Orkan "Niklas" bringt Bahnverkehr zum Erliegen

Deutschland: Ein umgestürzter Baum zerstört einen Zug.
Deutschland: Ein umgestürzter Baum zerstört einen Zug.(c) EPA (Klaus Altmann-Dangelat)
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Einer der stärksten Stürme der vergangenen Jahre forderte in Deutschland, Österreich und der Schweiz mindestens neun Menschenleben. Auf Schienen und Straßen herrschte Chaos.

Das Orkantief "Niklas" hat ein Verkehrschaos auf Schienen und Straßen in Deutschland und Österreich ausgelöst und schwere Schäden angerichtet. Auch der Flugverkehr war betroffen. Der Sturm, einer der stärksten der vergangenen Jahre, beschädigte Häuser, riss Stromleitungen herunter. Mindestens neun Menschen starben, zahlreiche weitere wurden verletzt. Polizisten und Feuerwehrleute waren im Dauereinsatz. Auf Straßen und Autobahnen blockierten umgekippte Lastwagen und Anhänger den Verkehr. Am Flughafen in Frankfurt am Main fielen mehr als 180 Starts und Landungen aus. Angesichts der Wetterlage müsse auch für Mittwoch mit Einschränkungen im Flugbetrieb gerechnet werden, sagte ein Sprecher. In Hamburg waren 63 Flüge betroffen. Auch Bahnreisende müssen sich am Mittwoch auf weitere Behinderungen einstellen.

Im Westen und Norden Österreichs kam es zu Stromausfällen und Verkehrsbehinderungen. In Salzburg sowie in Oberösterreich wurden mehrere Lastwagen von der Straße geblasen. In den Skigebieten im Westen Österreichs wurden wegen des Sturms der Betrieb von zahlreichen Liftanlagen eingestellt. Für gestrandete Fahrgäste hatte die Deutsche Bahn in mehreren Städten Übernachtungszüge bereitgestellt. In der Nacht seien aber viele Oberleitungen repariert worden, erklärte die Bahn. Gesperrt seien vor allem noch die Strecken zwischen Bremen und Hannover sowie zwischen München, Rosenheim und Salzburg. Für diese Verbindungen habe die Bahn auch noch keine Prognose, wann sie wieder befahrbar seien.

Pkw in Michaelbeuern in Salzburg.
Pkw in Michaelbeuern in Salzburg.(c) APA

In Bayern und Rheinland-Pfalz wurden eine Frau und zwei Männer erschlagen, als Bäume auf ihre Autos stürzten. In Sachsen-Anhalt tötete eine umgewehte Mauer einen Mann. Auch in der Schweiz gab es einen Unwettertoten. In Oberösterreich stürzte ein 63-Jähriger in Mauthausen (Bezirk Perg) von einer Leiter, als er versuchte seine Terrassenüberdachung zu sichern. Der Pensionist erlag seinen schweren Kopfverletzungen. Außerdem gab es mindestens drei Tote bei wetterbedingten Unfällen: Im baden-württembergischen Ostalbkreis starben zwei Männer auf einer schneebedeckten Straße. In Bayern wurde ein Mann bei starkem Hagel auf der Autobahn 95 getötet.

Dächer abgedeckt, Bäume umgerissen

Durch den Sturm wurden in Oberösterreich und in Tirol Dächer abgedeckt und Bäume umgerissen, die Straßen blockierten und Stromleitungen lahmlegten. In Saalbach-Hinterglemm (Salzburger Bezirk Pinzgau) musste am frühen Dienstagabend ein Familien- und Jugendgästehaus evakuiert werden, weil der Sturm das Dach des Gebäudes komplett abgedeckt hatte. Auch in anderen Bundesländern gab es Probleme durch umgestürzte Bäume, die zu Straßensperren führten und auch auf den Bahnstrecken Behinderungen verursachten.

In weiten Teilen Deutschlands kam der Bahnverkehr sogar komplett zum Erliegen. Mehrere Bahnen und Bergbahnen in der Schweiz stellten den Betrieb sicherheitshalber ein.

Spitze von 192 Stundenkilometern

Mit Böen von bis zu 192 Stundenkilometern raste das Orkantief quer von Westen gen Osten. Im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz starben zwei Männer, als ein Baum auf ihr Fahrzeug krachte. In Sachsen-Anhalt erschlug eine Mauer einen Mann. In Bayern wurde eine Frau in ihrem Auto von zwei umstürzenden Bäumen erschlagen. In der Schweiz wurde ein Autolenker durch einen umstürzenden Baum so stark verletzt, dass er an der Umfallstelle starb.

Betroffener LKW auf der B312 nahe Berkheim in Deutschland.
Betroffener LKW auf der B312 nahe Berkheim in Deutschland.(c) EPA (Ralf Zwiebler)

Auf der Schiene ging in Deutschland vielerorts nichts mehr. In Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Berlin ruhte der Regionalverkehr teilweise seit der Früh ganz. In Deutschlands größtem Bundesland Bayern wurde der Fernverkehr am Nachmittag komplett eingestellt. Anderswo rollten die Züge mit stark gedrosseltem Tempo. "Der Orkan Niklas hat die Bahn mit voller Wucht getroffen", sagte Deutsche Bahn-Sprecher Achim Stauß. "Wichtig ist, dass wir zum Osterreiseverkehr ab Donnerstag wieder alles in Schuss haben."

Enormer Schaden bei Oberleitungen

Das könnte knapp werden. "Die Sturmschäden, vor allem an den Oberleitungen sind so großflächig und erheblich, dass es noch mehrere Tage dauern kann, bis wieder alle Linien bedient werden können", teilte die Deutsche Bahn am späten Abend mit. Auch im Regional- und Fernverkehr werde es am Mittwoch im Raum München noch Zugausfälle geben. Der Münchner Hauptbahnhof wurde geräumt, weil Dachfenster herabzustürzen drohten. Am Abend wurde die Sperre wieder aufgehoben. Auf freier Strecke zwischen Hamburg und Berlin blieb ein ICE liegen. Die Route wurde in beide Richtungen gesperrt.

Probleme meldete auch Deutschlands größter Flughafen in Frankfurt am Main. Mehr als 180 Starts und Landungen fielen aus. Angesichts der Wetterlage müsse auch am Mittwoch mit Einschränkungen im Flugbetrieb gerechnet werden, sagte ein Sprecher am Abend. In Hamburg waren 63 Flüge betroffen.

Auch Flugverkehr in Österreich betroffen

"Niklas" schränkte auch den Flugverkehr in Österreich ein. Ab Mittag wurden einige Flugverbindungen gestrichen, wie der Sprecher des Flughafens Salzburg, Alexander Klaus, erklärte. Betroffen waren Flüge von und nach Frankfurt, eine Verbindung nach Berlin und eine nach Düsseldorf. "Wir haben momentan Windverhältnisse von knapp unter 100 km/h", sagte Klaus gegen 16.00 Uhr.

Touristen in Berlin.
Touristen in Berlin.(c) Reuters (Hannibal Hanschke)

Es sei einer der stärksten Stürme der vergangenen Jahre, sagte Meteorologe Lars Kirchhübel vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Am heftigsten tobte "Niklas" auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze (2962 Meter) in den Alpen, mit Böen von 192 Stundenkilometern. Der Spitzenwert im Tiefland wurde laut DWD bis zum frühen Abend mit 140 Stundenkilometern erreicht. Auch am Mittwoch werde es windig bis stürmig - "das Gröbste ist dann aber vorbei", sagte DWD-Sprecher Kirchhübel.

(APA/dpa/sda)

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