sich durch Telefongespräche belästigt fühlen, blieben unter einer Relevanzgröße. „Manche haben ihr eigenes Verhalten überdacht, anderen – vor allem jüngeren Passagieren – ist es egal“, gibt man im Büro von Bürgermeister Siegfried Nagl (VP) unverblümt zu. Nagl ist Vater der Initiative, die er lieber als „Gebot“ verstanden wissen will. So steht es auch in den Beförderungsbestimmungen: „Es besteht das Gebot, mit Mobiltelefonen das Telefonieren zu unterlassen.“ An den Türen picken seither „Für mehr Ruhe in Bus & Bim“-Aufkleber.

Im Herbst, ein halbes Jahr nach der Einführung, präsentierte man Umfragen, die beweisen sollten, dass die Regelung auf breite Akzeptanz stößt. Zu bemerken ist davon im täglichen Fahrgastgewühle in den 135 Bussen und 65Straßenbahnen allerdings nichts. Aus dem Bürgermeisterbüro wird jetzt eine Ein-Jahres-Evaluierung angekündigt. Bei den Stadtwerken, dem Eigentümer der GVB, weiß man davon nichts. Dort ist man über das Verbot ohnehin nicht restlos begeistert. „Zum einen redet die Politik von Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs, auf der anderen Seite gibt es derartige Einschränkungen“, ärgert man sich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2009)

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