Bahnübergänge: Bei 80 Prozent der Unfälle keine Schranken

Der Ort des Unfalls an der Erlauftalbahn
Der Ort des Unfalls an der ErlauftalbahnAPA/PAUL PLUTSCH
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Fünf Menschen, darunter drei Kinder, starben am Freitag bei einem Unfall in Niederösterreich: Ein Zug hatte auf einem Bahnübergang einen vollbesetzten PKW erfasst.

Ein unbeschrankter Bahnübergang wurde am Freitag in Purgstall an der Erlauf zum Schauplatz eines verheerenden Verkehrsunfalls: Beim Zusammenprall ihres PKW mit einem Triebwagenzug der Erlauftalbahn kamen am fünf Menschen ums Leben. Die Opfer waren laut Polizeiangaben der Lenker (26) eines mit acht Personen besetzten Seat Alhambra, seine Lebensgefährtin (32), zwei Buben (7 und 8) sowie ein Mädchen (11). Drei weitere Kinder erlitten schwere Verletzungen. Zwei nach Linz transportierte Mädchen (4 und 5) waren laut Polizeisprecher Johann Baumschlager am Samstag stabil. Der Zustand eines nach St. Pölten transportierten Zwölfjährigen galt hingen als kritisch. Alle drei Kinder waren notoperiert worden.

80 Prozent aller Unfälle auf Eisenbahnkreuzungsanlagen ereignen sich bei unbeschrankten Übergängen vor allem auf Landes- und Gemeindestraßen. Lediglich bei jedem fünften Unfall ist der Bahnübergang mit einer Schrankenanlage gesichert, so die Zahlen des Innenministeriums. Heuer wurden bei Unfällen auf Eisenbahnkreuzungen bereits zehn Menschen getötet, neun waren Autoinsassen.

2005 bis 2014: 189 Tote bei Unfällen mit Bahn

Zwischen 2005 und 2014 starben nach Angaben des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) bei insgesamt 707 Unfällen mit der Eisenbahn 189 Menschen, 793 wurden verletzt. Europaweit sind 26 Prozent aller Bahnunfälle Kollisionen auf Bahnübergängen. Österreich hat die höchste Dichte an Eisenbahnkreuzungen im Streckennetz und eine überdurchschnittlich hohe Rate an nicht technisch gesicherten Übergängen, so die Zahlen des KFV. 60 Prozent der Eisenbahnkreuzungen verfügen über ein Andreaskreuz alleine oder inklusive einer Stopptafel, EU-weit liegt der Schnitt bei 50 Prozent, zeigte ein Vergleich aus dem Jahr 2012.

Pro 100 Kilometer Streckennetz gab es 2012 hierzulande 53 nicht technisch gesicherte Bahnübergänge und nur 36 aktiv gesicherte, also mit Schranken oder Lichtzeichenanlage. Dem Kuratorium zufolge zeigen Untersuchungen, dass Bahnübergänge von vielen Lenkern aus Unachtsamkeit nicht wahrgenommen und in vielen Fällen nicht ernst genommen werden.

Die ÖBB investieren jährlich etwa 25 Millionen Euro in Eisenbahnkreuzungen, informierte die Bahn in einer Aussendung. Im Netz der ÖBB befinden sich nach eigenen Angaben 1937 nicht technisch gesicherte Eisenbahnkreuzungen von insgesamt 3559 Bahnübergängen. Die Zahl der Kollisionen konnte laut Bahn seit 2007 um 40 Prozent gesenkt werden. Statistisch gesehen ereignet sich an jedem zehnten Tag ein Unfall an einer Eisenbahnkreuzung, die technisch gesichert ist, so die ÖBB.

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