Suche nach dem Sinn: Museum für Viktor Frankl

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In Wien-Alsergrund öffnet am Donnerstag das weltweit erste Museum, das dem Wiener und Begründer der Logotherapie Viktor Frankl gewidmet ist. Im Mittelpunkt steht vor allem das haptische Erleben von Frankls Lehren.

Wien. Was die Berggasse 19 für Anhänger von Sigmund Freud ist, soll künftig die Mariannengasse 1 für das Andenken an Viktor Frankl werden. An dieser Stelle eröffnet morgen, Donnerstag, ein Museum, das dem Arzt und Therapeuten gewidmet ist. An diesem Tag wäre der Begründer der Logotherapie 110 Jahre alt geworden.

Es ist das Gebäude, in dem Frankl mehr als 50 Jahre seines Lebens verbracht hat – als er 1945 aus dem Konzentrationslager Dachau-Türkheim befreit wurde, kehrte er nach Wien zurück und ließ sich in dem Haus am Alsergrund nieder. Hier schrieb er sein Buch „Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“, das später unter dem Titel „... trotzdem Ja zum Leben sagen“ bekannt wurde. Und hier begründete er die – nach Freud und Adler – sogenannte dritte Wiener Schule der Psychotherapie.

Nach Frankls Tod 1997 dauerte es nur einige Jahre, ehe im Haus das Viktor Frankl Zentrum als Informations- und Forschungsstätte für Logotherapie und Existenzanalyse gegründet wurde, das Frankls Lehre pflegt und verbreitet. Als schließlich im selben Stock eine Wohnung frei wurde, nützte man die Gelegenheit und machte sich an die Einrichtung eines Museums.

Kosten von 100.000 Euro

Der Bedarf war offenbar vorhanden, registrierte man doch im Zentrum pro Jahr rund 10.000 Besucher. So wurde innerhalb eines Jahres das Museum geplant und eingerichtet. Die Kosten von rund 100.000 Euro wurden zu je einem Drittel durch internationale Spenden, Eigenmittel aus Kursen und Benefizveranstaltungen und von der öffentlichen Hand aufgebracht.

Wichtig dabei war den Gründerinnen – den Schwestern Johanna Schechner und Heidemarie Zürner –, dass es nicht nur ein historisches Museum sein soll. Die Menschen sollen Frankls Lehre tatsächlich erleben können. Und so finden sich auf rund 100 Quadratmetern viele interaktive Elemente, die die Besucher auch haptische Eindrücke sammeln lassen sollen. Darunter etwa Schaukästen, in denen sich Tafeln mit Ängsten befinden – wendet man sie, kommt eine Antwort aus Frankls Lehre. Unter anderem mit dem Inhalt, dass man nicht jammern soll, sondern lieber aktiv gestalten.

Die Frage „Warum gerade ich?“, die in einem Schaukasten gestellt wird, wird nach Frankls Methode zerlegt – das sei nämlich die falsche Frage. Auf jeden Menschen warte eine Aufgabe. Dadurch, so Frankl, entstehe Sinn im Leben. Auch der Tod sei etwas, das das Leben in mancherlei Hinsicht überhaupt erst sinnvoll mache.

Insgesamt wird in drei Räumen den Kernthemen Frankls nachgegangen, dazwischen finden sich auch Exponate aus seinem Leben, etwa alte Bücher oder ein Aufnahmegerät. Eine bestimmte Zielgruppe soll das Museum nicht ansprechen. Wichtig bei der Konzeption sei aber gewesen, dass gemäß einem Satz Frankls „diese Lehre auch vom einfachen Menschen von der Straße verstanden und erfahren werden“ kann.

Web:www.franklzentrum.org

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2015)

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