Sturmtief "Niklas" wütet auch in Österreich mit Böen jenseits der 100 km/h, etliche Skigebiete mussten den Betrieb zum Teil einstellen. Das "Deutsche Eck" ist für Züge gesperrt.
Das Sturmtief "Niklas" hat in Österreich ein Todesopfer gefordert: Ein 63-jähriger verunglückte am Dienstag in Mauthausen (Oberösterreich) tödlich, als er versuchte seine Terrassenüberdachung vor dem Sturm zu sichern. Der Pensionist stürzte von einer Leiter und fiel mit dem Kopf gegen eine Steckdose. Dann schlug er auf dem Steinboden auf, teilte die Polizei mit. Er erlitt schwere Kopfverletzungen. Wiederbelebungsmaßnahmen blieben ohne Erfolg.
"Niklas" sorgte im Laufe des Tages in weiten Teilen Österreichs nach und nach für Probleme:
- In Tirol gab es Wind-Spitzen von bis zu 120 km/h. Zahlreiche Bäume wurden umgerissen und Dächer abgedeckt. In den Bezirken Landeck, Imst und Innsbruck-Land kam es zu Stromunterbrechungen durch umgestürzte Bäume. Außerdem mussten einige Straßen gesperrt werden. In Reutte wurde das Dach eines Mehrparteienhauses durch orkanartige Sturmböen abgedeckt. In Absam nahe Innsbruck zog der starke Wind das Dach der Pfarrkirche in Mitleidenschaft. Der starke Wind ließ in den Skigebieten Bahnen still stehen. Unter anderem wurde der Betrieb am Stubaier Gletscher eingestellt. Eingeschränkten Betrieb gab es etwa auch am Arlberg, in Sölden, in Obergurgl, bei den Kitzbüheler Bergbahnen, im Kühtai und in Ischgl.
- Auch in Vorarlberg mussten einige Lifte gesperrt werden, vor allem auf dem Arlberg auf westlicher Seite und im Bregenzerwald. Die Feuerwehren mussten mehrmals ausrücken, im Raum Feldkirch galt es vor allem, umgestürzte Bäume zu beseitigen. Auf einem Supermarkt-Parkplatz in Feldkirch stürzte ein Baum auf zwei Pkw.
- Das Bundesland Salzburg ist ebenfalls betroffen. Bis etwa 16 Uhr rückten vorwiegend im Flachgau 26 Feuerwehren zu Einsätzen aus. Ebenfalls im Norden des Bundeslandes kam es zu Verkehrsbehinderungen und Stromausfällen. In Saalbach-Hinterglemm wurde am frühen Dienstagabend ein Familien- und Jugendgästehaus vollständig evakuiert. Die 54 überwiegend Bewohner wurden in einem nahegelegenen Hotel untergebracht.
- In Oberösterreich waren bis zum Abend 427 Feuerwehren im Einsatz. Innerhalb von sechs Stunden gingen 843 Notrufe ein. Durch den Sturm wurden in dem Bundesland Dächer abgedeckt und Bäume umgerissen, die Straßen blockierten und Stromleitungen lahmlegten. Tausende Haushalte waren ohne Strom. Der Sturm wehte außerdem mehrere Lkw von der Straße.
- In Niederösterreich zählte die Feuerwer niederösterreichische Feuerwehr zählte bis zum frühen Abend 130 sturmbedingte Einsätze. Wegen umgestürzter Bäume gab es mehrere Straßensperren. In Sooß (Bezirk Melk) wurde am Nachmittag ein Auto von einem Baum getroffen. Der Lenker blieb unverletzt, erlitt aber einen schweren Schock. In Ybbs a.d. Donau stürzte ein Baum auf ein Fachmarktzentrum. Außerdem wurde das Dach des ARBÖ-Stützpunktes teilweise abgedeckt.
Züge nach Westen brauchen 80 Minuten länger
Auf den Bahnstrecken in den betroffenen Gebieten kam es laut ÖBB immer wieder zu Problemen durch umgefallene Bäume. Zudem gab es Verspätungen, weil der Fernverkehr in Bayern komplett zum Erliegen gekommen war. Die wichtige Korridorstrecke "Deutsches Eck" wurde unterbrochen. ÖBB-Züge Richtung Westen fahren statt Salzburg-Rosenheim-Kufstein über Zell am See und Wörgl. Reisende haben mit rund 80 Minuten Verspätung zu rechnen, sagte ein Sprecher der ÖBB.
Zudem gab die Bahn eine "Reisewarnung für alle Fahrten nach Deutschland" aus. Diese Verbindungen seien "im Moment unterbrochen". An einem Schienenersatzverkehr, beispielsweise für die Strecke Salzburg oder Kufstein nach München, werde gearbeitet. Passagiere sollten jedenfalls vor Fahrtantritt überprüfen, ob der jeweilige Zug auch fährt.
In der Nacht Sturm auch im Tal
In Tirol bereitet man sich unterdessen noch auf Schlimmeres vor: "Mit der Schlechtwetterfront wird sich der Sturm auch bis in die Niederungen durchsetzen", sagte Meteorologe Simon Hölzl von der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) in Innsbruck: "Bis in die erste Nachthälfte erwarten wir auch im Inntal Windspitzen bis zu 100 km/h". Am Mittwoch werde es stürmisch bleiben, aber die extremen Windspitzen werden zurückgehen. Bereits Dienstagnachmittag wurden am Patscherkofel bei Innsbruck 110, auf der Idalpe in Ischgl 94 und am Hahnenkamm in Kitzbühel 81 km/h gemessen.
Warnung der Österreichischen Unwetterzentrale:
(APA)