Im Test: Mit neuen Apps durch Wien

(c) Wiener Linien / Helmer (Manfred helmer)
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Mit zwei Apps und WLAN in den Wiener Linien versucht die Stadt Wien, die Fortbewegungin der Stadt zu erleichtern. Das sorgt mitunter für gefährliche Situationen.

Wien. In den Apple- und Android-Stores gibt es Millionen Apps – 15 davon kommen von der Stadt Wien selbst, und 122 beruhen auf Daten, die die Stadt zur Verfügung gestellt hat. Demnächst sollen mit der Wien.at-App sämtliche Informationen des Rathauses besser verfügbar sein. Terminvergabe in den Magistraten per Smartphone, Infos über die Wartezeiten – all das soll es verstärkt geben. Die Mobilitätsagentur will wiederum seit Kurzem mit zwei neuen Apps (einer für Fußgänger, einer für Radfahrer) die Fortbewegung erleichtern. Seit Donnerstag gibt es auch Gratis-WLAN in zehn Stationen der Wiener Linien. „Die Presse“ hat die Angebote getestet. Drei Selbstversuche – und ihre mitunter ernüchternden Ergebnisse.

Rad-App

Verwirrt stehe ich an einer Kreuzung auf der Herbststraße. Muss ich nach links, muss ich geradeaus? Ich weiß es nicht, hinter mir die Autos, vor mir das Display: Und es ist schwarz. Einen sicheren Weg von einem Ort zum anderen auf verkehrsberuhigten Straßen verspricht die App vom Grazer Start-up Bike Citizens, die in Kooperation mit der Mobilitätsagentur in Wien beworben wird. Wiener Radfahrer können sich die Navigationsapp gratis herunterladen. Gemeinsam mit der Fußgänger-App hat das die Stadt 54.672,80 Euro gekostet.

Doch wie ein Autonavigationsgerät funktioniert die App anscheinend nicht. Nachdem ich mein Ziel eingegeben habe, verschwindet die Karte, und das Display wird schwarz, nur unten sagt ein Pfeil, dass ich in zehn Metern links abbiegen muss. Wann die zehn Meter vorbei sind, kann ich mir ungefähr denken, aber nicht genau – ich lande jedenfalls auf der Herbststraße, nicht wie sonst auf der Gablenzgasse. Vorausschauendes Fahren ist mit diesem System unmöglich. Trotzdem folge ich dem Pfeil (nach 350 Metern geht es nach links) – und bleibe vor dem Gürtel stehen. Ich soll ihn ohne Ampel queren. Will mich das Gerät umbringen? Zum Glück hält der Autofahrer (Danke!) – und ich bin ob der gefährlichen Situation richtig zornig. Weiter geht es in Richtung Felberstraße. Bin ich richtig hier? Nein. Spontan nach links. Ein bisschen spielt es sich jetzt ein. Wer viel auf die Pfeile schaut (und wenig auf die Straße), erwischt die richtigen Kurven schon. Tatsächlich bringt mich die App zum Ziel. Danke. Nie wieder.
www.fahrradwien.at

Fußgänger

Die Fußgänger-App hat zwei Hauptaufgaben: Sie soll Schritte zählen und ideale Gehstrecken auswählen. Ein paar Adressen später steht fest: Manchmal funktioniert das super, manchmal versteht man nicht, warum die App den Westbahnhof in Gersthof ansiedelt. Egal. Wir zählen jetzt Schritte. Vom Westbahnhof in Richtung Mariahilfer Straße lege ich los. Die Schritte werden nicht in Echtzeit gezählt, aber ein kurzer Check zeigt, es werden immer mehr. Am Ende der 30-minütigen Teststrecke habe ich 40 Prozent meines Akkus verloren und 612 Schritte gesammelt. Auf Dauer ist das nicht praktikabel. Vor allem, wenn es viel schlauere Dinge wie Schrittzähler als Armband gibt.

Für das Schatzsuche-Spiel (in der Stadt sind virtuelle Diamanten verteilt, die man, geht man daran vorbei, einsammeln kann – am Ende gibt es Belohnungen) bin ich mit 31 Jahren wohl einfach nicht die richtige Zielgruppe. Meine Mutter kann ich mir beim Sammeln der Diamanten aber auch nicht vorstellen. Vorsicht heißt es, wenn man die App nicht mehr nützen will. Sie muss aktiv geschlossen werden, sonst zählt die App weiter die Schritte. Zumindest solange der Akku hält.
www.wienzufuss.at

WLAN

Zu viel versprochen haben die Wiener Linien nicht. Genau als ich auf dem Westbahnhof das Ende der Rolltreppen erreiche, erscheint das WLAN auf meinem Display, „Wiener Linien“, ja, ich möchte mich verbinden. Ein Bestätigungsscreen (immer, wenn man sich in öffentliche Netze einwählt) taucht auch prompt auf. Jetzt nur noch den Nutzungsbedingungen zustimmen – alles läuft reibungslos. Moment. Ich scrolle auf dem Display rauf und runter: Kein Okay-Kästchen weit und breit. Die zwei Servicemitarbeiter in der Station (auch neu, auch eben der Öffentlichkeit präsentiert) sind zwar sehr nett, wissen aber auch nicht weiter.

Bis wir begreifen, dass wir oben noch einmal auf den Knopf „Internet“ drücken müssen, damit wir das Kästchen erreichen, sind fünf Minuten vergangen. Aber egal. Es funktioniert. Das Netz ist im Stationsbereich gut, die Geschwindigkeit sehr okay. Solange man nicht die Rolltreppen hochfährt. Dort ist der Spaß wieder vorbei.
blog.wienerlinien.at/gratis-wlan

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2015)

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