Es wird leicht bewölkt, zeitweise ist mit Regenschauern zu rechnen. Die Wettersprache ist den meisten Menschen geläufig, aber was genau meinen die Meteorologen eigentlich? Eine kleine Übersicht.
Es ist, wenn schon nicht das subtilste, dann zumindest das unverfänglichste Small-Talk-Thema. Nicht über das Wetter zu reden ist schwierig, nichts über das Wetter zu erfahren quasi unmöglich. In Zeitungen, online, im Fernsehen und im Radio ist das Wetter wichtiger Bestandteil der Berichterstattung. Die Meteorologensprache wird dabei oft übernommen, ohne dass die meisten von uns tatsächlich wissen, was das Wetter eigentlich „heiter“ macht. Und ist ein „bedeckter“ Himmel eigentlich schlechter als ein „bewölkter“?
Freundlich oder heiter
„Es wird heiter“,damit assoziieren die meisten Menschen Schönwetter. Das ist auch nicht ganz falsch, allerdings ist „heiter“ in Sachen strahlend blauer Himmel nur die drittbeste Option: Noch schöner wird es, wenn von „sonnig“ die Rede ist, am allerbesten, wenn die Prognose „wolkenlos“ lautet.
Die Meteorologen teilen den Bedeckungsgrad (was für ein Wort!) der Wolken am Himmel in acht Stufen ein (siehe Grafik). Für den Laien mag es nicht so einfach festzustellen sein, ob die Wolken eher fünf Achtel des Himmels bedecken („bewölkt“) oder doch sechs („stark bewölkt“). (Wahrscheinlich macht es im Normalfall auch keinen Unterschied.) Bedeckter als „bedeckt“ (8/8 Wolken) ist der Himmel jedenfalls nie. „Stark bewölkt“ (6/8) bedeutet also tatsächlich freundlicheres Wetter als „bedeckt“.
„Trübes Wetter“ hat im Übrigen keine strenge meteorologische Definition. Es wird, sagt Meteorologe Clemens Teutsch vom Wetterdienst Ubimet, gleichbedeutend mit „bedeckt“ verwendet, „meist in Verbindung mit Nebel oder Hochnebel“. Der Unterschied? Nun, bei Nebel liegt die Sichtweite unter einem Kilometer, bei Hochnebel sind die Sichtweiten meistens größer. So oder so ist die Sicht eher eingeschränkt. Trüb eben. Und damit nicht freundlich.
„Freundliches Wetter“ ist übrigens kein klar definierter Begriff, er wird gemeinhin für trockenes, gutes Wetter verwendet. Wenn es heiter ist, ist es also ziemlich sicher auch freundlich. Wenn es sonnig ist, sowieso.
Es lockert auf
Die Wolken können sich aber auch verziehen, Meteorologen sprechen dabei davon, dass es „auflockert“. „Das kann man sich wirklich bildlich vorstellen“, sagt Meteorologe Teutsch. „Wir Meteorologen sprechen von Auflockern, wenn die Wolkendecke Lücken bekommt. Restwolken können dann durchaus noch übrig bleiben, aber die Sonne setzt sich durch.“
Während die meisten Menschen die Wolken eher nach „viele“, „wenige“ oder „keine“ einteilen und im besten Fall Gewitterwolken von harmlosen unterscheiden können, hat die World Meteorological Organization die Wolkenarten im Internationalen Wolkenatlas in verschiedene Gattungen, Arten und Unterarten unterteilt (siehe Grafik). Mit diesem differenzierten System kommt der durchschnittliche Wetterbericht-Leser eher selten in Berührung. Dabei sind die deutschen Bezeichnungen durchaus liebevoll gewählt: Da gibt es kleine Schäfchenwolken, Haufen- oder Federwolken. Aufpassen sollte man bei Cumulonimbus: Damit sind Gewitterwolken gemeint.
Zeitweise kann es regnen
Nicht sehr aussagekräftig sind Prognosen wie „Heute Nachmittag liegt die Regenwahrscheinlichkeit im Osten bei 70 Prozent“. Das ist ziemlich unpräzise, da Zeitraum („am Nachmittag“) und Ortsangabe („im Osten) zu vage sind, um daraus eine verlässliche Information herauslesen zu können, ob es an einem bestimmten Ort im Osten nun regnen wird oder nicht. Zumal die Regenwahrscheinlichkeit auch keinen Aufschluss darüber gibt, wie lang und wie stark der Regen fallen wird. „Eine derartige Verallgemeinerung“, sagt Teutsch, „bedeutet natürlich Informationsverlust.“ Aussagekräftiger sei die Angabe der Regenwahrscheinlichkeit, wenn eine konkrete Uhrzeit („zwischen 15 und 16 Uhr“) und eine kleinere Region („im Ennstal“) angegeben werden. Dafür fehlt in Wetterberichten allerdings oft die Zeit oder der Platz.
Der Hinweis auf Regen wird gern mit „ab und zu“ oder „zeitweise“ angegeben. Diese beiden Formulierungen werden keineswegs synonym verwendet. „Ab und zu“ sei seltener als „zeitweise“, sagt Teutsch, „meist dauert der Regen auch kürzer und die Mengen sind geringer.“ Bei „zeitweise“ regnet es in der Regel auch stärker.
Mäßig bis lebhafter Wind
Auch Wind ist nicht gleich Wind. Geläufig dürfte den meisten Menschen sein, dass ein Wind schwächer weht als ein Sturm und dieser wiederum nicht so stark wie ein Orkan. Tatsächlich wird die Windstärke anhand der 13-teiligen Beaufort Skala (Bft) gemessen, der „mäßige Wind“ (Bft 4) etwa hat eine Stärke von 20 bis 28 km/h, ein lebhafter Wind (Bft 5) ist schon etwas stärker. Ab 118 km/h spricht man von einem Orkan. Im Oktober des Vorjahres etwa fegte Orkan Gonzalo über Europa, in Österreich erreichte er Windspitzen (damit ist die höchste gemessene Geschwindigkeit gemeint) von 210 km/h.
Sturmtief Emma, Hoch Regina
Wieso heißt so ein Orkan eigentlich Gonzalo, Emma oder Kyrill? Gonzalo war ein Spezialfall. Weil er sich als tropischer Wirbelsturm im Atlantik gebildet hatte, wurde er vom amerikanischen Wetterdienst benannt, als er später in Europa auftauchte und durch verschiedene Tiefdruckgebiete zog, hieß er genau genommen Ex-Gonzalo, was den Medien aber zumeist zu kompliziert war.
Im Normalfall heißen die Stürme oder Orkane nach den Tiefdruckgebieten, in denen sie entstehen. Für die Namensvergabe in Europa ist das Institut für Meteorologe der FU Berlin seit 1954 zuständig. Seit 1998 werden Hochs und Tiefs abwechselnd (und in alphabetischer Reihenfolge) nach Männern und Frauen benannt, in diesem Jahr haben die Hochs Frauen- und die Tiefs Männernamen.
Dass die Tiefs und Hochs so unterschiedliche Namen wie Mike, Isegrim oder Natascha haben, liegt seit 2002 auch daran, dass man als Wetterpate ein Tief oder Hoch nach sich (oder wem auch immer) benennen lassen kann. Ein Hoch kostet 299 Euro, ein Tief 199, manche werden auch auf eBay versteigert. Mit dem Geld wird die studentische Wetterbeobachtung an der FU Berlin finanziert.
Die meisten Menschen verbinden mit einem Tief schlechtes Wetter, während ein Hoch nach Wetterbesserung klingt. Stimmt das so? „Vereinfacht gesagt, ja“, sagt Teutsch. Allerdings könne auch ein Tieffür eine Wetterbesserung sorgen, „dann nämlich, wenn mit dem Durchzug der Fronten eines Tiefs die Nebelperiode beendet wird.“ Umgekehrt kann ein Hoch in der kalten Jahreszeit Nebel oder Hochnebel bringen.
Die gefühlte Temperatur
Endlich gibt es wieder „frühlingshafte“ Temperaturen, liest man dieser Tage. Eine strenge Definition gibt es dafür aber nicht. Nach einer Kältewelle können sich schon fünf Grad plus als frühlingshaft anfühlen, so Teutsch, derzeit müssen es schon klar zweistellige Temperaturen sein, damit die Menschen von frühlingshaftem Wetter sprechen. „Sommerlich“ hingegen sind die Temperaturen an sogenannten Sommertagen. Von diesen sprechen Meteorologen, wenn die Lufttemperatur 25 Grad erreicht oder überschreitet. Werden 35 Grad oder mehr gemessen, ist der Tag ein „hochsommerlicher“.
Immer wieder ist auch von der „gefühlten“ Temperatur die Rede. Mit diesem Begriff haben Meteorologen eigentlich keine große Freude. Teutsch sagt, dass die gefühlte Temperatur nur ein „grober Richtwert“ sei, da er von sehr vielen Faktoren wie Alter, Körpergröße oder Klimazone abhänge. In die Berechnung der „gefühlten“ Temperatur fließen etwa Wind und Luftfeuchtigkeit ein. Ist es an einem heißen Sommertag windig, kühlt der Körper ab, die gefühlte Temperatur liegt also unter der tatsächlich gemessenen. Umgekehrt führt eine hohe Luftfeuchtigkeit dazu, dass 30 Grad sich schnell einmal wie 35 anfühlen können. Davon sind wir derzeit aber noch weit entfernt. Der heutige Sonntag bringt frühlingshaftes Wetter, es wird bewölkt. Mit etwas Glück auch heiter.