Einer der Verletzten ist nach einer Schießerei im 15. Bezirk in der Nacht auf Montag gestorben. Sein 25-jähriger Bruder schwebt in Lebensgefahr. Nach den Tätern wird gefahndet.
Wien. Nach einer Schießerei im Bereich der Haltestelle Johnstraße in Rudolfsheim-Fünfhaus in Wien am Sonntagabend ist ein 28-jähriger Mann in der Nacht während einer Notoperation gestorben. Sein jüngerer Bruder (25), der ebenfalls von mehreren Projektilen im Bereich des Oberkörpers getroffen wurde, überlebte die Operation.
Sein Zustand ist laut Polizei allerdings äußerst kritisch. Eine unbeteiligte 19-Jährige wurde ebenfalls angeschossen, sie befindet sich aber nicht in Lebensgefahr. Nach der Schießerei waren der Schütze und sein Komplize geflüchtet. Die Polizei veröffentlichte Fahndungsfotos und sucht nun nach Zeugen des Vorfalls.
Das in der Kosovo-Hauptstadt Prishtina geborene Brüderpaar hat in Österreich Asyl beantragt, ist aber an keinem Hauptwohnsitz gemeldet. Die beiden waren gegen 20.30Uhr im hinteren Teil einer Garnitur der Linie 49 mit zwei weiteren Männern aneinandergeraten.
In einer „ausländischen Sprache“, wie andere Fahrgäste später bei der Polizei aussagten, hatte sich ein heftiger Streit entwickelt, der schließlich auch handgreiflich wurde. Worum es bei der Auseinandersetzung ging, konnte keiner der Zeugen sagen.
Fünf Patronenhülsen gefunden
Nachdem die Straßenbahn in die Haltestelle Johnstraße beim Meiselmarkt eingefahren war, wollten die Brüder aussteigen. Als sich die Tür der Tramway öffnete, zog einer ihrer Streitgegner eine Schusswaffe und gab mehrere Schüsse – am Tatort wurden fünf Patronenhülsen des Kalibers 9mm gefunden – auf seine Kontrahenten ab.
Dabei wurden die Brüder von mehreren Projektilen im Oberkörper getroffen. Während der Ältere im Spital starb, überlebte der 25-Jährige die Notoperation. Er befindet sich in kritischem Zustand in der Intensivstation eines Wiener Krankenhauses.
Verhältnismäßig glimpflich kam eine Unbeteiligte davon, die an der Haltestelle in die Straßenbahn einsteigen wollte: Die 19-Jährige erlitt einen Durchschuss des Unterschenkels. Dabei dürfte es sich laut Polizeisprecher Thomas Keiblinger „um eine verirrte Kugel gehandelt haben“. Auch sie musste operiert werden, ihr geht es „den Umständen entsprechend gut“.
Weitere Fahrgäste der Straßenbahn wurden nicht verletzt. Im Zuge der Schussabgabe ging auch eine Scheibe der Straßenbahn kaputt, ebenso ein Glas des Wartehäuschens der Station.
„Die beiden Männer sind direkt nach der Schießerei vom Tatort zu Fuß stadteinwärts geflohen, nach einigen 100 Metern – im Bereich der Pilgerimgasse – verliert sich die Spur“, sagte Keiblinger. Eine Alarmfahndung mit Polizeihundestaffel, Beamten der Sonderheit Wega sowie Bezirkskräften verlief am späten Sonntagabend ohne Erfolg. Auch die Tatwaffe wurde zunächst nicht gefunden. Weitere am Tatort sichergestellte Spuren, darunter die Patronenhülsen, wurden am Montag kriminaltechnisch untersucht.
Video wird ausgewertet
Große Hoffnungen setzen die Kriminalisten in das Videomaterial. Die Straßenbahn des Modells ULF verfügte nämlich über eine Überwachungskamera, deren Aufnahmen nun ausgewertet werden – auf diesen sind der mutmaßliche Schütze sowie sein Komplize zu erkennen; die Männer waren zuvor mehrere Stationen mit der Linie 49 gefahren.
Die Fahndungsfotos wurden am Montagnachmittag veröffentlicht. Keiblinger richtete darüber hinaus einen dringenden Appell an alle Zeugen, die die Schießerei mitbekommen haben, aber „in Panik verständlicherweise von dem Tatort geflohen sind“: Sie sollen sich mit dem Landeskriminalamt Wien unter der Telefonnummer 01/31310/33800 in Verbindung setzen.
AUF EINEN BLICK
Bluttat. Nach einer Schießerei im 15. Bezirk ist ein 28-jähriger Mann in der Nacht auf Montag während einer Notoperation gestorben. Sein 25-jähriger Bruder, der ebenfalls mehrmals im Bereich des Oberkörpers getroffen wurde, überlebte die Operation, sein Zustand war aber am Montag noch kritisch. Angeschossen wurde auch eine unbeteiligte 19-Jährige, sie war nicht in Lebensgefahr. Der Schütze und sein Komplize sind auf der Flucht.
(APA/red.)