Tirol: Widerstand gegen Gehaltspaket

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Die Belegschaft der Medizinischen Universität stimmt über eine Betriebsvereinbarung ab. Einige Professoren riefen alle Kollegen auf, mit Nein zu stimmen.

Wien. Während am Wiener AKH die Verhandlungen über die Umsetzung des neuen Arbeitszeitgesetzes ins Stocken geraten sind und die Belegschaft sogar über einen Streik nachdenkt, läuft an der Med-Uni Innsbruck seit Donnerstagabend eine Onlineabstimmung. Noch bis Dienstag können Ärzte für oder gegen die Betriebsvereinbarung stimmen, die zwischen Betriebsrat und Rektorat ausverhandelt wurde.

Im Vorfeld zeichnete sich eine Zustimmung der Ärzte ab. Gegner der Einigung forderten noch kurz vor Abstimmungsbeginn in einem Brief an alle Kollegen, bei der Befragung mit Nein zu stimmen. Kritisiert wird in dem Schreiben unter anderem, dass das ausverhandelte Paket nur eine Zwischenlösung und kein endgültiges Ergebnis sei. Zudem sei keine Gehaltserhöhung enthalten, sondern nur eine unzureichende Prämie.

Das Ziel müsse aber eine „tatsächliche Anhebung des Gehalts auf international kompetitives Niveau“ sein. Dies sei notwendig, um ein weiteres Abwandern von hoch qualifizierten Medizinern ins Ausland zu verhindern.

Zudem werden sämtliche Mediziner aufgefordert, Mitglied in der neuen Ärztegewerkschaft Asklepios mit mittlerweile rund 1000 Mitgliedern in Wien und 1600 in ganz Österreich zu werden. Unterschrieben haben den Brief zahlreiche namhafte Professoren wie beispielsweise Herwig Antretter (Herzchirurgie), Hans-Christian Jeske (Unfallchirurgie), Bettina Zelger (Pathologie) und Michael Liebensteiner (Orthopädie), der die Aktion initiiert hat.

Einmalzahlungen an Ärzte

Heute, Montag, werden auch die Ärzte der Tiroler Bezirkskrankenhäuser (BKH) bei einer Betriebsversammlung über ein Gehaltsangebot der Spitalsträger abstimmen. Dieses sieht Einmalzahlungen für Fachärzte von bis zu 7000 Euro bzw. 5000 Euro für Mediziner in Ausbildung vor. Durch die Einmalzahlungen soll laut den Bezirkskrankenhäusern erreicht werden, dass die Ärzte in den kleinen Krankenanstalten „zumindest das Gehaltsniveau der Universitätsklinik“ erreichen.

Die Betriebsversammlungen starten voraussichtlich um 8 Uhr. Patienten werden dann nur mehr notfallmäßig versorgt. (kb)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2015)

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