Mordprozess in Graz: Ein Mann teilweise geständig, der andere nicht

Mordprozess gegen zwei Ex-Bankangestellte
Mordprozess gegen zwei Ex-BankangestellteAPA/ERWIN SCHERIAU
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Ein 24-Jähriger und ein 30-Jähriger sollen einen ihrer Bankkunden zuerst bestohlen und dann erdrosselt und zerstückelt haben.

Im Grazer Straflandesgericht hat Montagfrüh planmäßig der Prozess gegen zwei ehemalige Bankangestellte begonnen. Die Männer werden beschuldigt, einen Kunden zunächst um rund 223.000 Euro erleichtert und dann getötet zu haben. Anschließend sollen sie ihr Opfer zerstückelt und die Leichenteile in Kübel einbetoniert haben.

Ein 24-Jähriger und ein 30-Jähriger sollen ab 2012 immer wieder Beträge in unterschiedlicher Höhe vom Konto eines Kunden abgebucht haben. Damit finanzierten die beiden teure Kleidung, Urlaube, Besuche in Nachtlokalen, ihren Alkoholkonsum, aber auch die Hochzeit des jüngeren der beiden Banker.

Kunde schöpfte Verdacht

Als der psychisch labile Kunde Verdacht schöpfte, sollen die beiden Männer den Mordplan geschmiedet haben und den 54-Jährigen in einem Auto erdrosselt haben. Um die Leiche verschwinden zulassen, zerstückelten sie laut Anklage den Toten. Die in Kübel einbetonierten Leichenteile wurden erst im Juni 2014 gefunden.

Die beiden Verdächtigen wurden bereits im Mai verhaftet, bisher war nur der Jüngere bezüglich der Tötung geständig. Den gewerbsmäßigen schweren Diebstahl in Form der Abbuchung vom Kundenkonto gaben beide zu.

Teilweises Geständnis

Der erste Angeklagte, ein 24-jähriger Ex-Bankangestellter, bekannte sich damit auch erwartungsgemäß vor Gericht teilschuldig. Er gab zu, an der Tötung des Kunden mitgewirkt zu haben, von Urkundenfälschung zur Geldunterschlagung wollte er aber nichts wissen. Die Bluttat selbst konnte er nicht genau schildern: "Ich versuche jeden Tag, das zu verdrängen."

Bei genauer Befragung durch Richter Andreas Rom blieb aber nicht sehr viel Konkretes übrig, außer dass er zur Mithilfe gezwungen worden sei.

"Nie gedacht, dass es so endet"

"Ich habe Geld genommen, aber ich hätte nie gedacht, dass es so endet", meinte der Angeklagte sehr leise. Als sein Kollege ihm erstmals den Mordplan erläuterte, "habe ich ihn gefragt, ob er normal ist. Aber er hat gesagt, entweder du machst mit oder du gehst auf oder du bist auch weg."

Ursprünglich hätte der 24-Jährige den Bankkunden erdrosseln sollen, aber er konnte es dann nicht. "Ich bin vom Auto weggelaufen, habe ihn dann nur im Auto sitzen gesehen", schilderte er. Genaue Erinnerungen habe er nicht: "Es ist irgendwie im Nebel."

Auch bei der Zerstückelung der Leiche will er nicht mitgeholfen haben, er war gar nicht im Container, als das geschah sondern stand heraußen. Dann kam sein Kollege und war "voll mit Blut und Beton."

Dritte Version

Eine dritte Version der Tat erzählte der zweite Angeklagte bei seiner Befragung. Der 30-Jährige fühlte sich überhaupt nicht schuldig, zumindest was den Mord anbelangt. Den Diebstahl des Geldes von des Sparbüchern des späteren Opfers gab er teilweise zu. Den Tod des 54-Jährigen und die Zerstückelung der Leiche sollen der Erstbeschuldigte und der flüchtige Drittbeschuldigte auf dem Gewissen haben.

Dass er Geld vom Konto des Kunden genommen hatte, gab der 30-Jährige zu. Um diese Diebstähle zu vertuschen, sollte der Drittbeschuldigte beim Bestohlenen einbrechen und die Sparbücher stehlen, von denen die beiden das Geld genommen hatten. Aber von der Bluttat wollte der Befragte nichts wissen: "Wir haben etwas geplant, aber keinen Mord", beteuerte er.

Das Erdrosseln des ahnungslosen Kunden übernahm nach seinen Ausführungen der Erstbeschuldigte. Bei der Leichenzerteilung habe er selbst lediglich den Beton gemischt.

"Das ist eine Variante, die bisher nicht vorgekommen ist", bemerkte der Richter nach diesen Ausführungen. "Ich habe bisher so viel gelogen, weil ich mit diesem Tag nichts zu tun haben wollte", erklärte der Befragte. Er gab zu, mit seinem Kollegen im Baumarkt die Utensilien für die Tat gekauft zu haben, will aber nicht gewusst haben, wofür das war. Sein Ex-Kollege würde lügen, so der Angeklagte: "Er versucht, sich zu schützen, oder er hat Angst", vermutete er.

Nach der Befragung der beiden Angeklagte war eine späte Mittagspause geplant. Dann sollten die ersten Zeugen zu Wort kommen.

(APA)

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