Schweinegrippe: Impfstoff-Entwicklung hat begonnen

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Symbolfoto(c) REUTERS (Stephen Hird)
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Im österreichischen Gesundheitministerium rechnet man mit der Fertigstellung in "acht bis zwölf Wochen", betont aber: "Es ist bei weitem noch nichts vorbei". In der Verbreitung des Virus steht eine "Schlüsselphase" bevor.

Eine gute Nachricht in Sachen Schweinegrippe alias "mexikanische Grippe" gab es am Sonntag, doch noch lange keine Entwarnung für das Gesundheitswesen und die Öffentlichkeit in Österreich: "Das Virus ist bereits bei Baxter. Einen Impfstoff könnte es ab dem Vorhandensein eines 'Saatvirus' (für die Zellkulturen in der Produktion, Anm.) dann in acht bis zwölf Wochen geben. Wir müssen aber alle dran bleiben. Nur so können wir Infektionsketten abbrechen", erklärte der Generaldirektor für Öffentliche Gesundheit im österreichischen Gesundheitsministerium, Hubert Hrabcik.

Der Experte richtete einen dringenden Appell an die Angehörigen des Gesundheitswesens und die Öffentlichkeit: "Es ist bei weitem noch nichts vorbei. Wir müssen weiter konzentriert arbeiten. Im Gegensatz zu den Influenza-Pandemien der Jahre 1957 und 1968 haben wir erstmals die Mittel, um überall in Europa auch Einzelfälle der neuen Grippe zu erfassen. Wir spüren die 'Nadel im Heuhaufen' auf. Damit können wir die Infektionsketten kappen."

Schlüsselphase in ein bis zwei Wochen

Für Nachlässigkeit oder Verharmlosung sei kein Grund gegeben, auch nicht, wenn der Krankheitsverlauf bisher zumeist eher mild verlief. Hrabcik: "Kein Mensch kann vorhersagen, wie es weitergeht. In ein bis zwei Wochen werden wir eine Schlüsselphase erleben, ob die Krankheit wieder zurückgeht oder sich auf der südlichen Hemisphäre ausbreitet, wo jetzt die Winterzeit beginnt." Jeder Verdachtsfall sollte abgeklärt, Infizierte natürlich betreut und behandelt werden. Das schützt auch vor Neuinfektionen.

Positiv: Der Pharma- und Biotech-Konzern mit seinem Forschungszentrum in Orth/Donau in Niederösterreich hat von den US-Zentren für Krankheitskontrolle (CDC) bereits das A(H1N1)-Virus Mexiko erhalten. Bei dem Unternehmen hat Österreich für den Fall eine Influenza-Pandemie mindestens 16 Millionen Dosen eines neu zu produzierenden Impfstoffes bestellt. Alle Österreicher sollen damit prophylaktisch geschützt werden. Die Vor-Vorarbeiten bei dem Unternehmen waren bereits vergangene Woche nach den ersten Meldungen über die Schweinegrippe angelaufen.

Hrabcik: "Baxter hat bereits begonnen, das Saatvirus für die Zellkulturen herzustellen. Das kann drei Tage dauern, aber auch eine Woche. Dann läuft die 'Serienproduktion' an. Damit sollte dann nach weiteren acht bis zwölf Wochen der Impfstoff da sein." Bei gutem Wachstum des Virus in den Säugetierzellen in Fermentern könnten pro Woche 1,5 bis zwei Millionen Dosen des Impfstoffes produziert werden - und das praktisch unbegrenzt, während man mit der alten Technologie auf Hühnerembryonen weltweit nur 300 Millionen Dosen herstellen kann, weil es eben nicht mehr dafür verwendbare Hühnereier gibt. Hrabcik: "Das ist der Vorteil der neuen Technologie."

Schweinegrippe auf dem Vormarsch

Unterdessen breitet sich die Schweinegrippe laut Hrabcik, langsam auf weitere Länder und Kontinente aus: "In Europa haben wir zehn neue Fälle. Als neue Länder mit je einem Fall sind Irland und Italien hinzugekommen." Es würden auch einzelne weitere Sekundärübertragungen gemeldet.

"In Europa hat die Infektionskette jeweils als ersten Bezug immer eine Mexikoreise", betonte der Experte. "In den USA mit 161 Fällen und in Kanada mit 61 gibt es nur noch Mensch-zu-Mensch-Übertragungen ohne Bezug zu Mexiko. Auch Asien ist bereits betroffen. 'Frei' dürfte Afrika sein. Aus Russland wissen wir nichts."

Von Samstag auf Sonntag hat es in Graz drei weitere Verdachtsfälle auf Schweinegrippe gegeben. Hrabcik meinte dazu: "Die haben sich als negativ herausgestellt."

(APA)

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