Grippe: Start für Impfproduktion

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Das Virus der Schweinegrippe ist beim Pharma-Konzern Baxter in Österreich eingelangt. Daraus wird ein Impfstoff produziert, dieser dürfte in acht bis zwölf Wochen vorhanden sein. Die WHO rät zu anhaltender Wachsamkeit.

WIEN (ag./red.). Das Virus H1N1 der sich weiterhin ausbreitenden Schweinegrippe ist in Österreich eingetroffen. Gut isoliert und verpackt, allerdings. Verschickt von den US-Zentren für Krankheitskontrolle.

Der Empfänger war das Forschungszentrum des Pharma- und Biotech-Konzerns Baxter in Orth an der Donau, das aus dem Virus nun einen Impfstoff produzieren soll. Er dürfte in acht bis zwölf Wochen vorhanden sein, kündigte am Sonntag der Generaldirektor für Öffentliche Gesundheit im österreichischen Gesundheitsministerium, Hubert Hrabcik, an. Baxter arbeitet mit einer neuen Technologie, die Impfstoff in fast unbegrenzten Mengen produzieren kann.

Keine Pandemiegefahr

Hrabcik sieht aber noch keinen Grund zur Entwarnung: „Kein Mensch kann vorhersagen, wie es weitergeht. In ein bis zwei Wochen werden wir eine Schlüsselphase erleben, ob die Krankheit zurückgeht oder sich auf der südlichen Hemisphäre ausbreitet, wo jetzt die Winterzeit beginnt.“ Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt davor, das Virus zu unterschätzen. „Es wäre unvorsichtig, sich bei dem schnell mutierenden Erreger von der bisher geringen Zahl der Todesopfer beruhigen zu lassen“, erklärte der WHO-Direktor für das globale Warnsystem, Mike Ryan. Eine Pandemiegefahr gebe es zumindest derzeit aber nicht.

Weltweit wurden inzwischen mehr als 800 Infektionen bestätigt, die meisten davon in Mexiko. Von Samstag auf Sonntag hat es in Graz drei weitere Verdachtsfälle gegeben, die sich aber als negativ herausgestellt haben. In Deutschland wurden am Wochenende drei neue Fälle gemeldet. In Bayern steckte sich ein 38-jähriger Mann an, der in einem Krankenhaus in einem Zimmer mit dem Mexiko-Rückkehrer lag, bei dem sich bereits eine Krankenschwester infiziert hatte. Die Zahl der Todesopfer stieg indessen weltweit auf 19. Die WHO hat nun 2,4 Mio. Einheiten des Medikaments Tamiflu in 72 Entwicklungsländer verschickt, um diese gegen eine mögliche Pandemie zu wappnen.

Ein beunruhigendes Zeichen zur Wandlungsfähigkeit des neuartigen Erregers kam am Wochenende aus Kanada: Erstmals wurde der Erreger von einem Menschen auf Schweine übertragen. Die rund 220 Tiere des Bauernhofs in der Provinz Alberta wurden unter Quarantäne gestellt. Ein Arbeiter war nach Angaben der Lebensmittelbehörde aus Mexiko zurückgekehrt, und zwei Wochen später zeigten die Tiere Krankheitssymptome. Das Virus habe sich vermutlich nicht über den betroffenen Betrieb hinaus verbreitet.

Massenschlachtung in Ägypten

Nach dem ersten Schweinegrippe-Fall in China wurden alle Flüge aus Mexiko ausgesetzt. Das Hotel, in dem der erkrankte Tourist aus Mexiko in Hongkong abgestiegen war, wurde mit seinen 350 Gästen für sieben Tage unter Quarantäne gestellt. Die rund 130 Passagiere, die im gleichen Flug wie der Grippepatient nach China gekommen waren, wurden ebenfalls isoliert.

In Ägypten wurde unterdessen mit der umstrittenen Massentötung von Schweinen begonnen. In Kairo wurden 28.000 Schweine zu Schlachthöfen gefahren, die ersten 550 Tiere wurden getötet. Am Sonntag kam es zu Ausschreitungen wütender Züchter. In Ägypten ist bisher kein Fall von Schweinegrippe bekannt.

AUF EINEN BLICK

Das Virus H1N1 der sich ausbreitenden Schweinegrippe ist beim Pharmakonzern Baxter in Österreich eingetroffen. Daraus wird in den kommenden Wochen ein Impfstoff gemacht.

In Österreich gibt es weiterhin keine Neuerkrankung. Weltweit wurden bisher ca. 800 Infektionen bestätigt, darunter 49 in Europa.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.05.2009)

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