Freund getötet und abgefackelt: Angeklagte sah "Dämon"

Die Nageklagte am Dienstag vor Gericht
Die Nageklagte am Dienstag vor GerichtAPA/WERNER KERSCHBAUMMAYR
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In Steyr steht eine Frau vor Gericht, die einen Bekannten getötet und angezündet haben soll. Der Staatsanwalt sieht Mord, die Verteidigung einen tödlichen Sex-Unfall.

Eine 24-Jährige, die ihren Bekannten getötet und seine Wohnung in Brand gesteckt haben soll, muss sich seit Dienstag vor dem Landesgericht Steyr verantworten. "Ich wollte nicht, dass er stirbt", beteuerte sie, es handle sich um einen tödlichen Sex-Unfall. Der Staatsanwalt hat für die Frau, die sich von Dämonen und "den Illuminati" verfolgt fühlte, die Einweisung in eine Anstalt beantragt.

Die Angeklagte und der 43-Jährige hatten sich immer wieder getroffen. Er wollte von ihr gefesselt, ausgepeitscht und gedemütigt werden. Im Herbst vergangenen Jahres starb der Mann nach diesen Sex-Spielen in seiner Wohnung in Steyr. Die Frau übergoss ihn mit Benzin und zündete ihn an.

Wohl Einweisung in Anstalt

Die psychiatrische Gutachterin Adelheid Kastner bescheinigt der Frau Zurechnungsunfähigkeit, eine höhergradige geistige Abnormität und Gefährlichkeit. Anklage und Verteidigung sind sich einig, dass am Ende des Prozesses - voraussichtlich am Mittwoch - eine Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher stehen werde. Während Staatsanwalt Andreas Pechatschek die Tötung aber als Mord sieht, handelt es sich für Verteidiger Andreas Mauhart lediglich um einen tödlichen Sex-Unfall.

Laut einem Zeugen habe die Frau im späteren Opfer einen "Dämon" gesehen. "Im Lauf der Zeit reifte in ihr der Gedanke, dass er sie im Computer gefangen halte und im Computer vergewaltige", so Pechatschek. Sie habe auch gesagt, sie werde ihn abfackeln.

"Nicht mehr gewusst, was ich tue"

Vor Gericht wirkte die Angeklagte extrem ruhig. "Es war ein Unfall", beteuerte die blonde Frau. Dass sie bei ihren Einvernahmen gesagt habe, er halte sie im Internet gefangen, relativierte sie: "Ich war damals so neben der Spur, dass ich das geglaubt habe." Wieso sie nichts unternommen habe, als sie merkte, dass der Mann bei den Bondage-Spielen keine Luft mehr bekam, fragte Vorsitzender Wolf-Dieter Graf: "Ich habe nicht mehr gewusst, was ich tue." Und: "Ich habe mich so verfolgt gefühlt, ich habe so einen Hass gehabt, obwohl ich ihm nichts tun wollte."

Laut Gerichtsmediziner Fabio Monticelli kann nicht sicher gesagt werden, ob der Mann bei Brandausbruch noch gelebt hat oder nicht. Die beiden Knebel im Rachen und das zur Befestigung verwendete T-Shirt, das auf die Halsschlagader drückte, können demnach beide zum Tod geführt haben. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt, dann sollen noch Zeugen und die psychiatrische Sachverständige Adelheid Kastner zu Wort kommen. Ein Urteil ist ebenfalls für diesen Tag geplant.

(APA)

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