Alijew: Schlafmittel im Blut

Tod in Haft. Der vor fast drei Monaten in Wien in U-Haft verstorbene Ex-Botschafter Rachat Alijew hatte fünf verschiedene Medikamente intus.

Wien. In der Kasachstan-Affäre um die Ermordung von zwei Bankmanagern im Jahr 2007 liegt nun das toxikologische Gutachten der Innsbrucker Gerichtsmedizin vor: Jener Mann, der von der Staatsanwaltschaft Wien als Haupttäter gesehen wurde, der frühere kasachische Botschafter in Wien, Rachat Alijew, hatte demnach mehrere Medikamente eingenommen, ehe er am 28. Februar tot in seiner Einzelzelle in der Haftanstalt Wien-Josefstadt gefunden wurde. Im Gutachten ist von fünf verschiedenen Präparaten die Rede.

Das Papier kann als Bestätigung der von den Behörden verbreiteten – und von den früheren Alijew-Anwälten bezweifelten – Suizidversion verstanden werden. Denn, so erklärte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Nina Bussek, der „Presse“: Es seien nur Stoffe aus jenen Medikamenten gefunden worden, die Alijew während der U-Haft regulär eingenommen hat. „Die Wirkstoffe, die gefunden wurden, sind nicht auffällig. Sie entsprechen der Medikation.“ Bei Auffindung im Nassraum der Zelle hing Alijews Kopf in einer Schlinge aus Mullbinden.

Konkret fand der Direktor des Gerichtsmedizinischen Instituts der Medizinischen Uni Innsbruck, Richard Scheithauer, Spuren von Zolpidem und Bromazepan. Beide sind als Schlafmittel bekannt. Bromazepan wird auch gegen Angstzustände und als Beruhigungsmittel eingesetzt. Daneben ließen sich der fiebersenkende Arzneistoff Paracetamol sowie zwei Medikamente nachweisen, die Alijew gegen seine Diabetes sowie gegen Bluthochdruck verschrieben worden waren. Hinweise auf Barbiturate (Betäubungsmittel) – von diesen war nach einem ersten Schnelltest der Wiener Gerichtsmedizin die Rede – fanden sich nun nicht mehr. Ex-Alijew-Anwalt Manfred Ainedter fordert nun weitere Untersuchungen. (m. s./APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2015)

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