Bericht: 400.000 Kinder von Armut betroffen

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Laut Statistik Austria sind 13 Prozent der unter 16-Jährigen „von zentralen Lebensbereichen“ ausgeschlossen. Armut mindert auch die Bildungschancen deutlich.

Wien. Mehr als 400.000 Kinder und Jugendliche in Österreich sind armutsgefährdet oder laufen Gefahr, aus wirtschaftlichen Gründen sozial ausgegrenzt zu werden. Diese Zahlen veröffentlichte die Statistik Austria am Montag. 13 Prozent der unter 16-Jährigen, also mehr als jedes zehnte Kind, ist „von zentralen Lebensbereichen ausgeschlossen“, so die Statistik Austria. Dazu gehören etwa Zugang zu kindgerechten Büchern, tägliches Obst oder Gemüse sowie ein Platz mit „ausreichend Licht und Ruhe zum Lernen“. Nur die Hälfte der Kinder aus einkommensschwachen Familien kann einmal pro Jahr auf Urlaub fahren.

43 Prozent der Kinder aus Haushalten mit niedrigem Einkommen üben aus Geldmangel keine regelmäßigen Freizeitaktivitäten aus. Darunter fällt etwa, Feste zu veranstalten oder an kostenpflichtigen Schulaktivitäten teilzunehmen. All das würde die „soziale Teilhabe“ fördern, ist aber laut Statistik Austria „erst ab mittlerem Einkommen für fast alle Kinder leistbar“.

Insgesamt sind 23 Prozent (408.000) der unter 20-Jährigen armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Stark betroffen sind Kinder aus Ein-Eltern-Haushalten oder mit Migrationshintergrund. Zum Vergleich: In der Gesamtbevölkerung beträgt der Anteil 19 Prozent. 18 Prozent bzw. 310.000 Kinder sind armutsgefährdet – sie kommen aus Familien mit einem Einkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle. 107.000 sind arm im Sinn von „erheblich materiell depraviert“. Ihre Familien haben etwa keine Waschmaschine, kein Telefon oder können nicht ausreichend heizen.

All das hat Folgen für die Bildung. Geld für Nachhilfe ist für 49 Prozent der Mädchen und 41 Prozent der Buben in einkommensschwachen Haushalten nicht vorhanden. Armutsgefährdete Kinder besuchen öfter eine Hauptschule, nur wenige Eltern können sich für ihre Kinder einen Studienabschluss vorstellen (20 Prozent im Vergleich zu 53 Prozent in Familien mit hohem Einkommen). So bestehe die Gefahr, dass Armut vererbt wird, warnt die Statistik Austria.

Sozialminister Rudolf Hundstorfer wollte die Situation nicht beschönigen, verwies aber darauf, dass der Anteil der armutsgefährdeten Menschen seit Ausbruch der Krise im Jahr 2008 in Österreich von 20,6 auf 19,2 Prozent gesunken sei. EU-weit sei er von 24 auf 25 Prozent gestiegen. (red./APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2015)

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